Gewaltkriminalität: Ein Messerverbot ist wie Ibuprofen

Messer machen Spaß. Das weiß jede Hobbyköchin, die je den Unterschied zwischen einer stumpfen Klinge und einem frisch gewetzten japanischen Kochmesser verspürt hat; jeder Wanderer, der auf erklommener Bergspitze Apfel und Taschenmesser zückt; jede Anglerin, die ihren Fang filetiert. Das Messer ist eine unverzichtbare Erweiterung des Menschen, es macht ihn schneller, geschmeidiger, fähiger. 

Und es kann töten. Gerade weil das Messer als Werkzeug so allgegenwärtig ist, ist es als Waffe so bedrohlich. Es gibt kaum einen anderen Gegenstand, den Menschen derart oft benutzen und den sie zugleich derart fürchten. Wie tödlich das Messer ist, weiß jeder, der in den vergangenen Monaten die öffentliche Berichterstattung auch nur beiläufig verfolgt hat. Mannheim, Wolmirstedt, Solingen, diese Städtenamen werden durch die dort verübten islamistischen Messerattacken in die Chronik des Jahres eingehen. Seither diskutiert die deutsche Politik über entsprechende Verbote. Das Sicherheitspaket, das der Bundestag nun in Reaktion auf den Anschlag verabschieden wird, leistet dieser Debatte Folge: Zum einen soll die Polizei künftig innerhalb von Messerverbotszonen anlasslos kontrollieren können, und zum anderen erhält der Staat deutlich höhere Kompetenzen, potenziellen Straftätern jedes Recht auf Waffenbesitz zu verbieten. Was intuitiv sinnvoll klingen mag, ist in der Praxis schwer umzusetzen: Beispielsweise mordete der Täter von Solingen nicht etwa mit einem verbotenen Springmesser, sondern mit einem 15 Zentimeter langen Küchenmesser, das in jedem Haushalt zu finden ist und für das man keinen Waffenschein braucht. Lässt sich das Messer als Waffe überhaupt verbieten, wenn man es einfach als Werkzeug kaufen kann?