Geldanlage: Bis zu 14 Prozent Dividende von dieser Volksbank
Die Zahlen klingen beeindruckend: Bis zu 14 Prozent Dividende können Sparer mit Geschäftsanteilen von deutschen Volks- und Raiffeisenbanken erzielen. Das geht aus einer Auswertung der Verbraucherplattform Biallo hervor, die der F.A.Z. vorab vorliegt. Unter den 403 Genossenschaftsbanken, bei denen die Dividende zum Zeitpunkt der Datenerhebung bekannt war, zahlten 214 mehr als im Vorjahr. Demgegenüber sank die Ausschüttung gerade einmal für 19 Banken.
Im Mittel stieg die Dividende der untersuchten Institute von 3,02 auf 3,72 Prozent. „In etwa liegt die jährliche Dividende damit wieder auf dem Niveau wie vor der Coronakrise“, schreiben die Autoren. Immerhin drei Institute zahlen zweistellige Prozentsätze, nämlich die Volksbank Emmerich-Rees in Nordrhein-Westfalen mit 14 Prozent, die Volksbank Brawo in Niedersachsen und die Raiffeisenbank Elbmarsch in Schleswig-Holstein mit jeweils zehn Prozent.
Im Vorjahr, das zur Untersuchung der Dividendenkontinuität mit in den Vergleich einbezogen wurde, gab es sogar noch ein weiteres Institut mit einem zweistelligen Prozentsatz als Dividende: Die Raiffeisenbank Elsavatal in Unterfranken hat ihre Ausschüttung von 11,1 Prozent für 2022 auf sieben Prozent für 2023 gesenkt. Damit aber zählt sie gleichwohl noch zur Spitzengruppe.
Zinswende lässt die Erträge sprudeln
Grund für den jüngsten Anstieg vieler Volksbank-Dividenden sei das gute Geschäftsergebnis vieler Genossenschaftsbanken im Zusammenhang mit der Zinswende, heißt es in der Studie. Die genossenschaftliche Finanzgruppe als Ganzes habe im vergangenen Geschäftsjahr ihre Gewinne von 4,2 Milliarden auf 14,4 Milliarden Euro vervielfacht.
Die Geschäftsanteilsscheine der Genossenschaftsbanken sind keine Anlageklasse wie jede andere. Ursprünglich sind sie eng mit der Idee des Genossenschaftswesens verbunden, mit dem solidarischen Prinzip „Einer für alle und alle für einen“. Die Vorstellung ist eigentlich, dass Kunden einer Volksbank, die auf diese Weise zugleich Miteigentümer sind, die Anteile über längere Zeit halten. Sie können nicht wie Aktien an der Börse gehandelt werden, zum Teil gibt es sogar längere Kündigungsfristen.
Die verschiedenen Genossenschaftsbanken behandeln die Ausgabe von Geschäftsanteilscheinen heute in der Praxis unterschiedlich. Manche Institute geben je Mitglied nur eine sehr kleine Zahl von Anteilen aus, sodass diese als Anlageprodukt praktisch keine Rolle spielen und eher symbolischer Natur sind. Andere Banken haben das stärker geöffnet: Dort hat der Geschäftsanteil durchaus den Charakter eines Geldanlageproduktes.
Was mit mit Nachschusspflichten?
Früher war es sehr verbreitet, dass der Zeichner des Geschäftsanteilsscheins über dessen Höhe hinaus im Notfall für die Genossenschaftsbank einstehen sollte. Es gab eine „Nachschusspflicht“ bis zu einer genau definierten Höhe. Vor mehreren Jahren hatte dann der Bundesverband der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) diese Nachschusspflicht aus den Mustersatzungen für die VR-Banken gestrichen. „Nach unserer Auswertung steht sie aber noch immer in der Satzung von knapp jeder zehnten Volks- und Raiffeisenbank“, heißt es in der Studie.
Mit der Nachschusspflicht ist im Insolvenzfall ein begrenztes finanzielles Risiko verbunden. Je Geschäftsanteil können Eigentümer dazu verpflichtet werden, einen bestimmten Geldbetrag nachzuzahlen. „Bislang handelt es sich aber ohnehin um ein eher theoretisches Risiko, da es noch keinen solchen Insolvenzfall gab“, schreiben die Autoren.
