„Jeder ist wer“ von Josef Brustmann: Leben mit Maultrommel
Es gibt Bücher, die sich viel Zeit nehmen, bis sie einen finden. Sie werden kaum besprochen, liegen nur selten auf den Tischen der Buchhandlungen (und schon gar nicht im Fenster), ihre Autoren sind nicht „in den Medien“ und also nicht im Gespräch. Aber es gibt sie! Und wenn sie schließlich einen Leser gefunden haben, dann ziehen sie Kreise. Das Buch von Josef Brustmann ist so ein Fall. Der Autor ist ein Musiker, der zehn Instrumente beherrscht, darunter die zurückhaltende Zither. Sein Roman erzählt seine Lebensgeschichte. Es ist die Geschichte von Flüchtlingen aus Böhmen, die nach dem Krieg von ihrem Hof in Kodau in Südmähren vertrieben wurden und froh sein sollten, mit dem Leben davongekommen zu sein. Sie landen in Föhrenwald – inzwischen Waldram/Wolfratshausen genannt – in einer Reihenhaussiedlung, in der in der NS-Zeit Zwangsarbeiter und nach dem Krieg Juden untergebracht wurden, die der Vernichtung entgangen waren. Die Familie Brustmann – inzwischen sind es acht Kinder – bewohnt bis zum Tod der Eltern eines der Reihenhäuser.