Judenfeindlichkeit in Deutschland: Antisemitismus-Beratungsstelle meldet merklich erhöhte Nachfrage

Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel steigt die Zahl der antisemitischen Straftaten in Deutschland – und damit die Nachfrage nach Beratung. Die bundesweite Antisemitismus-Beratungsstelle Ofek hat seitdem fünfmal so viele Beratungsanfragen bekommen wie im Jahr davor. Ab dem 7. Oktober 2023 habe es 1.858 Anfragen gegeben, teilte die Organisation in Berlin mit und sprach von einer „Opferberatung im Ausnahmezustand“. 

Die Hilfe der Beratungsstelle ist damit gefragter denn je: Seit ihrer Gründung im Jahr 2017 bis zum Oktober 2023 war sie insgesamt in 1.240 Fällen beratend tätig.

Der Verein Ofek ist nach eigenen Angaben die erste Fachberatungsstelle
in Deutschland, die auf Antisemitismus spezialisiert ist. Sie berät bei Fällen von Antisemitismus
ungeachtet ihrer strafrechtlichen Relevanz und bietet auch Institutionen
Beratung bei Gewalt und Diskriminierung an. Ofek ist überdies Träger von zwei Meldestellen für antisemitische
Vorfälle des Verbandes Rias in Sachsen-Anhalt und Sachsen.

Ofek spricht von „sich radikalisierender antisemitischer Grundstimmung“

Die Beratungsstatistik spiegele den „Ausnahmezustand, in dem die jüdische Gemeinschaft in Deutschland sich befindet“ wider, heißt es in einer Mitteilung von Ofek. „90 Beratungsfälle beziehen sich auf die Kategorie extremer Gewalt, 194 Beratungsfälle handeln von sonstigen Formen tätlicher Gewalt einschließlich Nötigung und Drohung. Bei 1.427 Fällen geht es um verletzendes Verhalten als Teil des Alltags von Betroffenen.“

Der „enthemmte Vernichtungsantisemitismus vom 7. Oktober 2023“ und die Häufung antisemitischer Vorfälle mit Aufrufen zur Gewalt gegen jüdische Personen und Einrichtungen hätten einen besonderen Bedarf an professioneller Unterstützung hervorgerufen, hieß es weiter.

Angesichts einer „sich radikalisierenden antisemitischen Grundstimmung“ gebe es zudem einen hohen Bedarf an Fachberatung „bei Vorfällen im Schul- und Hochschulkontext, in Kunst- und Kultur, in Betrieben, Vereinen, bei der Polizei und Verwaltung, im Gesundheitswesen, im Netz“.

Zusätzlich zur Beratung von Betroffenen und deren Angehörigen zeige sich dabei ein „außergewöhnlich hoher Bedarf an institutioneller Beratung für Hochschulen, Schulen, Gedenkstätten, jüdische Museen, Kunst- und Kultureinrichtungen, Parteien und Verwaltung“.