Goethes „Faust“: Des Dramas wahrer Kern

Die Welt ist ihm von Anfang an nicht genug. Er will weiter, immer höher hinaus, bis zum Ursprung und Ende aller Dinge: Faust, dieser unersättliche Titan, der sich noch zu Beginn in Johann Wolfgang Goethes kanonischem Drama in einer fundamentalen Erkenntniskrise befindet. Erst nachdem ihn Mephistopheles an Ostern – also dem Moment der Auferstehung – zum Verlassen seines Studierzimmers verführt, erlangt der Gelehrte stetig neues Wissen.

Allerdings nicht, ohne Schuld auf sich zu laden, wie allen voran die Gretchentragödie zeigt. Denn der Büchernerd fühlt sich vom Körperlichen, von der Liebe geradezu obsessiv angezogen. Er schwängert das Mädchen und lässt sie, die aus Verzweiflung ihr Kind tötet, später im Kerker zurüc