Juli Zeh: „Ich weiß nicht, ob es ihr Spaß macht“

DIE ZEIT: Frau Zeh, das Thema Migration hat bei den Wahlen in Sachsen und Thüringen eine überragende Rolle gespielt. Haben die klassischen Parteien versäumt, eigene Themen zu setzen, etwa in der Bildungs- und Sozialpolitik?

Juli Zeh: Ja. Wir haben radikal unterfinanzierte Institutionen in Deutschland. Bildung, Gesundheit, Mobilität. Wir wissen das schon seit den Merkel-Jahren. Das Fiese ist eben, dass sich die Auswirkungen erst mit Verzögerung zeigen. Etwa bei der Bahn, wo jetzt die Züge nicht mehr fahren. An den Schulen fehlen Lehrer. Auf dem Land findet man keine Ärzte mehr. Das Pflegesystem steht vor dem Kollaps, überall fehlen Fachkräfte. Das ist Wahnsinn.