Krieg in Syrien: Islamisten verschieben laut Aktivisten in Aleppo ein

Islamistische Rebellen und deren von der Türkei
unterstützten Verbündeten haben die Stadt Aleppo im
Nordwesten Syriens erreicht. Das teilten unter anderem die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London und Augenzeugen mit. Bewohner
berichteten der Nachrichtenagentur dpa von Gefechtslärm und Explosionen, die
in der Stadt zu hören waren. Der Nachrichtenagentur AFP berichteten Menschen von Kämpfern auf der
Straße und Panik.

Die islamistische Gruppe Hajat Tahrir al-Scham (HTS) und
ihre Verbündeten „kontrollieren fünf Stadtteile der Stadt Aleppo“,
sagte der Leiter der Beobachtungsstelle, Rami
Abdel Rahman, der Nachrichtenagentur AFP. Sie seien „ohne nennenswerten
Widerstand“ der syrischen Armee vorgerückt. 

Die syrische Regierung erklärte hingegen, die Armee wehre
die „Großoffensive bewaffneter Terrorgruppen“ auf Aleppo weiter ab. Der
Armee sei die Rückeroberung „bestimmter Stellungen“ gelungen. 

Aleppo zu Beginn des syrischen Bürgerkriegs umkämpft

Zuvor hatte die Beobachtungsstelle berichtet, dass Islamisten mehr als 50 Dörfer und Städte in den Regionen Idlib und Aleppo eingenommen hätten. Am Mittwoch hatte eine Allianz islamistischer Rebellen eine Großoffensive gestartet. Es sind die schwersten Kämpfe in der Gegend seit
Jahren. Nach Angaben der Beobachtungsstelle wurden dabei bis Freitag
mindestens 255 Menschen getötet, darunter auch Zivilisten.

Im Nordwesten Syriens grenzt die großteils von der Regierung
kontrollierte Provinz Aleppo an die letzte große von den Rebellen kontrollierte
Region Idlib. Aleppo war in den ersten Jahren des syrischen Bürgerkriegs stark umkämpft und wurde schwer verwüstet. Damals wurden die Aufständischen vom syrischen Militär und seinen Verbündeten gewaltsam aus dem östlichen Teil der Stadt vertrieben. Die Schlacht um Aleppo galt als eine der schlimmsten in dem seit 2011 andauerndem Bürgerkrieg in Syrien. Idlib ist seit Jahren in der Hand der Aufständischen.

Zehntausende auf der Flucht

Nach Angaben der Vereinten Nationen sind rund 14.000
Menschen auf der Flucht. Besonders für die
Zivilbevölkerung verschlechtere sich die Lage, sagte der stellvertretende regionale UN-Koordinator für
humanitäre Hilfe in Syrien, David Carden, der Nachrichtenagentur dpa. „Wir
erhalten Berichte über Kinder mit mehreren Verletzungen durch Schrapnell.“

Als Reaktion auf die Offensive habe die syrische Armee seither mit
Unterstützung russischer Kampfjets zahlreiche Ziele in Idlib und im Umland von Aleppo
angegriffen, teilten die Aktivisten der Beobachtungsstelle mit. Die
Organisation stützt sich bei ihren Angaben auf
Informationen von Aktivisten vor Ort.