Spanien untersagt Ungarn Kauf des Schnellzugherstellers Talgo

Die spanische Regierung hat die Übernahme von Talgo durch das ungarische Gruppe Magyar Vagon endgültig abgelehnt. Das Industriekonsortium hatte im März ein Angebot in Höhe von 617 Millionen, also 5 Euro je Aktie, für den einzigen spanischen Hersteller von Hochgeschwindigkeitszügen vorgelegt. Man müsse die strategischen Interessen Spaniens und die nationale Sicherheit schützen, teilte eine Regierungssprecherin nach einer Kabinettssitzung am Dienstag mit.

Die Regierung hat nie ein Geheimnis aus ihren Bedenken gegenüber der Offerte des ungarischen Konsortiums gemacht, zu dem der Staatsfonds Corvinus sowie Geschäftsleute gehören, die dem ungarischen Regierungschef Viktor Orbán nahestehen sollen. Auch mutmaßliche Verbindungen nach Russland spielten bei der Entscheidung eine Rolle.

Handel von Talgo-Aktien zeitweise ausgesetzt

Der Ausschuss für ausländische Investitionen (JINVEX), der dem Wirtschaftsministerium angegliedert ist, hatte nach einer mehrmonatigen Prüfung die Empfehlung abgegeben, der die Regierung folgte. In einer Erklärung hieß es, Talgo sei ein „strategisches Unternehmen in einem Schlüsselsektor für die wirtschaftliche Sicherheit, den territorialen Zusammenhalt und die industrielle Entwicklung“, wie es in einem offiziellen Kommuniqué heißt.

Die spanische Börsenaufsicht setzte mittags zeitweise die Notierung von Talgo aus. Der Kurs fiel am Nachmittag um bis zu 10 Prozent. Am Dienstag wurden in Madrid rechtliche Schritte durch das ungarische Konsortium und der Minderheitsaktionäre nicht ausgeschlossen. Sie bekundeten laut Presseberichten die Absicht, gegen jegliche Einmischung der Regierung vor Gericht zu gehen.

Die Regierung werde „alles in ihrer Macht Stehende tun“, um den Verkauf zu verhindern, hatte Verkehrsminister Óscar Puente schon im März gesagt, als das Angebot offiziell geworden war. Spaniens linke Minderheitsregierung hat in der Vergangenheit schon mehrfach eingegriffen, als strategisch wichtige Unternehmen ins Visier ausländischer Investoren kamen. Der linke Koalitionspartner Sumar will wichtige Betriebe unter stärkere staatliche Kontrolle bringen.

Ein Verkauf des zwölftgrößten Bahnherstellers der Welt, der im vergangenen Jahr Rekordzahlen gemeldet hatte, wäre industriepolitisch sinnvoll gewesen. Die Ungarn boten neben Geld auch die Produktionskapazitäten, die Talgo dringend braucht, um die vielen Aufträge abzuarbeiten, die auch von der Deutschen Bahn kommen. Auch Tschechiens Bahnhersteller Škoda Group hatte sich für Talgo interessiert, was in der spanischen Regierung auf Wohlwollen stieß. Seit dem Frühjahr gab es Kontakte. Im Juli bestätigte Talgo ein Angebot für einen „Unternehmenszusammenschluss und eine industrielle Integration“, wie spanische Medien damals berichteten.