Publik-rechtlicher Rundfunk: Rundfunk Berlin-Brandenburg lässt Fall Stefan Gelbhaar von unabhängigen Experten nacharbeiten

Die Chefin des Senders RBB, Ulrike Demmer, hat den Berliner Grünen-Politiker Stefan Gelbhaar für fehlerhafte Berichterstattung um Entschuldigung gebeten. Zudem sagte die Intendantin in der öffentlichen Rundfunkratssitzung zu den Fehlern: „Wir können das nicht ungeschehen machen.“ Externe Experten sollen aufklären. „Es sind wirklich schwerwiegende Fehler passiert“, ergänzte Demmer.

Anfang nächster Woche sollen demnach unabhängige Experten mit der Aufarbeitung beginnen. Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) plant ein maximales Budget von 60.000 Euro netto ein. Wer die Experten sein werden, ist noch unbekannt. In der Sitzung wurde die Forderung gestellt, dass Ende Februar ein Bericht vorliegen solle. Chefredakteur David Biesinger sagte vor dem Rundfunkrat, es würden Konsequenzen gezogen, sobald die externe Analyse vorliege.

Gelbhaar bestreitet Vorwürfe

Die fehlerhafte Berichterstattung war vor rund zwei Wochen bekanntgeworden. Der ARD-Sender hatte Teile seiner Berichte über Belästigungsvorwürfe gegen den Bundestagsabgeordneten Gelbhaar zurückgezogen. Im Kern kamen Zweifel an der Identität einer der Frauen auf, die dem Sender die Vorwürfe versicherten – die Person soll gar nicht existieren. Es stellte sich heraus, dass der Sender die Person nie getroffen hatte. Über die Zweifel hatte vor der Zurückziehung der RBB-Berichte bereits der Tagesspiegel berichtet.

Gelbhaar hatte Vorwürfe stets bestritten. Es steht im Raum, ob es innerhalb der Grünen eine Intrige gegen den Politiker gegeben haben könnte, der nun nicht in den nächsten Bundestag einziehen wird. Gelbhaar sei durch die nicht ausreichend geprüften Veröffentlichungen Unrecht getan worden, hieß es in einer Pressemitteilung des RBB in der vergangenen Woche.

Mitglieder des Kontrollgremiums Rundfunkrat zeigten sich zum Teil entsetzt über die RBB-Fehler. Rundfunkratschef Oliver Bürgel sagte, es sei erschütternd, dass der Sender solch grundlegende Fehler gemacht habe. Die Sitzung habe für ihn nur Teilantworten ergeben. Ein anderes Mitglied sprach von einer Salamitaktik der bisherigen Aufarbeitung im Sender.