Georgien: Mit Gummigeschossen gegen Europa

Seit die russlandfreundliche Partei Georgischer Traum Ende Oktober die georgischen Parlamentswahlen gewonnen hat, herrscht in der Kaukasusrepublik Ausnahmezustand. Eigentlich ist das Land zwar seit Dezember 2023 offizieller EU-Beitrittskandidat. Im Land gilt auch ein Gesetz gegen „ausländische Einflussnahme“ – nach Vorbild aus Moskau. Damit wolle die Regierung die Ex-Sowjetrepublik wieder an Russland annähern, kritisiert die Opposition. Der EU-Beitrittsprozess ist deshalb vorerst gestoppt.

Nach der Wahl hat der neue nationalkonservative Ministerpräsident Irakli Kobachidse auch den EU-Beitrittsprozess des Landes bis 2028 ausgesetzt. Deshalb kommt es seit Tagen zu Massenprotesten vor dem Parlamentsgebäude in der Hauptstadt Tbilissi. Der prorussische Regierungschef wirft der Opposition bewusste Gewalt vor und drohte mit harten Vorgehen der Sicherheitskräfte. Die Opposition wiederum berichtet von schweren Übergriffen der Sicherheitsbehörden, Menschenrechtsvertreter sprechen sogar von Folter. Die proeuropäische Präsidentin Salome Surabischwili, die unabhängig vom Parlament gewählt wird, bezeichnete das Vorgehen der Polizei als „unverhältnismäßig“. Obwohl ihre Amtszeit eigentlich Mitte Dezember endet, will sie vorerst im Amt bleiben. Ein illegitimes Parlament könne keinen legitimen Präsidenten wählen, argumentiert die Amtsinhaberin. Ihr Nachfolger soll erstmals nicht direkt vom Volk gewählt, sondern von Abgeordneten des Parlaments und regionalen Vertretern ernannt werden.