Robert Habeck denn Cringe-Minister: Hey, na, wollen wir Freunde sein?
Taylor Swift am Küchentisch und penetrantes Duzen: Die neue Strategie von „Kandidat der Herzen“ Robert Habeck löst nur eins aus: Fremdscham. Über einen, der so höchstens einen neuen Kumpel findet – Friedrich Merz
Es stehen uns obercringe Zeiten bevor. Seit dem 7. November ist das klar, denn da kehrte Robert Habeck mit einem Take That-Zitat („Back for Good“) zurück zu Twitter. Während die FDP plante, wie die Ampel-Koalition kaputt zu leberwursten sei, während sich Olaf Scholz eine Diss-Track-Rede schrieben ließ, die ihn als gefühlvoll zeigen sollte, plante Team Habeck also eine Social-Media-Strategie – und was soll man sagen, die Agentur ist nicht so gut gewählt. Jedes Mal, wenn sein Profil in der Timeline auftaucht, zuckt man zusammen. Habecks neuer Auftritt ist schwerer zu ertragen als zehn Fingernägel, die über eine Schultafel ziehen.
Da war dieses Video, das mittlerweile vermutlich gelöscht ist, weil Habeck darin ein Lied schief summt, dessen Urheber lieber nicht für den Wahlkampf verwurstet werden möchte, darin guckt Habeck wie eine Wärmepumpe in die Kamera, mit einem Blick, der komplett undeutbar ist, aber definitiv zu tief in die Augen. In selbem Video – das nur nochmal für Leute, die nicht in den sozialen Medien unterwegs sind (Glückwunsch, weiter so!) – verkündet er seine Kanzlerkandidatur mit einem Taylor-Swift-Verweis.
Dass die Strategie, sich an Popkultur ranzuwanzen, vielleicht bei Liberalos zieht, aber nicht genug und keine linke Politik ist, hätte man in den USA sehen können, wo Kamala Harris ja fast nur auf Taylor Swift, Charlie XCX und Beyoncé setzte. Aber gut, was soll man machen, da war das „Drehbuch“ nun vermutlich auch schon geschrieben. Aber linke Politik will Habeck scheinbar gar nicht machen.
Nachdem er in seiner Regierungszeit plötzlich seine menschelnde Art aufgegeben hat, was man sich auf den Erzeuger-Märkten des Landes nur mit Fraktionszwang erklären konnte, ist nun für das Projekt Kanzlerschaft wieder alle Menschlichkeit zurück, und zwar so sehr, dass man glaubt, schon Habecks Weleda-Haarprodukt riechen zu können. Oder ist er Dr. Hauschka-User?
Da werden auf dem Profilfoto allen Ernstes die Ärmel hochgekrempelt, da wird die Hand aufs Herz gelegt. „Hallo, ich bin Robert.“ Noch ein Selfie. Noch eine Streichelrobbe. Angebote machen für unser Land. Weichen stellen. Mut haben. Team work makes the dream work. Alle Phrasen purzeln aus der dünnen Bomberjacke, die er trägt, als er auf dem Parteitag der Grünen wie ein einlaufender Boxer die Reihen mit Handschlag begrüßt.
Während der neue Grünen-Chef Felix Banaszak im ZDF-Interview die neue rechte Linie der Partei beschwört und von der Einschränkung des Asylrechts erzählt, kumpelt Robert Habeck lieber rum. „Vielleicht habt ihr Lust drauf, mir auch Videos von eurem Küchentisch zu schicken“, sagt er in einem seiner Küchentisch-Videos, deren Sinn sich wohl niemals erschließen wird, denn warum setzt er sich an einen Küchentisch von Freunden? Was für Freunde sind das? Warum diese? Warum duzt er mich? Und warum will der creepy Onkel auch noch Videos von mir geschickt bekommen? Da bekommt man doch wirklich alles, aber keine Lust auf Politik.
Und es geht weiter mit den Wahlkampf-Peinlichkeiten, wenn Herr Habeck vom dienenden Anführen spricht, das die deutsche Aufgabe sei, von Wir. Wir. Wir. Du. Das ist eine Strategie, mit der man vielleicht noch die Kunden vom Erzeuger-Markt erreicht, während sie Käse für 60 Euro das Kilo kaufen und von der Gerechtigkeit durch Taurus träumen. Aber das Unangenehmste an Habecks Social-Media-Kumpeligkeit ist die nur unglaubwürdig vorgetragene Annahme, dass er damit Kanzler werden kann. Denn jeder weiß, Robert tut’s für Friedrich.