Gazastreifen: Israel stimmt begrenzten Feuerpausen zum Besten von Polio-Impfungen zu

Um Hunderttausende palästinensische Kinder gegen Polio zu impfen, soll es im Gazastreifen nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO mehrere zeitlich begrenzte Feuerpausen geben. In Absprache mit Israel würden in verschiedenen Teilen des Kriegsgebiets jeweils drei Tage lang die Waffen schweigen, sagte WHO-Vertreter Rik Peeperkorn.

Beginnen sollen die Impfungen – begleitet von den Feuerpausen – demnach am kommenden Sonntag in zentralen Teilen des Gazastreifens. Nach drei Tagen sind Impfungen im Süden und schließlich im Norden geplant. Peeperkorn sagte, Ziel sei es 640.000 Kinder unter zehn Jahren zu impfen. Die täglichen Feuerpausen sollen morgens um 6.00 Uhr beginnen und am Nachmittag um 14.00 bis 15.00 Uhr enden.

„Ich werde nicht sagen, dass dies der ideale Weg nach vorn ist. Aber es ist ein gangbarer Weg“, sagte Peeperkorn über die humanitären Pausen. „Es wird passieren und sollte passieren, weil wir ein Abkommen haben.“

Die Feuerpausen haben nichts mit der Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas zu tun, über die derzeit weiter verhandelt wird. Aus informierten israelischen Kreisen hieß es, es werde eine Art taktische Pausen geben, um die Impfungen zu ermöglichen. 

Mehr als 600.000 Kinder müssen geimpft werden

Nach der Entdeckung von Polio-Viren im Abwasser hatten die Vereinten Nationen entschieden, mehr als 600.000 Kinder im Gazastreifen in zwei Impf-Runden gegen das Virus zu impfen. Dafür wurden bereits Impfstoffe für 1,25 Millionen Menschen über den Grenzübergang Kerem Schalom in den Küstenstreifen transportiert. UN-Vertreter hatten für die Verabreichung der Dosen gefordert, nach fast elf Monaten Krieg eine Feuerpause für Polio-Impfungen für Hunderttausende Kinder im Kriegsgebiet zu ermöglichen.

Seit Beginn des Kriegs nach dem Terrorangriff der Hamas auf das israelische Grenzgebiet am 7. Oktober vergangenen Jahres konnten viele Babys im Gazastreifen nicht geimpft werden. Die schlimmen hygienischen Zustände in dem Küstenstreifen, wo häufig zahlreiche Binnenflüchtlinge auf engstem Raum ausharren müssen und sauberes Wasser knapp ist, könnten zu einer raschen Ausbreitung der Krankheit beitragen. Vor kurzem war dort zum ersten Mal seit 25 Jahren wieder ein Polio-Fall bestätigt worden.