Zuletzt sorgten Schwierigkeiten von zwei genossenschaftlichen Instituten in Deutschland für Aufmerksamkeit. Es ging um die VR-Bank Bad Salzungen Schmalkalden, die in den Medien nach ihrem ehemaligen Geschäftspartner auch „Effenberg-Bank“ genannt wurde, und um die Volksbank Dortmund-Nordwest.
In beiden Fällen habe die Generalversammlung beziehungsweise die Vertreterversammlung über einen Ausfall von Dividenden entschieden, sagte ein Sprecher. Bei der VR-Bank Bad Salzungen Schmalkalden betraf dies das Geschäftsjahr 2022, bei der Volksbank Dortmund-Nordwest das Geschäftsjahr 2023. In Schmalkalden liege zudem der Jahresabschluss für 2023 noch nicht vor. Dieser werde derzeit erstellt; anschließend werde die Vertreterversammlung eine Entscheidung über eine Dividendenzahlung treffen.
„Über die Frage von Dividendenzahlungen für das laufende Geschäftsjahr 2024 werden die entsprechenden Gremien in ihren jeweiligen Versammlungen 2025 entscheiden“, sagte der Sprecher. Beide Banken hätten einen Vertrag mit der Sicherungseinrichtung des BVR abgeschlossen, über den Einlagen und Genossenschaftsanteile geschützt seien.
Unterschiedliche Deckel für den Anteilskauf
In dem Dividendenvergleich hat das Biallo-Team gesondert ausgewertet, bei welchen Genossenschaftsbanken die Kunden über die Zeichnung von Geschäftsanteilen die höchste jährliche Dividende in absoluten Zahlen erzielen können. Dabei spielt eine wichtige Rolle, wie viele Anteilsscheine man maximal zeichnen kann. In diesem Vergleich schneidet beispielsweise die Deutsche Apotheker- und Ärztebank gut ab, eine Genossenschaftsbank für die spezielle Zielgruppe. Sie deckelt den Anteilserwerb nicht und zahlte zuletzt sechs Prozent Dividende.
Auch einige kleinere Volksbanken schneiden in diesem Vergleich ganz gut ab, beispielsweise die Rheingauer Volksbank in Geisenheim, die Volksbank Haselünne im Emsland und die Volksbank Feldatal im Vogelsbergkreis. Die Frankfurter Volksbank Rhein/Main zahlt sechs Prozent Dividende, hat Biallo zufolge aber eine Art Deckel bei 10.000 Euro für die Anlage in Geschäftsanteilen. Die Hamburger Volksbank zahle vier Prozent und deckele bei 15.000 Euro. Die Volksbank Köln/Bonn zahle 4,25 Prozent, ihr Deckel liege bei 10.000 Euro.
Dabei scheint es eine gewisse Grauzone zu geben, wie die Volks- und Raiffeisenbanken es mit Kunden handhaben, die nicht aus ihrem regionalen Geschäftsgebiet stammen. In dem Biallo-Vergleich heißt es, Institute, die „ausdrücklich kein Interesse an der überregionalen Aufnahme neuer Mitglieder“ hätten, seien aus der Empfehlungsliste ausgeschlossen worden. Umgekehrt scheint es nur eine kleine Gruppe zu geben, die sich gezielt an eine bundesweite Kundschaft wendet.
Im Sinne des Regionalprinzips ist das unter den Volks- und Raiffeisenbanken zum Teil wohl auch nicht so gern gesehen. Ein Beispiel für ein Institut, das mit seinen Produkten Kunden aus ganz Deutschland anspricht, ist die Raiffeisenbank im Hochtaunus. Sie wirbt aber nicht bundesweit von sich aus um Mitglieder. Bei ihr kann man Anteile bis 5000 Euro je Person zeichnen. Die Bank plant nach Unternehmensangaben, die Dividende für das laufende Geschäftsjahr auf 4,25 Prozent anzuheben.
Einen solchen Zinssatz sucht man für Tagesgeld derzeit in Deutschland vergeblich.
Source: faz.net