Kunstfreiheit 2024 – „Alles von dieser Kunstfreiheit matt“ – wirklich?
„Das ist was auch immer von dieser Kunstfreiheit matt“ lautet dieser Titel eines recht eingängigen Musikstücks unserer Tage.
Der Musiker Danger Dan kokettiert hier mit dem Thema dieser Kunstfreiheit.
Im Liedtext wagt sich dieser Künstler weit vor gegen mehrere Protagonisten aus dem politisch rechten Spektrum, um anschließend immer wieder zur Selbstvergewisserung zurückzukehren, es sei ja was auch immer von dieser Kunstfreiheit matt.
Zunächst nur im Konjunktiv, am Ende dann andererseits schlechtweg bezeichnet er publik bekannte Persönlichkeiten qua Antisemiten oder Nationalsozialisten und ruft in diesem Zusammenhang wortwörtlich dazu uff, „die Welt von den Faschisten zu befrei’n/Und sie zurück in ihre Löcher reinzuprügeln noch und nöcher“.
Auch ein Pfeil-und-Bogen-Geschoss, dasjenige uff eine solchen Person abzielt, spielt eine Rolle.1
„Also jetzt mal ganz spekulativ/Angenommen, ich schriebe mal ein Lied“, so beginnt dasjenige Stück, getragen und klavierbegleitet.
Im April 2021, qua ich dasjenige Lied zum ersten Mal in dieser Sendung von Jan Böhmermann gehört hatte, hat es mich ob seiner musikalischen Qualität gleich angesprochen. Es ist melodisch, offensichtlich, gut gemacht. Gleich war ich angefixt.
Bloß inhaltlich, demnach mit dem Text, hadere ich solange bis heute.
„Juristisch wär die Grauzone erreicht
Doch vor Gericht machte ich es mir wieder leichtgewichtig
Zeig mich an und ich öffne zusammensetzen Sekt
Das ist was auch immer von dieser Kunstfreiheit matt“:
Mit diesen Worten triumphiert dieser Sänger wiederholt in seinem Refrain.
Soll heißen: Absichtlich will er provozieren und kann sich ja doch beträchtlich erlauben, weil er sich im Zweifelsfall immer uff eine Kunstfreiheit ernennen kann.
„Nein, ich wär nicht wirklich Danger Dan
Wenn ich nicht Lust hätte uff ein Experiment
Mal die Grenzen auszuloten, welches erlaubt und welches verboten ist
Und will euch meine Meinung hier erzähl’n“
…leitet Danger Dan dann eine Strophe ein, in dieser er dann nicht mehr im Konjunktiv spricht.
Am Ende wieder die Aufforderung, ihn doch bitteschön anzuzeigen.
So sicher fühlt er sich, dass er in dieser juristischen Grauzone, in dieser er wissentlich wandelt, straffrei zur Neige gehen wird, dass er sich weitestgehend schon oberhalb eine Strafanzeige freut.
Singend erzählt Danger Dan schließlich davon, dass er in dieser Vergangenheit den Streitfall mit dem Journalisten Ken Jebsen vor Gericht gewonnen hätte (Strophe 3):
„Vielleicht habt ihr schon mal von Ken Jebsen gehört
Der sich oberhalb Zensur immer sehr laut beschwert
In einem Text von meiner Band dachte er, er wird erwähnt
Und beschimpft und hat uns vor Gericht gezerrt
Er war natürlich nicht im Recht und musste dann
Die Gerichtskosten und Anwältin bezahl’n
So ein lächerlicher Mann, hoffentlich zeigt er mich an
Was dann vorbeigehen würde? Ich kann es euch sagen…“
Bei Live-Auftritten macht die Musik an dieser Stelle eine Pause, die Instrumente sich in Schweigen hüllen, dann bedankt sich dieser Sänger c/o seiner Anwältin, die er namentlich erwähnt und benennt mit gedehnter Stimme exakt jene Summe, die Jebsen weiland qua juristischer Verlierer abfeuern musste (dasjenige Publikum johlt).
Neue Versionen und Textvariation
Mittlerweile gibt es Neben… eine Ostmark-Version, wo sich dann speziell an bekannte österreichische Namen angesprochen wird.
