Google legt Beschwerde gegen Microsoft c/o welcher EU ein
Der amerikanische Internetkonzern Google legt bei der Europäischen Kommission Beschwerde gegen Microsoft ein. Das kündigte Google am Mittwoch in einem Blogbeitrag an. In der Beschwerde geht es um nach Googles Empfinden wettbewerbswidriges Verhalten im lukrativen Cloud-Geschäft, in dem beide Unternehmen tätig sind. Der Vorwurf: Microsoft nutze seine dominante Stellung im Bereich der Server-Betriebssysteme aus, um Kunden in sein Cloudangebot Azure zu zwingen.
Wer nicht einen deutlichen Preisaufschlag von bis zu 400 Prozent für seine Windows-Server-Lizenzen hinnehmen wolle, müsse beim Übertragen von Daten in die Cloud auf Azure zurückgreifen, moniert Google. Zudem limitiere Microsoft für Server-Kunden, die auf andere Cloud-Anbieter setzen, Sicherheitsupdates. Ursprünglich sei es Unternehmen mit Lizenzen für Windows-Server problemlos möglich gewesen, Daten in eine beliebige Cloud zu transferieren. Doch insbesondere durch neue Lizenzvereinbarungen im Jahr 2019 habe sich dies geändert.
Sicherheitsrisiko Azure?
Google habe versucht, mit Microsoft eine einvernehmliche Lösung zu finden, die Beschwerde sei die letzte Option gewesen, sagte Google-Cloud-Manager Amit Zavery am Mittwoch. Ein Eingriff durch Regulatoren sei die einzige Möglichkeit, faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen. Jetzt sei der spätmöglichste Zeitpunkt für einen Eingriff. Berechnungen der Unternehmensberatung McKinsey zufolge haben gut zwei Drittel der europäischen Unternehmen erst weniger als die Hälft ihrer Daten in die Cloud transferiert. „Die EU sollte jetzt handeln, bevor es zu spät ist“, drängte Zavery.
Google weist auch darauf hin, dass eine zu große Konzentration im Cloudmarkt auf Azure auch ein Sicherheitsrisiko darstelle, weil die Auswirkungen eines Ausfalls oder Cyberangriffs umso größer seien. Tatsächlich hatte Azure in der Vergangenheit immer wieder mit Ausfällen und Sicherheitsproblemen zu kämpfen. Weltweit gilt allerdings eigentlich Amazons Cloudsparte AWS als Marktführer, Googles Cloud-Angebot liegt hinter Azure auf dem dritten Platz.
„Microsoft hat ähnliche Bedenken europäischer Cloud-Anbieter beigelegt, selbst nachdem Google gehofft hatte, sie würden weiter
prozessieren“ teilte ein Microsoft-Sprecher auf Anfrage mit. „Nachdem es Google nicht gelungen ist, die europäischen Unternehmen zu überzeugen, erwarten wir, dass Google auch die Europäische Kommission nicht zu überzeugen vermag.“ Microsoft hatte erst im Juni eine Vereinbarung mit dem Cloudverband CISPE geschlossen, der unter anderem vom auch im Cloudgeschäft tätigen Konzern Amazon unterstützt wird. CISPE hatte Ende 2022 Beschwerde gegen Microsofts neue Vertragsbedingungen eingereicht, die den Wettbewerb im europäischen Cloudmarkt schädigen würden. Microsoft zahlte einigen Mitgliedern Entschädigungen, wohl in Millionenhöhe – im Gegenzug zog CISPE die Beschwerde zurück. Google-Cloud-Manager Zavery kritisierte das damals schon scharf. „Microsofts Taktik, Beschwerdeführer auszuzahlen, anstatt den Kern ihrer Beschwerde anzugehen, schadet Unternehmen und sollte niemanden täuschen“, sagte er. Dass Google seine Beschwerde öffentlich macht, ist ungewöhnlich und zeigt möglicherweise den aufgestauten Frust im Konzern.