Krise c/o Lilium: Gibt es gar verschmelzen Markt für jedes Flugtaxis?
Das Flugtaxi-Unternehmen Lilium steht vor dem Aus. Das kommt nicht überraschend, denn Investoren sind schon lange skeptisch.
100 Millionen Euro würde Lilium benötigen, um überleben zu können, so das deutsche Unternehmen. Das Geld sollte vom Staat kommen und das Argument lautet, dass der Staat damit eine für die Zukunft wichtige Technologie fördern würde. Doch der zeigt sich, zu Recht, skeptisch. Denn bisher konnte man keines der Ziele erreichen, die man sich beim Börsengang 2021 gestellt hatte. Die Frage ist zudem, warum Lilium so viel Geld verbrennt. Denn erst im letzten Mai hat man eine Finanzierungsrunde in Höhe von 104 Millionen Euro abgeschlossen.
Die Grundidee aller Flugtaxianbieter ist die Gleiche. Ein leichtes Fluggerät, angetrieben von elektrischen Motoren, soll mehrere Passagiere auf Kurzstrecken autonom von A nach B bringen. Dadurch sollen die Flugpreise drastisch fallen. Doch das gestaltet sich schwierig. Bisher hat nur der chinesische Hersteller Ehang eine Genehmigung für einen eingeschränkten Betrieb erreicht.
Die Anleger sind skeptisch
Lilium hat immerhin im vergangenen Juni einen Vertrag mit der Saudi Group abgeschlossen, die 50 Lilium Jets einsetzen wollen. Der Vertrag beinhaltete laut Lilium einen Zeitplan für Vorauszahlungen der Jets. Doch das Geld aus Saudi-Arabien scheint nicht zu reichen. Und man steht nicht alleine mit diesen Problemen. Die finanziellen Sorgen der meisten Flugtaxi-Anbieter haben sich in den letzten Jahren verschärft.
Die Skepsis der Anleger hat dabei nicht nur damit zu tun, dass man nicht weiß, wie schnell die Jets in einem Regelbetrieb über Strecken von rund 100 Kilometern und mehr gehen können. Sondern auch mit der Frage, wie hoch die Kosten für einen Einsatz sind. Sollte ein Regelbetrieb möglich sein, hofft man, einen Preis von zwei Euro pro Kilometer und pro Kunde erreichen zu können. Gegenwärtig liegen die Kosten für einen Hubschrauber zwischen fünf und sechs Euro pro Kilometer oder 20 Euro pro Flugminute.
Skeptiker beschreiben Flugtaxis als glorifizierte Helikopter oder als alter Wein in neuen Schläuchen. Tatsächlich ist die Frage, was die Fluggeräte eigentlich so viel besser machen. Oft wird die Nachhaltigkeit angesprochen. Aber zum einen sind Hubschrauber nur zu einem verschwindend geringen Teil an den weltweiten CO₂-Emissionen beteiligt, zum anderen können sie problemlos mit verschiedenen regenerativ erzeugten Treibstoffen betrieben werden. Hinzu kommt, dass sie über deutlich größere Reichweiten verfügen und dank des Tankvorgangs schneller wieder einsatzbereit sind.
Der Markt ist eher klein
Das einzige Argument, das tatsächlich für Flugtaxis sprechen würde, ist der vollautonome Betrieb, ohne den der Betrieb der Flugtaxis ohnehin nicht günstiger werden wird. Die beiden einzigen Unternehmen, die dazu bisher imstande waren, sind Volocopter und das chinesische Unternehmen Ehang. Alle anderen Anbieter sind noch damit beschäftigt, ihre Fluggeräte überhaupt in die Luft zu bekommen.
Bei all den negativen Nachrichten gibt es aber auch einen Lichtblick. Die theoretische Marktgröße bis 2030 wird auf rund 20 Milliarden Euro geschätzt. Und Logistik-Unternehmen suchen Drohnen, die besonders eilige Güter transportieren können. Es gibt auch einige Länder, die Interesse an einem Flugtaxi haben, weil die eigene Infrastruktur nicht so gut ausgebaut ist. Dazu kommen die riesigen Metropolen mit mehr als 15 Millionen Einwohnern, in denen sich große Entfernungen am schnellsten mit einem Flugtaxi überbrücken lassen.
Die Idee, eine Alternative zu den gängigen Hubschraubern anzubieten, ist sicher nicht falsch. Aber es ist auch bezeichnend, dass sich die großen Hersteller aus der Luftfahrt nicht zu einem größeren Investment überzeugen lassen können. Die hätten als erstes Interesse daran, ihren Kunden Alternativen anzubieten, die am Ende günstiger sind als die von ihnen angebotenen Hubschrauber. Doch der hat gegenüber dem Flugtaxi immer noch zu viele Vorteile.
Don Dahlmann ist seit über 25 Jahren Journalist und seit über zehn Jahren in der Automobilbranche unterwegs. Jeden Montag lest Ihr hier seine Kolumne „Drehmoment“, die einen kritischen Blick auf die Mobility-Branche wirft.
Source: businessinsider.de