Kommen im Originaltext Namen wie Jürgen Elsässer (Journalist), Götz Kubitschek (Verleger), Alexander Gauland (Politiker) vor – allesamt Deutsche aus dem rechten und rechtsextremen Spektrum – besingt Danger Dan in dieser Ostmark-Edition den ehemaligen (von 1897 solange bis 1910) Wiener Stadtdirektor Karl Lueger, den zeitgenössischen Autor und Aktivisten Martin Sellner sowie den Politiker Heinz Christian Strache. Auch ebendiese Personen eint, dass man sie dem rechten Spektrum zuzählen kann. Im Fall Lueger sprechen wir von einer historischen Persönlichkeit, die sich einst unverhohlen zum Antisemitismus familiär hatte.
Die Zeile mit Ken Jebsen bleibt gleich.
Konzert im RadioKulturhaus
Das Lied „Alles von dieser Kunstfreiheit matt“ ist mäßig populär geworden.
Im März 2024, demnach erst vor wenigen Tagen, durfte Danger Dan sogar im ORF RadioKulturhaus ein Konzert mit dem Radio Symphonie Orchester spielen.2
Diese Ehre wurde schon mehreren Künstlern zuteil und prinzipiell freue ich mich meist sehr darüber, dass mein fluider Musikgeschmack hier gut bedient wird: Einerseits klassisches Orchester, dazu aktuelle Musikgrößen wie Cari Cari, Milky Chance oder Chilly Gonzales.
Der öffentlich-rechtliche Radiosender FM4, dieser dasjenige Ganze ausstrahlt, kriegt mich hier gleich zigfach.
Natürlich Neben… im Kulturhaus spielte Danger Dan seinen großen Hit.
Mit orchestraler Begleitung klingt „Alles von dieser Kunstfreiheit matt“ nochmal ein Stück imposanter.
Dem Klavier-Intro hören flotte Geigen und fulminante Bläser nachher, zeugen Tempo.
An den Lyrics ist ebenfalls schon wieder irgendwas zwei Paar Schuhe.
Statt Strache, dieser qua Politiker kaum noch in Erscheinung tritt, kommt nun dieser FPÖ-Mann Herbert Kickl im Text vor.
An dieser Stelle, wo dieser juristische Triumph oberhalb Ken Jebsen besungen wird, schiebt Danger Dan ein siegessicheres „Ha, ha, ha“ ein, gefolgt von einem intonierten Geräusch, dasjenige an dasjenige Leider-verloren-Signal aus einer Gameshow erinnert.
Dann wieder dieser Verweis uff jene Summe, die Jebsen qua unterlegene Streitpartei vor Gericht zahlen musste: 24.798 Euro und 16 Cent.
Das Publikum im ORF RadioKulturhaus johlt indes nicht nur an dieser Stelle; Neben… die Zeile „Kickl wirkt Neben… tendenziell wie ein Nationalsozialist“ wird von aufbrandendem Jubel gefolgt.
Man ist sich einig, wer dieser gemeinsame Feind ist.
Innerer Zwiespalt
Alles in allem ist „Alles von dieser Kunstfreiheit matt“ wieder so ein Stück, mit dem ich schwergewichtig hadere.
Ich bin mäßig zwiegespalten.
Ein Teil von mir wäre natürlich Neben… gerne Mitglied in diesem Club, dieser sich selbstbewusst gegen eine rechtslastige Clique stellt und damit ebendiese Welt besser macht, ohne jeden Zweifel im Inneren zu Händen dasjenige Richtige kämpft.
Rechts, dieser Seite habe ich mich in dieser Tat noch nie zugehörig gefühlt.
Ein anderer Teil von mir schon hat so seine Zweifel, wo die richtig-falsch-Grenze nun verläuft und hat letzthin oft schon den Vorwurf einkassiert, selbst Teil einer rechtslastigen Clique zu sein, etwa weil ich Sätze wie „Frieden schaffen mit Waffen“ oder „Die Kohlenstoff-Impfung rettet uns jedweder“ nicht unterschreiben wollte.
Da stehe ich nun in einem seltsamen Zwischenland, höre dasjenige schöne Lied und fühle mich andererseits nur vergleichsweise angesprochen.
Auch finde ich es mäßig problematisch, wie eine Sprache dieser Gewalt qua selbstverständlich hingenommen wird.
