Legal, rechtswidrig: Mit Bubatz um Bayern vereinen Bogen zeugen!

Kiffen ist jetzt legal – außer in Bayern, da bleibt Gras weiter verboten, verklärt und verteufelt. Während erste Daten Entwarnung geben, träumt die CSU vom Rückwärtsgang


Wenn Gras so aussähe, würde Markus Söder es sicherlich legalisieren

Montage: der Freitag; Material: iStock, Getty Images


Kiffer in Deutschland eint nicht viel. Sie sind jung und alt, arm und reich, nehmen Cannabis in Form von Blüten, Ölen oder Snacks, konsumieren gegen Schmerzen, zur Entspannung oder zum Spaß. Nur in einer Sache waren sie sich mal einig: um Bayern einen Bogen! Vor der Teil-Legalisierung am 1. April 2024 war vielen Cannabis-Konsum-ent*innen bekannt, dass im südlichen Freistaat besonders harte Gesetze auf besonders erpichte Behörden stoßen.

Dass dieser Eindruck auch nach der Teil-Legalisierung bleibt, dafür sorgt aktuell der bayrische Innenminister Joachim Herrmann (CSU). Er wolle den „Fehler der Ampel rückgängig machen und Cannabis wieder verbieten“, sagte er diese Woche der Augsburger Allgemeinen. Die bayrische Gesundheitsministerin Judith Gerlach (ebenfalls CSU) fordert eine „rasche und vollständige“ Abkehr vom „Cannabis-Irrweg“. Die Union hat ihren Wunsch bereits in die Koalitionsverhandlungen mit der SPD eingebracht.

Inwiefern die Teil-Legalisierung jedoch als „Fehler“ gelten kann, ist gar nicht klar. Ein Bericht über die Auswirkungen wollte die Ampel-Regierung im Oktober vorlegen. Bislang gibt es nur Indizien: In Stuttgart versuchten Forscher*innen per Grundwasseranalyse Daten zum Konsum zu erhalten. Ergebnis: Im Winter wird mehr gekifft als im Sommer, seit vergangenem Jahr aber nur geringfügig mehr als vorher. Suchtkliniken melden, dass Menschen nun freiwillig und früher Hilfe suchten, aber nicht zahlreicher. Jurist*innen und Hanfverbände fordern eine Überarbeitung des Gesetzes. Noch immer gebe es zu viele Lücken für den illegalen Handel. Der legale Vertrieb erstickt derweil in Auflagen.

So wurden von den knapp 600 eingereichten Genehmigungsanträgen für Anbauvereinigungen gerade einmal 133 bewilligt. In Bayern erteilten die Behörden keine einzige Genehmigung, was Gesundheitsministerin Gerlach fast stolz hervorhob. Joachim Herrmann begründete seinen Vorstoß mit gestiegenen Verkehrsdelikten. Aber auch hier sind die Zahlen nicht eindeutig: In Rheinland-Pfalz etwa sind Unfälle unter Einfluss von THC deutlich zurückgegangen.

Einig sind sich viele Ex-pert*innen aber in der Einschätzung, dass es zur Beurteilung des Gesetzes zu früh sei. Daher gilt für Kiffer bis auf Weiteres: um Bayern einen Bogen!