Prozess um Harvey Weinstein: Um welches es im neuen Prozess gegen Harvey Weinstein geht
Der ehemalige Hollywoodproduzent Harvey Weinstein muss wieder vor Gericht. Ein Prozess wegen Vergewaltigung aus dem Jahr 2020 wird neu aufgerollt. Doch warum wurde das Urteil überhaupt zurückgenommen? Sitzt der 73-Jährige aktuell noch im Gefängnis? Und
was wird im neuen MeToo-Prozess verhandelt? Antworten auf die wichtigsten
Fragen:
Worum geht es im neuen Prozess gegen Harvey Weinstein?
Harvey Weinstein steht ab Dienstag wegen mutmaßlicher Nötigung und Vergewaltigung vor Gericht. Verhandelt werden drei Fälle. Zwei der Anklagen stammen aus einem Verfahren von 2020, das neu aufgerollt wird. Zusätzlich wird ein neuer Fall verhandelt, bei dem Weinstein im Jahr 2006 eine Frau zum Oralsex gezwungen haben soll, berichtet der Fernsehsender ABC News. Sie hatte sich demnach bereits vor dem ersten Prozess bei den Behörden gemeldet, ihre Aussagen wurden damals jedoch nicht berücksichtigt. Weinstein hatte laut New York Times beantragt, die aktuelle Anklage abzuweisen. Das wies ein New Yorker Richter zurück. Bei einer Anhörung vor dem Prozess plädierte Weinstein außerdem in allen Fällen auf „nicht schuldig“.
Ab Dienstag werden im neuen Prozess die Geschworenen ausgewählt. Am 22. April beginnen die Eröffnungsplädoyers. Das sagte Richter Curtis Farber vom Kriminalgericht gegenüber ABC News. Der Prozess soll vier bis sechs Wochen dauern, sobald die Zeugenaussagen beginnen.
Wieso wurde das Urteil gegen Harvey Weinstein 2024 aufgehoben?
Das New Yorker Urteil gegen Weinstein hatte ein Berufungsgericht aufgrund von Verfahrensfehlern aufgehoben. Der Richter, der den Prozess geleitet hatte, habe Zeugenaussagen zugelassen, die nicht Teil der Anklage gewesen seien, begründete das Gericht. Mit ihnen sollte ein Muster in Weinsteins mutmaßlichen Taten offengelegt werden. Das Gericht sagte jedoch, die zusätzlichen Aussagen hätten unrechtmäßig das Bild Weinsteins vor den Geschworenen geprägt.
Das Urteil stammte aus dem Jahr 2020. Damals wurde Weinstein in zwei Fällen für schuldig befunden und zu 23
Jahren Gefängnis verurteilt. Er soll die ehemalige
Produktionsassistentin Miriam „Mimi“ Haley 2006 zu Oralsex genötigt und
die Schauspielerin Jessica Mann 2013 vergewaltigt haben.
Zu welchen Haftstrafen wurde Weinstein bereits verurteilt?
Harvey Weinstein wurde insgesamt in drei Fällen verurteilt. Davon einmal 2020 vor dem New Yorker Gericht wegen sexueller Nötigung und Vergewaltigung zu 23 Jahren Haft. Dies ist der Fall, der neu aufgerollt wird. In einem anderen Verfahren in Los Angeles wurde er 2023 wegen eines Sexualverbrechens zu 16 Jahren Gefängnis verurteilt. Weinstein behauptet stets, sexuelle Handlungen hätten immer einvernehmlich stattgefunden.
Harvey Weinstein verbüßte, bis das Urteil aufgehoben wurde, einen Teil seiner 23 Jahre langen Haftstrafe im New
Yorker Gefängnis Rikers Island. Auch nachdem das Verfahren neu
aufgerollt worden war, blieb er in Haft. Denn seine 16 Jahre lange Gefängnisstrafe aus dem Urteil in Los Angeles blieb gültig.
Wie geht es Harvey Weinstein gesundheitlich?
Weinsteins Gesundheitszustand erregte zuletzt bei einer Anhörung in Manhattan im März Aufmerksamkeit. Er wurde im Rollstuhl in den Gerichtssaal geschoben.
Der ehemalige Hollywoodproduzent hatte sich im vergangenen September einer Notoperation am Herzen unterzogen. Bei ihm wurde zudem Leukämie diagnostiziert; im Dezember wurde er Berichten zufolge im Krankenhaus wegen „alarmierender Blutwerte“ behandelt. Weinsteins Anwalt, Imran Ansari, teilte der New York Times zufolge mit, sein Klient habe „Flüssigkeit am Herzen, Flüssigkeit in der Lunge“ und eine Wirbelsäulenverengung. Weinstein bat den Richter, das aktuelle Verfahren schnell zu starten. Viel Zeit bleibe ihm nicht mehr.
Was hat Harvey Weinstein mit der MeToo-Bewegung zu tun?
Der erste Weinstein-Prozess hatte die globale MeToo-Bewegung mit ausgelöst. Seit 2017 hatten mehr als 80 Frauen öffentlich erklärt, der einst mächtige Filmproduzent habe seine Position für sexuelle Übergriffe ausgenutzt. Unter ihnen sind prominente Schauspielerinnen wie Angelina Jolie, Gwyneth Paltrow und Ashley Judd. Das Urteil aus dem Jahr 2020 gilt in vielen Kreisen als richtungsweisend. Sogar die Vereinten Nationen sprachen von einem „wichtigen Wendepunkt“ bei der Verfolgung von Gewalt gegen Frauen.
Die Aufhebung der Verurteilung schockierte viele MeToo-Unterstützende. Der mit dem Fall angestoßene kulturelle Wandel mit Fortschritten bei der Stärkung von Frauenrechten bleibt Expertinnen und Expertinnen zufolge von der juristischen Entscheidung aber weitgehend unberührt. In der MeToo-Bewegung richten sich Frauen weltweit gegen männlichen Machtmissbrauch und sexuelle Übergriffe.