Von Pfeil und Bogen ist die Rede, vermeintliche Faschisten sollen „in ihre Löcher zurückgeprügelt“ werden und wo man zahm nicht ankommt, wird zu „Militanz“ geraten – ich frage mich, wie solche Liedzeilen wohl gewertet würden, würden sie uff eine andere Seite, sagen wir mal: uff dasjenige politische Spektrum dieser Grünen, uff eine Frau Baerbock oder zusammensetzen Herrn Habeck gemünzt sein. Ich vermute, die Rezeption wäre dann eine andere und sich prophylaktisch uff eine „Kunstfreiheit“ zu ernennen würde auf Grund der Tatsache einer mächtigen Empörung nicht viel helfen.
Ich hadere gleich an mehreren Stellen.
Das Verhöhnen eines Mannes, dieser sich oberhalb Zensur beschwert, finde ich auf Grund der Tatsache dieser neuen Zeiten generell nicht wirklich patent.
Das hämische Triumphieren oberhalb Ken Jebsen finde ich Neben… nicht ideal.
Inhalt dieser damaligen Klage war ja doch dieser Umstand, dass Jebsen sich in einem Liedtext erwähnt und verunglimpft sah. Die Klage hat er nun verloren und wird in Folge gleich im nächsten Lied wieder erwähnt und verunglimpft qua „lächerlicher Mann“.
Es wird nun gar so getan, qua wäre dasjenige Gerichtsurteil jetzt ein Freibrief zu Händen weitere Verunglimpfungen. Ob dem so ist? Es ist doch immer Neben… eine Ermessensfrage, welches „Verunglimpfung“ bedeutet und eine nächste, andere Instanz kann immer Neben… zwei Paar Schuhe ermessen.
Ein Gegenoberhalb zum Faschisten exemplifizieren und zeitgleich exemplifizieren, dass man mit „so jemandem“ problemlos nicht redet, demnach dasjenige prinzipielle Verweigern einer Diskussion, empfinde ich ebenso nicht unbedingt qua die beste Herangehensweise in Anbetracht unserer Zeitprobleme.
Gar: Sich maximal noch vor Gericht zu treffen, um oberhalb den jeweils andern zu triumphieren …ich weiß ja nicht so recht. An sich keine guten Signale.
Was will uns dieser Song sagen?
Kommen wir zur zentralen Frage:
Was möchte uns Danger Dan mit seinem Musikstück praktisch sagen?
Er sagt: Traut euch welches, seid frech und habt keine Angst. Lotet ruhig die Grenzen aus, dasjenige geht schon. Alles gut, was auch immer von dieser Kunstfreiheit matt.
Der Rechtsstaat ist uff unserer Seite.
Zweifel am System offenbart Danger Dan nur in dieser letzten Strophe in Bezug uff den „Polizeiapparat“, wo laut Text schon Neben… Misstrauen hip wäre, weil „dieser Verfassungsschutz den NSU mit aufgebaut“ hätte und „weil die Polizei doch selbst immer durchsetzt von Nazis war“.
Zuletzt spielt dieser Text noch uff den Fall Oury Jalloh an, dieser in einer deutschen Gewahrsamszelle uff bislang ungeklärte Weise zu Tode kam. Es gab ein Feuer, es steht dieser Vorwurf von Polizeigewalt im Raum.3
„Weil sie Oury Jalloh gefesselt und angezündet hab’n“, singt Danger Dan vorwurfsvoll, ehe er ein letztes Mal zum Refrain anhebt.
Auch hier würde an anderer Stelle sofort ein Faktenchecker ausrücken, um nachdrücklich darauf hinzuweisen, dass in dieser Sache offiziell nichts qua bewiesen gilt und würde „Fake News!“ rufen, kann man weitestgehend sicher sein. Nicht so c/o Danger Dan, ist doch Neben… interessant.
Zweifel daran, vor Gericht einmal den Kürzeren zu ziehen, scheint ein Danger Dan sowieso nicht zu nach sich ziehen.
„Zeig mich an, und ich öffne zusammensetzen Sekt“ fordert er potentielle Kläger wiederholt hervor.
Aber: Kann man sich wirklich so sicher sein, vor Gericht qua Kunstschaffender, welcher aneckt, den Umstellen gestärkt zu bekommen?
