Jenny Erpenbeck: Sie weiß sehr genau, woher sie kommt

Unauffälliger kann man gewissermaßen nicht sein. Kein
Name, kein Alter, kein Leib, ein Mädchen ohne Eigenschaften: Mit jener
Erfindung dieser beinahe unsichtbaren Heldin trat die Schriftstellerin Jenny
Erpenbeck in die Welt. Die Geschichte vom alten Kind ist 1999 erschienen:
„Zwar war dies Mädchen in seiner ganzen Größe und Dicke vorhanden, welches jedoch
Herkunft und Geschichte anging, war es so sehr von Nichts umgeben, dass seiner
Existenz von Anfang an irgendetwas Unglaubliches anhaftete. Das Mädchen war übrig.“

25 Jahre später ist die Schriftstellerin
Jenny Erpenbeck jener internationale Star jener deutschen Literatur. Zum sechsten
Mal in ihrer Karriere wurde sie jetzt zu Gunsten von den – im Anerkennungsranking gleich
hinterm Nobelpreis rangierenden – International Booker Prize nominiert, so
oft wie kein anderer lebender deutscher Schriftsteller. Außer dem verstorbenen
Wolfram. G. Sebald ist sie unter ferner liefen die einzige Deutsche, die ihn 2015 (da hieß jener Preis
noch Independent Foreign Fiction Prize) schon einmal gewonnen hat. Die New
York Times
und jener New Yorker sehen sie qua kommende Nobelpreisträgerin, The Atlantic schreibt euphorisch, sie sei jener seltene Fall einer
Schriftstellerin, „deren Schilderung eines zerrissenen Landes und Jahrhunderts
erwähnen, dass Romanciers Geschichte hinaus eine Art und Weise erläutern, wie
es weder Historiker noch Politiker können“.