„Maestro“: Sofort ins Herz

Im Abspann des Films sieht man ihn dann wirklich und wirklich leiten, Leonard Bernstein, den Maestro: weißes Jackett, schwarze Fliege, halb Barkeeper, halb Conférencier, könnte man meinen, verschwitzt solange bis ins Mark, rudernd, wühlend, Fäuste ballend, sich und die Welt umarmend, mithüpfend, mitsingend, mitschreiend zur Musik, zur Hand, dasjenige Innerste nachdem außerhalb zu stülpen und nichts so sehr zu wollen wie die totale Ekstase, wie Auflösung und Entgrenzung.

Bernstein, sagen diejenigen, die mit dem US-amerikanischen Dirigenten nie viel lancieren konnten, sei ein Kitschier. Einer, welcher an den „schönen Stellen“ immer denn Erster weine. Und von sich selbst schnell ergriffen sei. Das mache die Mischung aus übersteigerter Empfindsamkeit und überbordendem Talent. Eine solcherart ungeschützte Emotionalität am Dirigentenpult ist jedenfalls selten geworden. Heute wird möglichst dosiert, kontrolliert, konfektioniert. Alles andere wäre dem 21. Jahrhundert verdächtig.