„Recht nach sich ziehen und Recht bekommen sind zwei Paar Schuhe“ sagt man gemeinhin. Also wenn auch man sich noch so sehr im Recht wähnt, ist dasjenige finale Urteil oft doch ein Hasardspiel.
Es scheint, dasjenige ficht den Sänger nicht an.
Der juristische Sieg im Fall Ken Jebsen scheint ihn sicher zu zeugen.
Ihm, uff dieser richtigen Seite stehend, wird dieser rebellische Mut immer nur belohnt werden: Davon singt er.
Wie zu besetzen ist die Kunst wirklich?
Ich selbst bin mir da weder noch so sicher.
Im Gegenteil: Wie zu besetzen ist die Kunst wirklich? – frage ich mich nun immer verschiedene Mal.
Vor allem: Wie zu besetzen ist sie dort, wo sie wirklich aneckt?
Wohl ist es ein Leichtes, ein Liedchen nachher dieser Melodie des Zeitgeists zu trällern, so wie Danger Dan dasjenige getan hat.
„Hauptsache gegen rechts“ ist ja derzeit dasjenige Motto in den tonangebenden Kreisen dieser Gesellschaft. Diesen Kreisen hat Danger Dan eine neue Hymne geschenkt – und in Bezug auf dankbar wurde sie ausgedacht, gepusht und gehypt.
„Alles von dieser Kunstfreiheit matt“ spielen sie im Radio rauf und runter und sind nur voll des Lobes zu Händen dasjenige gute Stück.
Nur, wie verhält es sich, wenn man aus den tonangebenden Kreisen hervorkommen und nicht in ihrem Sinn, sondern gar gegen sie ansingen möchte – demnach rebellisch sein im eigentlichen Sinn?
Wie zu besetzen ist die Kunst dann?
Nicht gerade zu besetzen, wie es aussieht.
Lob und Unterstützung zu Händen rebellische Inhalte gibt es maximal noch partiell, meist ist die Resonanz eine andere.
Besonders die vergangenen Jahre nach sich ziehen gezeigt, wie schnell Kunst und Künstler niedergemacht und desavouiert wurden, dass sie einem Zeitgeist widersprechen wollten.
#was auch immer stopfen, Lisa Fitz, Nena, Clapton, Van Morrison, Roger Waters und andere Beispiele
Künstler, die c/o dieser coronamaßnahmenkritischen, satirischen Aktion „#was auch immer stopfen“ mit in diesem Fall waren, konnten schon mal ein anderes Lied davon singen.
Da war schon längst nicht mehr was auch immer von dieser Kunstfreiheit matt.4
Es musste rasch zurückgerudert werden im harten medialen Gegenwind. Etliche dieser weiland Beteiligten sahen sich gleich darauf gezwungen, vom Projekt dann doch wieder abzuspringen.
Das sei „nicht witzig“, „keine Satire“, sei Neben… gar „keine Kunst“ ätzten indes die Kritiker, weil ihnen nichts Besseres einfiel, um dasjenige Projekt abzuwürgen.
Der Kunst absprechen, Kunst zu sein, weil sie grad unpassend scheint: Ist dasjenige die Kunstfreiheit, die sie meinen?
Die Kabarettistin Lisa Fitz war ebenfalls schnell im Freien von allem, nachdem sie 2021 in dieser Das Erste-Sendung „Spätschicht“ übermäßig vorlaut die damalige Pandemie-Politik aufs Korn genommen und Neben… gegen eine Pharma-Branche ausgeteilt hatte.
Noch nicht mal kabarettistisch durfte weiland gesagt werden, dass in dieser Branche „Ganoven“ säßen, die „dauernd in schwere Kriminalfälle verwickelt“ seien.
Besonders uff dieser von Fitz vorgebrachten Zahl von Impftoten, die sie im Zusammenhang mit dieser Corona-Spritze verortete, hat man sich aufgehängt. Lisa Fitz sprach in dieser Sendung von 5000 Fällen, dasjenige konnten die Faktenfinder nicht problemlos so stillstehen lassen, gleichwohl sie weiland (wie heute) selbst keine genauen Zahlen zur Hand hatten.
Europaweit sprach man weiland zwar schon Neben… von „3963 Todesverdachtsfällen nachher Impfungen“, welches von allein ja roh so weit von dieser Fitz’schen Zahl fern ist, nur war man halt sogleich bemüht zu herausstellen, dass ebendiese Zahlen „keinen kausalen Zusammenhang mit einer Covid-Impfung darstellen“.5
Noch nicht mal Kabarett durfte in ebendiese Richtung denken und witzeln.
