KfW kündigt erste digitale Anleihe an
Niedrigere Kosten und effizientere Prozesse – diese Versprechen gehen mit Wertpapieren einher, die über die Blockchain ausgegeben werden. Doch der ganz große Run auf solche digitalen Anleihen hat noch nicht eingesetzt; Anbieter und Investoren sondieren den Markt. Jetzt wagt sich eine der größten Emittentinnen von Anleihen überhaupt aus der Deckung: Die KfW plant eine Begebung Ende Juli, wie die Staatsbank am Montag mitteilte.
Eine Blockchain ist eine kontinuierlich erweiterbare Liste von digitalen Datensätzen in einzelnen Blöcken, die an eine bestehende Kette angehängt werden. Daten lassen sich so kryptographisch verschlüsseln und dezentral speichern. Das Handeln, Buchen und Verwahren von Wertpapieren soll auf diese Weise schneller und an der Deutschen Börse und ihrer Verwahrstelle Clear-stream vorbei klappen, so die grundsätzliche Idee. Ermöglicht werden solche digitalen Anleihen durch das im Sommer 2021 in Kraft getretene elektronische Wertpapierhandelsgesetz.
Das nun von der KfW angekündigte Kryptowertpapier soll eine Laufzeit von 18 Monaten haben und ist als Pilotprojekt geplant, das anderen Marktteilnehmern den Weg für ähnliche Transaktionen ebnen soll. „Wir wollen nah am Puls der Zeit sein, uns weiterentwickeln und in einem sicheren Umfeld etwas ausprobieren“, sagte Treasurer Tim Armbruster, der das Projekt in der KfW verantwortet und auf ein AAA-Rating der Bank bauen kann. Der Lerneffekt stehe im Vordergrund.
Ankerinvestor Union Investment
Dabei ist die KfW nicht die erste Bank, die ein solches Wertpapier begibt. Siemens hat mit solchen Anleihen experimentiert, und die Europäische Investitionsbank hat schon vor drei Jahren ihre erste digitale Anleihe auf einer öffentlichen Blockchain zusammen mit der französischen Notenbank emittiert. Damals gab es offenbar mehr als 100 Interessenten – schlussendlich investierten jedoch nur sehr wenige. Daraus habe die KfW gelernt, so Armbruster. So lasse sie sich nun bewusst viel Zeit mit der Vorbereitung.
Als Ankerinvestor konnte die KfW die Fondsgesellschaft Union Investment gewinnen. Weitere institutionelle Investoren aus Deutschland und Europa sollen folgen. Abwickeln wird die Transaktion ein Konsortium aus der DZ-Bank, der Deutschen Bank, der Landesbank Baden-Württemberg und dem Bankhaus Metzler. Erstere wird die Verwahrung des Tokens über die gesamte Laufzeit übernehmen. Die Zahlungen werden auch weiterhin jenseits der Blockchain abgewickelt.
Armbruster hofft, dass die Abwicklung der digitalen Anleihe schneller und effizienter wird als bisher. Insbesondere die Zahl der Medienbrüche soll sich reduzieren, also der Wechsel von Papier zu digital und wieder zurück. Ob sich die digitale Anleihe tatsächlich durchsetzen wird, ist jedoch völlig offen. Wichtig sei am Ende, dass das Produkt skalierbar sei, sagt der KfW-Treasurer.
Source: faz.net