Krieg im Nahost: Israel birgt weitere getötete Geiseln

Israel hat Militärangaben zufolge im Gazastreifen die Leichen von drei weiteren Geiseln geborgen. Alle drei seien bereits am 7. Oktober des Vorjahres im Zuge des Überfalls der Hamas und anderer Terrorgruppen auf den Süden Israels ermordet worden, teilte Armeesprecher Daniel Hagari mit. Ihre Leichen hätten die Terroristen in den Gazastreifen verschleppt. Das
Nationale Forensische Institut habe die Getöteten bereits identifiziert.

Bei den Geborgenen handelte es sich demnach um drei Männer. Zwei von ihnen im Alter von 42 und 30 Jahren hatten das Supernova-Festival besucht, bei dem die Angreifer Hunderte Besucher getötet hatten. Einer von ihnen, ein mexikanisch-französischer Staatsbürger, war nach Angaben des Forums der Geiselfamilien der Partner der Deutsch-Israelin Shani Louk. Auch sie war schon beim Überfall am 7. Oktober ermordet worden. 

Spezialeinheiten bergen Leichen aus Dschabalija

Bei der dritten Leiche handelte es sich um einen 59-jährigen israelisch-brasilianischen Staatsbürger aus der südlichen Stadt Sderot, wie Hagari weiter mitteilte. Die Getöteten seien im Zuge eines koordinierten Einsatzes von Spezialeinheiten der Armee und des Inlandsgeheimdienstes Schin Bet in der Flüchtlingssiedlung Dschabalija gefunden worden. Auch die tote Shani Louk und drei weitere getötete Verschleppte waren in der Vorwoche dort gefunden worden.

Die militant-islamistische Hamas hatte bei dem beispiellosen Terrorangriff auf den Süden Israels am 7. Oktober rund 1.200 Menschen getötet und etwa 250 entführt. Rund die Hälfte der Geiseln kam seitdem frei, zumeist im Gegenzug für die Freilassung palästinensischer Gefangener aus israelischer Haft. Israel geht davon aus, dass noch rund 100 Geiseln im Gazastreifen festgehalten werden, zudem soll die Hamas demnach rund 30 Leichen von Verschleppten in ihrer Gewalt haben.

Angehörige von Geiseln fordern Kurswechsel

Israel reagierte auf den Terrorüberfall mit Luftangriffen und einer Bodenoffensive, um die Milizen der Hamas und ihrer Verbündeten zu zerschlagen. Angesichts der hohen Zahl ziviler Opfer und der katastrophalen Lage im Gazastreifen steht Israel international in der Kritik.

Auch in Israel demonstrieren regelmäßig Tausende gegen die Kriegsführung der eigenen Regierung. Zu den Kritikern gehören die Angehörigen der Geiseln. Sie fordern von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu einen Kurswechsel, um die noch lebenden Geiseln zu retten. Auf ihre Sache machten sie in dieser Woche mit der Veröffentlichung eines Videos aufmerksam, das die Entführung und Misshandlung mehrerer israelischen Späherinnen zeigt.