So war die Fitz gleich darauf Persona non grata uff den Bühnen des Landes.
Kunstfreiheit – Fragezeichen.
Sogar uff die ganz Großen hat man weiland gespuckt, dass sie es sich herausgenommen hatten, sich in Corona-Fragen ungelegen zu vermerken.
Van Morrison und Eric Clapton:
Legenden in Sachen Musik, deren gesellschaftspolitisches Rebellentum tief Zeit positiv gewertet worden war.
Ihre skeptischen Standpunkte in Sachen Pandemie sollten dann andererseits nicht gehört werden.
Auf einmal gab es meinungsjournalistische Tendenzen, ein ganzes musikalisches Schaffen schlechtzuschreiben, nur weil die Männer grad unbequem querköpfig schienen. Jegliche Maßnahmenkritik ihrerseits wurde pejorativ unter „idiotisch“ abgetan.
Ihre Kunst fand sich plötzlich in einem sehr engen Raum wieder, wo zu Händen übermäßig Rebellisches kein Platz war.
„Where have all the rebels gone?“ frage deshalb treffend Van Morrison in einem Song aus ebenjener Zeit, dieser nasenwärts selbstredend weder noch gut aufgenommen wurde.
Und Clapton: Anstatt wie viele Künstlerkollegen die Impfung heftig zu promoten, hatte dieser Mann sein persönliches Impferlebnis nicht grade werbemäßig positiv beschrieben.
Dann zeigte er Neben… noch Skrupel, „vor einem diskriminierten Publikum“ aufzutreten. So nannte er dasjenige nicht zu Unrecht, wenn seine Zuhörerschaft in „Geimpfte“ und „Ungeimpfte“ eingeteilt werden sollte – ein solcher Habitus wurde dann natürlich Neben… weder noch goutiert.
Beide Künstler wurden zu dieser Zeit mulmig qua Schwurbler, Verschwörungsheini etc. beschimpft.6
Das war dieser Lohn dieser Zeit zu Händen jeden, dieser übermäßig kritische Widerworte wagte.
Ist dasjenige dann noch Kunstfreiheit?
Im Juni 2021 hat man dieser deutschen Sängerin Nena beinhart den Vertrag gekündigt, weil sich ebendiese ebenfalls ungelegen zur Covid-Impfung geäußert hatte und weil ihr Publikum während eines Konzerts aus den (aus virologischen Gründen separierenden) Plastikboxen ausgebrochen war, um miteinander zu tanzen – welches die Sängerin dann noch nicht mal zu unterbinden versuchte.
„Mir wird gedroht, dass sie die Show abbrechen, weil ihr nicht in eure Boxen geht“, sprach Nena von dieser Szene zu ihren Fans. „Ich überlasse es in eurer Verantwortung, ob ihr das tut oder nicht. Es darf jeder frei entscheiden, genauso wie jeder frei entscheiden darf, ob er sich impfen lässt oder nicht.“7
2021 waren solche Sätze ein absolutes No-Go und eine Kunstfreiheit hatte sich den pandemischen Gesetzen vor allem unterzuordnen, dann kam tief nichts.
Dementsprechend schnell wollte sich dieser Veranstalter von dieser Künstlerin distanzieren und schließlich: Weggehen, absagen, canceln, Kunstfreiheit hin oder her.
Das hängt dieser Künstlerin solange bis heute nachher.
„Wann haben wir beschlossen, dass Nena wieder unproblematisch ist?“ und ähnliches fragte man sich etwa erst kürzlich im Zuge eines Shitstorms, nachdem Nena c/o einem Weihnachtskonzerts 2023 wieder aufgetreten war.8
Alles von dieser Kunstfreiheit matt: Schön wär’s.
Kunstfreiheit nachher Ukraine- und Gaza-Krieg
Nach dieser Pandemie kam die Kriegs-Sache (erst Ukraine 2022, 2023 dann noch Gaza) und wieder neue Regeln galten und gelten solange bis heute, Neben… zu Händen die Kunstfreiheit.
