Klima und Fleischkonsum nach sich ziehen nichts miteinander zu tun? Mit Verlaub, Herr Minister!

Kein Wunder, dass Alois Rainer „schwarzer Metzger“ genannt wird. Während selbst die „Sendung mit der Maus“ erklärt, wie Fleischessen das Klima aufheizt, behauptet der Minister das Gegenteil. Wie konnte es so einer in die Regierung schaffen?

Foto: Tim Flach/Getty Images


Rinder, Schafe und Ziegen rülpsen und pupsen Methan in rauen Mengen in die Atmosphäre. Und zwar in einem solchen Ausmaß, dass sie damit das Klima anheizen: 5,3 Prozent der Treibhausgasemissionen Deutschlands stammen aus ihren Rachen und Polöchern. Dazu kommen indirekte Emissionen, zum Beispiel wegen der Düngung von Futtermitteln, der Rodung von Wäldern und der Entwässerung von Mooren. „So gerechnet ist die Nutztierhaltung insgesamt weltweit für knapp 15 Prozent der vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen verantwortlich“, schreibt dazu das deutsche Umweltbundesamt.

Ach so, das wussten Sie schon? Alter Hut, ich weiß. Unser Landwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) – oder sollte ich besser sagen der „schwarze Metzger“ – wusste das aber offenbar nicht.

Zumindest hat er nun öffentlich gesagt, Klimaschutz und Fleischkonsum hätten nichts miteinander zu tun. Damit widerspricht er nicht nur dem Umweltbundesamt, sondern allen maßgeblichen Instanzen – dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, der Welternährungsorganisation, dem Weltklimarat und der Sendung mit der Maus. Schon vor einigen Monaten hatte Rainer klargemacht, wo bei ihm die Mini-Winnie-Würstchenkette hingeht: direkt in den Magen. Er will niemandem die Fleischeslust vermiesen und deswegen keine höheren Steuern auf Fleisch erheben – und auch keine Abgabe, wie sie sein Vorgänger Cem Özdemir (Grüne) erfolglos gefordert hatte.

Rainer will Schluss machen mit der „Tofu-Tümelei“

Nun, die Liebe zum Fleisch dürfte bei einem Metzgermeister aus dem Bayerischen Wald nicht so richtig überraschen. Für seinen Bundeswahlkampf hatte Rainer mit 15.000 Wurstdosen geworben, verziert mit dem Spruch: „Weil es nicht Wurst ist, wer Sie im Bundestag vertritt“. Es war Parteikollege Markus Söder, der ihm den Spitznamen „schwarzer Metzger“ gab und sich freudig seine Wurstfinger rieb, weil nach Özdemir nun „wieder Leberkäs statt Tofu-Tümelei“ ins Agrarministerium einziehe. Ja genau, der Markus Söder, dem Robert Habeck als Abschiedsbussi gerade „fetischhaftes Wurstgefresse“ vorgeworfen hat (Beweisfotos finden Sie unter dem Hashtag #söderisst). Der bayerische Ministerpräsident erwiderte, er werde „weiterhin mit Freude bayerische Weiß- und fränkische Bratwürste essen“ – Lokalkolorit muss schon sein.

Allerdings wird’s wohl keinen Leberkäs mehr aus Alois Rainers Metzgerei für Söder geben, die hat nämlich dichtgemacht, und zwar pikanterweise kurz nachdem Foodwatch die Kontrollberichte der Metzgerei im Mai angefragt hatte. Foodwatch klagt nun auf Veröffentlichung, denn es ist eben doch nicht alles Wurst.