Siemens schafft 400 neue Arbeitsplätze in Frankfurt
Der Technologiekonzern Siemens will in Frankfurt rund 400 weitere Stellen schaffen. Die Belegschaft des Schaltanlagenwerks im Osten der Stadt solle bis 2027 von derzeit 1900 auf 2300 anwachsen, teilte das Unternehmen am Donnerstag bei der Eröffnung mehrerer Neubauten auf dem Werksgelände mit. Im Zuge der Kapazitätserweiterung habe Siemens seit 2023 schon 200 neue Beschäftigte eingestellt, sagte Standortleiter Mark Backhaus: „Weitere 400 Arbeitsplätze sollen in den nächsten Jahren entstehen.“
Nach der Erweiterung seiner Produktionsflächen in Fechenheim, wo zudem ein neues Hochgeschwindigkeitslager in Betrieb genommen wurde, hat sich Siemens zusätzlich ein 3,5 Hektar großes Gelände am Osthafen gesichert. Es handelt sich um ein Grundstück an der Daimlerstraße, das früher Lufthansa Technik nutzte. Die Lufthansa hatte 2021 angekündigt, mehrere Standorte der Tochtergesellschaft zu schließen.
Bei dem Gelände handelt es sich um ein Erbpachtgrundstück der Stadt Frankfurt, die darauf befindlichen Gebäude kaufte Siemens der Lufthansa ab. Rund 13.000 Quadratmeter Gebäudefläche will die Firma als Produktionshallen für Schaltanlagen, weitere 2500 Quadratmeter als Büros nutzen. „Wir haben schon mit den Umbauten begonnen“, sagte Backhaus. Das Unternehmen investiert 100 Millionen Euro in den Erweiterungsstandort, der nur einen Kilometer Luftlinie vom Schaltanlagenwerk in Fechenheim entfernt ist.
OB Josef: starkes Bekenntnis zu Frankfurt
Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) bezeichnete die Investition als „starkes Bekenntnis zu Frankfurt, das den Erhalt der Industrie im Osthafen sichert“. Es sei „nicht selbstverständlich, dass in den Standort Frankfurt über 100 Millionen Euro investiert werden“. Zuletzt hatte es gerade aus der Industrie einige schlechte Nachrichten gegeben. So will der Autozulieferer Continental bis Ende nächsten Jahres 630 Stellen in Frankfurt abbauen. Außerdem verlässt der im Osthafen angesiedelte Industrieventile-Produzent Samson die Stadt und siedelt nach Offenbach über; das Unternehmen hat seine Umzugspläne mit fehlenden Ausbaumöglichkeiten in Frankfurt begründet.
Siemens habe die Stadt frühzeitig über seine Erweiterungspläne informiert, sagte Wirtschaftsdezernentin Stephanie Wüst (FDP) der F.A.Z.. Zu Lufthansa Technik habe der Münchener Konzern von sich aus Kontakt aufgenommen, die städtische Grundstückseignerin HFM Hafenmanagementgesellschaftfrühzeitig einzubinden, habe aber den schnellen Abschluss des Pachtvertrags erleichtert. Schon 2025 will Siemens in den Gebäuden am Hafen die Produktion aufnehmen.
Siemens steuert Verteilung des Stroms in den Netzen
Standortleiter Backhaus wies im Gespräch mit Journalisten allerdings auch auf Schwierigkeiten im Fechenheimer Industriegebiet hin. „Hier am Standort stoßen wir an Grenzen“, sagte er. Die Carl-Benz-Straße, über die der Lastwagen-Verkehr zum Werk läuft, sei in einem schlechten Zustand. Das neue Gelände am Osthafen verfüge über einen Gleisanschluss und biete überdies das Potential, den Schiffsverkehr zu nutzen. „Wir werden uns Gedanken machen, wie wir das nutzen können“, sagte Backhaus.
Die steigende Nachfrage nach Schaltanlagen geht auf den wachsenden Strombedarf zurück. Der entstehe nicht nur durch den Ausbau der E-Mobilität und die Elektrifizierung von Produktionsanlagen, sondern auch durch die Digitalisierung, sagte der Manager. So treibe die zunehmende Nutzung von Künstlicher Intelligenz die in Datencentern benötigte Rechenleistung in die Höhe.
„Wir steuern die Verteilung des Stroms in den Netzen“, erläuterte Backhaus die Aufgabe der Schaltanlagen. Deren bekannteste Erscheinungsform sind die Transformatorenstationen. auch Trafo-Häuschen genannt. Sie wandeln den Strom aus den Verteilnetzen mit einer Spannung von mehreren tausend Volt auf die in Haushalten benötigten 230 Volt um. Schaltanlagen von Siemens fänden sich aber auch in U-Bahn-Stationen, Industriehallen und Supermärkten, sagte Backhaus.