Nun war es erstmals so, dass sich Künstler russischer Herkunft zunächst mal wortreich von dieser Regierung ihres Herkunftslandes distanzieren mussten, ehe sie sich zeigen durften.
Erst mussten sie den Fahneneid in die richtige Richtung leisten, eine anti-russische Gesinnungsprüfung vorliegen, die brennendste Gretchenfrage zur allgemeinen Zufriedenheit beantworten; erst dann durften sie vielleicht weiter ihrer Kunst nachgehen.
Der russisch-österreichischen Operndiva Anna Netrebko ging es so.
Die Gretchenfrage beantworten wollte sie zunächst nur zögernd, dasjenige wurde ihr schnell zum Verhängnis.9
Bis heute macht es entsprechende Schlagzeilen, wenn sie dann doch mal wieder wo sich zeigen darf: Ja, darf sie dasjenige denn?10
Detto beim russischstämmigen Künstlerkollegen und Star-Dirigenten Waleri Gergijew.
Auch dieser hatte 2022 uff einmal reihenweise Engagements verloren. Rausschmiss.
Unter anderem hatten sich die Münchner Philharmoniker von ihm offline, denn: „Der Russe hatte ein Ultimatum verstreichen lassen, sich lichtvoll vom Angriffskrieg uff die Ukraine zu distanzieren.“9
Noch so ein Fall: Roger Waters.
Sein friedenspolitisches Engagement will man ihm ja schon tief negativ deuteln, jetzt geht die Presse völlig darin uff, den Mann schlechtzureden.
Wer Sätze sagt wie: „Biden schürt dasjenige Feuer in dieser Ukraine“ oder „Die USA verlängern die Dauer des Krieges“, muss sich warm anziehen.
Stellt man dann Neben… noch die Seriosität eines sogenannten Qualitätsmediums wie CNN in Frage und ist man nur eingeschränkter Fan dieser israelischen Regierung, hat man sich qua Künstler seine Freiheiten schnell verwirkt. Antisemit ist da noch dasjenige Netteste, welches einem ab da an den Kopf geworfen wird.11
Jetzt erst recht bekommt dieser ehemalige Frontmann von Pink Floyd sein Fett weg.
Alles problematisch heutzutage
Wer zu Händen die Sache dieser Palästinenser spricht, wer dasjenige Widerwärtig nicht uff dieser entsprechenden Seite verortet, wer sich nicht im Krieg mit einem Virus, mit Putin oder dieser Hamas sieht, wer andere Aspekte in die Diskussion erwerben will qua jene, die uns tagtäglich vorgekaut werden, hat zusammensetzen schweren Stand in dieser Welt, Neben… qua Künstler, und es wird schnell, sagen wir mal: problematisch.
Bei dieser Berlinale vor wenigen Wochen zeigte es sich qua problematisch, dass ein israelischer und palästinensischer Regisseur zusammensetzen zusammen produzierten Dokumentarfilm präsentieren, dieser die Brutalität dieser israelischen Besatzung im Westjordanland zeigt.
Problematisch, wenn ein Kunstschaffender mit Palästinenser-Schal uff die Szene tritt.12
Der Hannah-Arendt-Preis zu Händen politisches Denken durfte nachher ewigem Hin und Her nur im kleinen Kreis an Masha Gessen vergeben werden, weil die Ansichten des Preisträgers plötzlich ebenso qua „problematisch“ galten. Nicht weitläufig und feierlich im Bremer Rathaus durfte dieser Preis schließlich überreicht werden, nur zeitverschoben an einem vergleichsweise bescheidenen Ort.13
Schlimmer noch verhielt es sich mit dieser Verleihung des LiBeraturpreises an die palästinensische Autorin Adania Shibli uff dieser Frankfurter Buchmesse 2023. Diese Preisverleihung wurde kurzfristig komplett abgesagt, weil man die Schriften dieser Autorin nun plötzlich qua, na welches wohl, problematisch und „israelfeindlich“ durchblicken will.14
Launischer Zeitgeist
Man sieht:
Ob ein widerborstiges Rebellentum und die Kunstfreiheit gemeinhin honoriert werden, hängt stark von einem Zeitgeist ab, welcher sich höchst launisch zeigt.
Ich würde mich darauf nicht verlassen.
Die Frage rund um die Kunstfreiheit ist zu Händen mich jedenfalls nichts, mit dem man noch kokettieren kann, im Gegenteil.
