Gesellschaftliche Entwicklungen: Hier spricht ein Mann von gestriger Tag

Natürlich müssen alle Gräben zugeschüttet werden. Damit hat Jan Böhmermann (ZEIT Nr. 37/24) völlig recht. Noch richtiger ist, wie der Satiriker bemerkte, „dass die systematische Ausgrenzung bestimmter Bevölkerungsteile keine gesellschaftlichen Probleme löst und dadurch ab-so-lut gar nichts besser wird“. So weit, so einig. Die operative Ableitung des Essays halte ich gerade nach den Wahlergebnissen in Sachsen und Thüringen jedoch für falsch: einen neuen Graben aufzureißen, um die alten Gräben zu schließen. Eine pluralistische Gesellschaft kommt im Ideal ohne Gräben aus, vor allem deswegen, weil sie Differenz als Bereicherung und nicht als Bedrohung versteht. Noch schwieriger wird es mit dem Gelingen gesellschaftlicher Diskussion über den künftigen Weg, wenn – wie am Ende des Böhmermann-Essays – eine Art Katechismus der Menschen von heute und morgen in Stellung gebracht wird, um die Menschen von gestern zuerst auszubuhen, dann auszuschließen und schließlich auszugrenzen.