Missbrauchsvorwürfe: Erneute Festnahme von Unternehmer Stronach

Gegen den österreichisch-kanadischen Unternehmer Frank Stronach werden seit längerem Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs erhoben. Laut der Nachrichtenagentur A? ist er nun in Kanada ein weiteres Mal festgenommen worden. Schon vor drei Wochen hatte die Polizei den Gründer des Autozulieferers Magna befragt, wie sein österreichischer Anwalt Michael Krüger bestätigte,

Die Vorwürfe reichen bis in die späten Siebzigerjahre zurück. Ein letzter Fall habe sich im vergangenen Jahr abegspielt. Sein kanadischer Anwalt Brian Greenspan weist die Anschuldigungen in acht Fällen, davon in sechs Fallen wegen sexueller Übergriffe zurück. Die neuerliche Festnahme hat nach Polizeiangaben damit zu tun, dass neue potenzielle Opfer gefunden wurden.

Vor drei Wochen hatten die Nachrichtenagentur Reuters und weitere Medien hatten zuvor unter Verweis auf örtliche kanadische Polizeibeamte berichtet, Stronach sei im Vorort Aurora in Toronto kurzzeitig verhaftet worden, sei aber mittlerweile unter Auflagen wieder auf freiem Fuß.

Magna gibt an, keine Verbindung mehr zu ihm zu haben

Die Auflage für seine Freilassung sei gewesen, den Reisepass abzugeben. Stronach könne diesen aber im Fall von geschäftlichen Auslandsreisen zurückerhalten. „Er hat den Reisepass abgegeben, das ist in solchen Fällen üblich.“

Der Magna-Konzern ließ wissen, man habe keine Kenntnis von der Untersuchung oder den erhobenen Vorwürfen. Auch verwies man darauf, dass Stronach keine Verbindung zu Magna mehr habe, seit er im Jahr 2010 die Kontrolle abgegeben hat. Erstaunlich ist, dass die Vorwürfe jetzt an die Öffentlichkeit kommen. Die Frau des zweifachen Vaters ist vor wenigen Monaten gestorben.

Stronach sah sich schon Anfang der Nullerjahre in Kanada mit Belästigungsvorwürfen konfrontiert, die nach Medienberichten außergerichtlich beigelegt wurden. Auch in der 2006 erschienenen unautorisierten Stronach-Biographie „Magna Cum Laude“ stellt der Autor Wayne Lilley bestimmte Tendenzen fest: „Weibliche Mitarbeiter rieten jüngeren Kolleginnen hinter vorgehaltener Hand, vor dem Verhalten des Chefs bei Veranstaltungen wie der Firmenweihnachtsfeier auf der Hut zu sein.“

In Kanada verwirklichte er den amerikanischen Traum

Der 1932 als Franz Strohsack in der Steiermark geborene Unternehmer wanderte nach einer Lehre als Werkzeugmacher in seiner Heimat in den Fünfzigerjahren nach Kanada aus. Dort verwirklichte er den amerikanischen Traum. In einer Garage begann er, Autoteile zu produzieren. Damit war der Anfang für den Autozulieferer Magna gemacht, der zu den führenden Branchenvertretern gehört. Magna erlöst fast 43 Milliarden Dollar und beschäftigt rund 180.000 Mitarbeiter. Das Unternehmen entwickelt und fertigt auch selbst Fahrzeuge für andere Hersteller.

In Österreich hat der Industrielle in den zurückliegenden Jahrzehnten versucht, auf mehreren Gebieten einen Stempel zu hinterlassen. Unternehmerisch hatte er zuletzt vor drei Jahren Pläne für Mikro-E-Autos in seiner ursprünglichen Heimat Weiz in der Steiermark. Doch zerschlug sich die Idee. Auch als Kunstmäzen betätigte er sich.

Daneben hatte er einst auch den Fußball und den Pferdesport als Spielwiese auserkoren. Trotz immenser Geldmittel blieb das Engagement des umtriebigen Milliardärs auf diesem Gebiet letztlich ohne Nachhaltigkeit. Zudem mischte er auch in der österreichischen Politik als Quereinsteiger mit. 2012 gründete er das „Team Stronach“, die hohen eigenen Erwartungen konnten aber nicht erreicht werden. Er selbst zog sich rasch wieder aus der Politik zurück, seine Partei wurde 2017 aufgelöst.