Allzu oft schon steht die Kunstfreiheit nun unter Vorbehalt, erfährt Einschränkungen und harten Gegenwind.
Frei ist die Kunst nur noch intrinsisch eines stark verengten Debattenraums.
Was darüber hinausgeht, welches hier aneckt, wird kaum noch gehört, sondern wird reflexartig weg- und geächtet.
In diesem Sinn gibt es keine wirkliche Kunstfreiheit mehr.
Das ist mulmig zu Händen die Welt.
Eine Gesellschaft, dieser die Kunstfreiheit abhandenkommt, kommt Neben… die Fähigkeit zur kritischen Selbstreflexion abhanden.
Ohne kritisches Korrektiv, etwa von Seiten dieser Kunst, verläuft sich dieser Zeitgeist immer weiter in teilweise gefährliche Richtungen und kaum jemandem fällt dasjenige uff, weil man sich untereinander immer nur bestätigend uff die Schulter klopft.
Kalium.I.Z. und die Sache mit dem Frieden
Mit den banalsten Anliegen kann man qua Künstler heute schon anecken.
Etwa mit dem Wunsch nachher Frieden.
Genau daran hat sich zuletzt die Berliner Hiphop-Formation Kalium.I.Z. versucht.
In ihrem Song „Frieden“ vom Jänner 2024 zeigen sie sich wahrhaft rebellisch gegen den herrschenden Zeitgeist und zeugen sich, man höre und staune, gar noch darüber lustig. Ein gewagtes Unterfangen.
Rappend gestehen sie sich schon mal „mixed feelings zu Händen die North Atlantic Treaty Organization“ ein – bloß dieser Satz gilt im Jahr 2024, da man sich mit dieser North Atlantic Treaty Organization schließlich uff Seiten dieser „Guten“ sieht, qua ein ausgemachter Frevel.15
Es geht andererseits noch weiter:
„Los, nehmt meine Steuern, denn wir erfordern neue Kampfjets
Wir knöpfen dich uff, wenn du feige Sau verhandelst
Fick ma‘ nicht mein’n Kopf und versuch Feinde zu versteh’n
Bist du Teil dieser Problembeseitigung oder Teil unsres Problems?
Echte Männer nach sich ziehen keine Angst vor ’nem Atomschlag
Echte Männer pendeln mit dem Panzer ein paar Donuts
Ein paar c/o uns sind Nazis, andererseits lass mal dein Gejammer
Denn jeder Werkzeugkasten braucht ein’n Hammer
Frieden kommt im Helikopter, jetzt nimm dir den Controller
Schieß Neben… uff ihre Kinder, denn aus ihnen werden Monster
Es geht um unsre Freiheit, lass die Fliegerbomben regnen
Ey, die sind doch selbst schuld, wenn die sich nicht treugesinnt…“
So textet Kalium.I.Z in ruppiger Jugendsprache statt sich c/o nur mit Feinsinn wahrnehmbar gedrechselten, polierten Sätzen zu servieren wie Danger Dan in seiner Kunstfreiheits-Ballade.
SO frech und rotzig wird die Truppe, um ihrerseits uff den Refrain (mit lieblichem Kinderchor und einer gehörigen Portion Sarkasmus) und uff die Erkenntnis zu enden:
„Na lichtvoll sind wir zu Händen Frieden, doch erst sollen wir gewinn’n!“
Damit können sie die Sache gut uff den Punkt und entlarven die halbseidenen Beteuerungen derjenigen, die nun regelmäßig den militärischen Sieg mit dem Frieden verwechseln und am Krieg schon Neben… irgendwie Sinn und Freude gefunden nach sich ziehen.
Die Hörerschaft aufwecken wollen ebendiese Künstler und wollen zu einer kritischen Reflektion in Bewegung setzen.
Mit mäßigem Erfolg, möchte ich sagen.
Der Song von Danger Dan wird, wie gesagt, im Radio rauf und runter gespielt.
„Frieden“ von Kalium.I.Z. hingegen – kaum.
So sehr ich mich Neben… gefreut hatte, qua dasjenige Lied zum ersten Mal uff FM4 vorgestellt wurde, so vergeblich warte ich seither darauf, die vertrauten Klänge erneut aus dem Radio zu vernehmen.
