Philips legt Rechtsstreit im Zusammenhang und erlebt Kurssprung

Nach seinen Problemen mit Beatmungsgeräten in der Schlaftherapie hat sich Philips mit der amerikanischen Justiz auf einen milliardenschweren Vergleich geeinigt. Der niederländische Medizintechnikkonzern und Konkurrent von Siemens Healthineers zahlt demnach 1,1 Milliarden Dollar, um eine anhängige Sammelklage sowie Einzelklagen von Patienten beigezulegen, die unter anderem Gesundheitsschäden aufgrund der Apparate geltend machen. Viele Analysten hatten mit einem wesentlich höheren Betrag gerechnet – deswegen schoss der Kurs der im Standardwerteindex AEX geführten Aktie zu Wochenbeginn in die Höhe. Im frühen Handel notierte er ein Drittel über dem Schlusskurs von Freitag bei 26,40 Euro.

Es geht um Beatmungsgeräte zur Anwendung im Schlaf. Aus dem enthaltenen Dämmschaumstoff können sich Partikel lösen – mit möglichen gesundheitlichen Schäden, wenn Nutzer sie einatmen. Nachdem die Schwierigkeiten vor drei Jahren öffentlich bekannt wurden, rief Philips 5,5 Millionen Geräte auf der Welt zurück. Die Kosten für diese Aktion und für juristische Vorkehrungen summierten sich schon auf einen Milliardenbetrag; im vergangenen Jahr etwa einigte sich Philips mit Klägern, die wirtschaftlichen Schaden geltend gemacht hatten wie etwa Versicherer. Nach Berechnungen von Bloomberg belaufen sich die Gesamtkosten nach jetzigem Stand auf etwa 5 Milliarden Dollar. Der jetzige Vergleich “deckt alle Ansprüche in den USA ab, auch die, die in den kommenden sechs Monaten noch kommen würden“, sagte Vorstandsvorsitzender Roy Jakobs zu Bloomberg TV. Alles sei aber noch nicht beigelegt. So steht noch eine Untersuchung des Justizministeriums aus.

Philips betonte wie üblich in solchen Fällne, das Unternehmen räume mit dem Vergleich keine Schuld oder Haftung ein. Philips erwartet nach eigener Aussage, die Zahlen im kommenden Jahr zu tätigen. Für das erste Quartal dieses Jahr bucht der Konzern eine Rückstellung von 982 Millionen Euro – was maßgeblicher Grund für einen Quartalsverlust unterm Strich war. Die juristische Einigung ließ die aktuellen Geschäftszahlen aber in den Hintergrund rücken. Analyst Richard Felton von Goldman Sachs nannte die Beilegung der Rechtssache als bedeutenden Meilenstein. Fortan dürften bei Philips die Fundamentaldaten wieder stärker in den Fokus rücken. “Das ist viel milder als befürchtet und wird das Ende der Rechtsunsicherheit bedeuten“, befanden Analysten von Jefferies.