Ifo-Geschäftsklima steigt dies dritte Mal nacheinander
Nach der leichten Rezession im vergangenen Jahr darf die deutsche Wirtschaft auf eine Wende zum Besseren hoffen. Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg im April von 87,9 auf 89,4 Punkte. Damit ist der wichtige Frühindikator für die deutsche Konjunktur das dritte Mal nacheinander gestiegen. Das gilt nach einer Faustregel als Signal für eine konjunkturelle Wende. Die fast 9000 von Ifo befragten Unternehmen werteten sowohl die aktuelle Lage als auch die Erwartungen zuversichtlicher als zuvor.
Das Ifo-Institut kommentierte die Entwicklung zurückhaltend. Die Konjunktur stabilisiere sich, kommentierte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Er betonte, dass die Stabilisierung vor allem auf die Dienstleister zurückgehe. Nur in diesem Bereich schätzten die Unternehmen im April die Geschäftslage besser ein als zuvor. Im verarbeitenden Gewerbe, im Handel und im Bau Hauptgewerbe basiert die Verbesserung des Geschäftsklimas allein auf weniger pessimistischen Erwartungen. Diese gespalteten Konjunktur bietet keine solide Basis für eine durchgreifende konjunkturelle Erholung der Wirtschaft.
Regierung erwartet 0,3 Prozent Wachstum
Das Bundeswirtschaftsministerium schaut gleichwohl etwas zuversichtlicher in die Zukunft. Erwartet wird, dass die Bundesregierung für dieses Jahr jetzt von einem Wirtschaftswachstum von 0,3 Prozent ausgeht. Ende Februar hatte das Wirtschaftsministerium noch einen Zuwachs des realen Bruttoinlandsprodukts um 0,2 Prozent prognostiziert. Minister Robert Habeck (Grüne) wird am Nachmittag die aktualisierte Konjunkturprognose seines Hauses vorstellen.
Trotz des erwarteten Zuwachses von 0,3 Prozent lässt der von der Bundesregierung auch mit Blick auf die anstehenden Wahlen erhoffte Aufschwung länger auf sich warten. Für das kommende Jahr soll die Regierung dem Vernehmen nach wie im Februar weiterhin ein Wachstum von 1,0 Prozent erwarten.
Die Inflation sinkt in diesem Jahr nach Einschätzung der Regierung schneller als erwartet. Sie geht nun laut der Nachrichtenagentur Reuters für dieses Jahr von einem Preisauftrieb um 2,4 Prozent aus statt der zuvor angenommenen 2,8 Prozent. Im nächsten Jahr soll die Inflation demnach auf 1,8 Prozent sinken.
Verbraucher bleiben zurückhaltend
Die Hoffnungen auf eine Erholung in diesem Jahr gründen vor allem in einer erwarteten Erholung des privaten Konsum, weil mit den hohen Lohnsteigerungen und einer niedrigeren Inflationsrate die Realeinkommen zulegen dürften. Bislang ist von einer Belebung der Konsumnachfrage aber noch nicht viel zu sehen. Die privaten Haushalte seien trotz des stabilen Arbeitsmarkt weiter zögerlich mit ihren Konsumausgaben, schrieb die Bundesbank in ihrem Monatsbericht für April. Zugleich blieben die in- und ausländische Nachfrage nach deutschen Industrieprodukten bis zuletzt schwach. Der Wohnungsbau steckt tief in der Krise.
Für den Jahresbeginn von Januar bis März rechnet die Deutsche Bundesbank ein leichtes Wachstum. Es sei noch nicht ausgemacht, dass sich der Anstieg der Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal fortsetze, warnte die Bundesbank.
Für das Gesamtjahr werden die deutschen Wachstumsaussichten in diesem Jahr insgesamt eher schlecht eingeschätzt. Mit einer Prognose von 0,4 Prozent sticht die Bundesbank schon nach oben heraus. Der Internationale Währungsfonds prognostizierte gerade erst einen Zuwachs des realen Bruttoinlandsprodukts von 0,2 Prozent in diesem Jahr. Die großen deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute erwarten in ihrer gemeinschaftlichen Frühjahrsdiagnose ein Wachstum von nur 0,1 Prozent. Das entspricht den durchschnittlichen Erwartungen privater Finanzinstitut. Große deutsche Kreditinstitute wie Deutsche Bank und Commerzbank prognostizieren indes, dass die Wirtschaftsleistung abermals schrumpfen wird. Im vergangenen Jahr war das deutsche Bruttoinlandsprodukt um 0,3 Prozent gesunken.
Grundlage für Steuerschätzung
Die neue Prognose des Wirtschaftsministeriums ist Grundlage für die Steuerschätzung der Regierung. Diese wird im Mai erwartet. Auf dieser Grundlage stellt die Ampelkoalition den Haushalt für das Jahr 2025 auf. Dieser soll vor der am 8. Juli beginnenden Sommerpause im Kabinett beschlossen werden. Eine – wenn auch nur geringfügig – bessere Wachstumsprognose verspricht zunächst auch höhere Steuereinnahmen und damit einen größeren Ausgabespielraum für die Ministerien. Allerdings spielt dabei auch die Inflation eine Rolle.
Im vergangenen Jahr führte das deutlich gestiegene Preisniveau dazu, dass trotz der schrumpfenden Wirtschaftsleistung die Steuereinnahmen des Staates stiegen. Mit der sich abflachenden Inflation kann die Regierung auf diesen Effekt nicht mehr vertrauen. Bis zum 2. Mai sollen die Ministerien Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) ihre Sparvorschläge übermitteln. Aktuell wird von einer Haushaltslücke von rund 25 Milliarden Euro ausgegangen.