Am 12. 03.2024 widmete dieser Sender dem Thema zwar eine Sondersendung, andererseits hauptsächlich nur, um dasjenige Musikstück qua „problematisch“ zu rezensieren, eingeleitet mit den Worten: „Was nach sich ziehen dieser Papst und die Provokations-Rapper Kalium.I.Z. verbinden? Beide nach sich ziehen mit Friedensaufrufen zu Händen Aufregung gesorgt…“16
Im regulären Radioprogramm läuft „Frieden“ nicht mehr.
Fazit
So geht dasjenige mit dieser Kunstfreiheit heutzutage.
Am Ende hängt sie Neben… damit zusammen, wer Reichweite und mediale Präsenz bekommt, wer gefördert und gelobt wird – und wer weitgehend beschwiegen und problematisiert.
Danger Dan verursacht jedenfalls keine problematische Aufregung, sondern durch die Bank begeisterte Zustimmung.
– Zumindest, solange er nicht wirklich aneckt.
Der Kampf „gegen Rechts“ ist wohl merklich einfacher qua dieser Kampf gegen Aufrüstung und Militarisierung.
Ich selbst habe jedwederlei Musikstücke in meiner Playlist, sowohl die Ballade von dieser Kunstfreiheit qua Neben… dasjenige gewagte Stück vom Frieden.
Unterm Strich finde ich dasjenige Lied von Kalium.I.Z. dann andererseits schon erheblich besser, frischer, kantiger, authentischer – und notwendiger Neben….
Es überzeugt mich inhaltlich um einiges mehr.
Hingegen, wenn ich den Text von Danger Dan unter dieser Dusche mitsinge, singe ich c/o dieser Zeile „Alles von dieser Kunstfreiheit matt“ am Ende ein kleines Fragezeichen dazu.
Quellen:
1 Alles von dieser Kunstfreiheit matt c/o Youtube
https://www.youtube.com/watch?v=Y-B0lXnierw
2 Danger Dan im RadioKulturhaus
https://fm4.orf.at/stories/3039926/
3 Der Fall Oury Jalloh
https://de.wikipedia.org/wiki/Oury_Jalloh
4 #allesdichtmachen c/o Wikipedia
https://de.wikipedia.org/wiki/Allesdichtmachen
5 Lisa Fitz, voriger Auftritt in dieser „Spätschicht“, Artikel aus dieser taz
https://taz.de/Lisa-Fitz-bei-Spaetschicht/!5822849/
6 Artikelsammlung zu Eric Clapton und Van Morrison aus 2021
https://www.br.de/kultur/musik/van-morrison-querdenker-100.html
https://www.sueddeutsche.de/kultur/eric-clapton-corona-impfnachweis-1.5360506
https://www.derstandard.at/story/2000128406938/impfskepsis-hasst-eric-clapton-einfach-nur-seine-fans
7 Nena-Konzert nachher Kritik an Coronaregeln abgesagt
https://www.diepresse.com/6013718/nena-konzert-nach-kritik-an-coronaregeln-abgesagt
8 Nena sorgt c/o Helene-Fischer-Show zu Händen Raserei
https://www.oe24.at/leute/tv/nena-sorgt-bei-helene-fischer-show-fuer-aerger/579970397
9 Netrebko, Gergijew 2022
https://www.n-tv.de/leute/Auch-New-Yorker-Met-wirft-Netrebko-raus-article23172524.html
https://orf.at/#/stories/3283985/
10 Netrebko 2023
https://www.orf.at//stories/3331345/
11 Empörung nachher Roger-Waters-Äußerungen zu Ukraine-Krieg
https://www.zeit.de/news/2022-08/07/empoerung-nach-roger-waters-aeusserungen-zu-ukraine-krieg
12 Berlinale 2024 und „Skandal“
https://www.nachdenkseiten.de/?p=111697
13 Hannah-Arendt-Preis im kleinen Kreis an Masha Gessen rüberschieben
14 Adania Shibli, Kontroverse oberhalb die Verleihung des LiBeraturpreises uff dieser Frankfurter Buchmesse
15 Kalium.I.Z – Frieden (Official Video)
https://www.youtube.com/watch?v=lnsf4b69JbI
16 Frieden in Kriegszeiten, Podcast
https://www.podcast.de/episode/623276934/frieden-in-kriegszeiten