Statistisches Bundesamt: Insolvenzen steigen 2024 spürbar

In Deutschland sind im vergangenen Jahr mehr Unternehmen in die Insolvenz gerutscht als im Vorjahr. Wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte, erhöhte sich die Zahl der Unternehmenspleiten 2024 verglichen mit 2023 um 16,8 Prozent. Demnach stellten vor allem Nachfrageausfälle, hohe Kosten für Energie und Fachkräfte, Belastungen durch Steuern und Bürokratie große Herausforderungen für Firmen dar.

Eine offizielle Gesamtzahl der Insolvenzen 2024 liegt noch nicht vor, da für die amtliche Statistik Daten von Gerichten verwendet werden, die nicht so schnell zur Verfügung stehen. Die Auskunftei Creditreform schätzte die Zahl der insolventen Unternehmen im Dezember noch auf etwa 22.400, was jedoch einem Anstieg von 24,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entsprechen würde. Die tatsächliche Zahl dürfte entsprechend etwas niedriger liegen.

Dennoch dürften die Insolvenzen ihren höchsten Stand seit zehn Jahren erreichen. Der Chefanalyst der Deutschen Industrie- und Handelskammer, Volker Treier, sprach von einem „deutlichen Warnsignal“. Zudem ist laut Creditreform nicht zu erwarten, dass die Insolvenzwelle vorerst abflacht; vielmehr könnte sie Schätzungen zufolge 2025 den bisherigen Höchststand von 2009 erreichen, als mehr als 32.000 Unternehmen pleitegingen.

Starker Anstieg im Oktober

Die letzten amtlichen Ergebnisse liegen für Oktober 2024 vor: Da verzeichneten die Statistiker 2.012 Unternehmensinsolvenzen, 35,9 Prozent mehr als im Oktober 2023. Die damit verbundenen Forderungen der Gläubiger bezifferte das Bundesamt auf 3,8 Milliarden Euro. Im Vorjahresmonat hatten die Forderungen bei 1,6 Milliarden Euro gelegen.

Bezogen auf 10.000 Unternehmen habe gab es im Oktober 2024 deutschlandweit 5,9 Unternehmensinsolvenzen. Die Bereiche Verkehr und Lagerei (11,5 Insolvenzen), das Baugewerbe (8,9) und das Gastgewerbe (7,9) lagen dabei teils weit über dem Durchschnitt.

Im Bereich der Verbraucherinsolvenzen verzeichnete das Statistische Bundesamt im Oktober 6.237 Fälle. Das waren 10,8 Prozent mehr als im Oktober 2023.

Nachholeffekte ab 2022 sorgen für Anstieg der Insolvenzen

Die negative Entwicklung ist laut dem Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) jedoch nur bedingt auf die Krise der Konjunktur zurückzuführen. Vielmehr hätten niedrige Zinsen „jahrelang“ Insolvenzen verhindert, sagte der Leiter der IWH-Insolvenzforschung, Steffen Müller. Während der Corona-Pandemie seinen Insolvenzen „aufgrund von Subventio­nen wie zum Beispiel dem Kurzarbeitergeld ausgefallen“.

Ab 2022 hätten der Wegfall solcher Subventionen sowie der Zinsanstieg „Nachholeffekte bei Insolvenzen ausgelöst.“ Die hohe Zahl der Firmeninsolvenzen bezeichnete Müller als eine schmerzhafte, aber notwendige Marktbereinigung, die den Weg für zukunftsfähige Unternehmen frei mache.