Kämpfe im Sudan: UN fürchtet oben 100 Tote nachdem Angriff aufwärts Flüchtlingslager im Sudan

Die Kämpfe im Sudan zwischen dem Militär und der RSF-Miliz sind nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) erneut eskaliert. Die RSF-Miliz soll bei Angriffen auf die von ihnen belagerte Stadt Al-Faschir und die zwei nahegelegenen
Flüchtlingslager Samsam und Abu Schuk nach Schätzungen des UN-Büros für humanitäre Angelegenheiten (Ocha) mehr als 100 Menschen getötet haben, darunter auch 20 Kinder. Es warf der Miliz „koordinierte Boden- und Luftangriffe“ vor.

Die sudanesische
Organisation zum Schutz der Zivilbevölkerung (SUDO) schrieb, unter
den Toten in Samsam seien neun humanitäre Helfer, die in einem von
einer internationalen Hilfsorganisation betriebenen Krankenhaus in dem
Lager gearbeitet hätten. Die UN-Nothilfekoordinatorin im Sudan,
Clementine Nkweta-Salami, verurteilte die Tötung der Helfer. Es handele
sich um „eine weitere tödliche und inakzeptable Eskalation in einer
ganzen Reihe von brutalen Angriffen auf Vertriebene und humanitäre
Helfer im Sudan seit Beginn dieses Konflikts vor fast zwei Jahren“.

Schon in den Tagen zuvor hatten RSF-Kämpfer nach Angaben der sudanesischen Armee Al-Faschir, die
noch immer von der sudanesischen Regierung kontrollierte Hauptstadt des Bundesstaates Nord-Darfur, und das nahegelegene
Flüchtlingslager Samsam mit schwerer Artillerie angegriffen. Dabei wurden demnach 57
Zivilisten getötet, 32 in Al-Faschir und 25 in Samsam. Auch das Flüchtlingscamp Abu Schuk war bereits zuvor von der RSF angegriffen
worden. Nach Angaben von Rettungskräften wurden mindestens 15 Menschen
getötet und 25 weitere verletzt. Al-Faschir ist die einzige Hauptstadt eines Bundesstaates in Darfur, die noch unter der Kontrolle der Armee steht.

Die andauernden Kämpfe haben nach Angaben des Welternährungsprogramms (WFP) die größte humanitäre Krise der Welt im Sudan ausgelöst. Demnach leiden etwa 25 Millionen Menschen und somit rund
die Hälfte der sudanesischen Bevölkerung unter extremem Hunger. Nach UN-Angaben wurden bei den Kämpfen bereits mehr als 20.000 Menschen getötet.
Etwa acht Millionen Menschen wurden innerhalb des Landes vertrieben, etwa
vier Millionen weitere Menschen flohen in Nachbarstaaten.

Im Sudan liefern
sich die Armee des Machthabers Abdel Fattah Burhan und die RSF-Miliz
seines früheren Stellvertreters Mohammed Hamdan Daglo seit April 2023
einen blutigen Machtkampf. Seitdem ist das Land beinahe geteilt: Die
Armee kontrolliert den Osten und Norden des Landes, zudem hat sie im März die
Hauptstadt Khartum zurückerobert. Die RSF-Miliz dagegen kontrolliert fast die gesamte Region Darfur
im Westen des Landes und weite Teile des Südens.