„Riefenstahl“ von Andres Veiel: Die Paradefrau
Wenn
wir als Nachgeborene unser Urteil über die NS-Zeit sprechen, stehen wir vor der
Frage, wie wir uns damals selbst verhalten hätten. Wären wir mitmarschiert?
Hätten wir uns in die Büsche geschlagen? Oder gar Widerstand geleistet?
Im
Fall von Helene Bertha Amalie Riefenstahl ist die Antwort kristallklar. Die
umjubelte Regisseurin erlag dem Rausch der Macht, sie war den
Nationalsozialisten treu ergeben und hat der barbarischen Clique, man darf es
wörtlich nehmen, die Stiefel geküsst. Riefenstahl liebte das faschistische
Spektakel, und den „Führer“ liebte sie ganz besonders. Der Angebetete nannte
sie seine „Paradefrau“, schickte Rosen und löste ein altes Versprechen ein:
„Wenn wir an die Macht kommen, dann müssen sie meine Filme machen.“ Nach dem
Krieg, nach 60 Millionen Toten, tat Riefenstahl ganz unschuldig und entnazifizierte sich selbst. „Eine Widerstandskämpferin hätte ich sein sollen,
meinen Sie?“ Nein, eine „Sklavin der Schönheit“ sei sie gewesen, und nur einem
Herren habe sie gedient: der Kunst.