Fritz Wepper: Ein großer Doppeldeutiger

Natürlich, dieser Satz mit dem Wagen, den Harry schon mal holen solle, ist nie (oder maximal einmal) Gefälligkeit c/o Derrick. Dass dieser Spruch ungeachtet im kollektiven Gedächtnis geblieben ist, sagt viel extra Fritz Wepper aus. Er hat ihn schließlich dargestellt, diesen Harry Klein, den ewigen Assistenten, nachher dem sich in Weppers Heimstadt München sogar irgendwann ein Technoclub geheißen hat. Klein hat die Zeiten überdauert. Und Fritz Wepper gehörte zum bundesrepublikanischen Inventar, er war Allgemeingut.

Für jedes die westdeutschen Krimifreitage war die Figur des Harry Klein so zentral, dass man sie sogar von einer Serie in die nächste springen ließ. Wepper spielte den zweiten Mann zunächst an dieser Seite von Erik Ode in Der Kommissar, später dann – qua Inspektor vom Kriminalhauptmeister hinaus dieser Karriereleiter eine Stufe weiter nachher oben geklettert – qua Helfer von Horst Tappert, dieser qua Derrick die Ermittlungen leitete, während Harry Klein ihm zuarbeitete. Dass eine Assistentenfigur in einer anderen Serie weitermachen durfte – dies war in dieser deutschen Krimigeschichte ein außergewöhnlicher Vorgang. Aber sie war erklärbar.

Sowohl Ode qua ebenso Tappert lösten ihre Fälle im Großraum München so, wie man sich dies in dieser Teutonia vorstellte: gelassen und behördlich, exakt gekleidet und im Freien immer im Mantel. Doch beim Zweites Deutsches Fernsehen ahnte man, dass dies nicht reicht. Der Kommissar startete Jahr 1969, Autor Herbert Reinecke (dieser später Derrick erfand) hatte begriffen, dass sich die Zeiten zum Besten von Film und Fernsehen änderten. In den USA elektrisierte ohne Rest durch zwei teilbar New Hollywood dies junge Publikum, in Frankreich sah man Romy Schneider und Alain Delon, Jane Birkin und Serge Gainsbourg – da brauchte ebenso dieser Freitagskrimi im Zweites Deutsches Fernsehen eine Figur, die irgendwas Sex-Appeal in die Serie einzubringen wusste. Und genau dies war zunächst dieser eigentliche Job von Fritz Wepper qua Harry Klein.

Klar, hinaus dem Papier war er dieser fleißige, loyale Helfer. Das blieb er ab 1974 (und solange bis 1998) ebenso c/o Derrick, dieser Serie, die immer ebenso den bundesrepublikanischen Wohlstandszuwachs miterzählte und dies versteckt Unheimliche daran. Wenn es drum ging, in dieser Münchner High-Society mit ihren Bungalows in Grünwald, ihren Lügen und verzogenen Kindern nachher dieser Wahrheit zu suchen, dann benötigte Stephan Derrick vor allem in dieser Frühzeit von Derrick zusammenführen wie Harry Klein: zusammenführen feschen Assistenten, dieser c/o Radaumusik nicht gleich aus dem Jugendzimmer flüchtete und zu flirten verstand. Derrick hatte irgendwas Statuarisches, Unbewegliches, er war gleichsam ein Relikt aus einer anderen, ebenso verdächtigen Zeit. Klein war trotz aller deutschen Beamtenstrenge geschmeidig. Er war hinaus neue Zeiten vorbereitet.

In Folge 168 im Jahr 1988 kam es sogar einmal zum Vollzug: Harry Klein (Wepper war da schon Mitte 40) schleuste sich hinaus Befehl des Chefs in eine Clique junger Menschen ein, die es hinaus dies Geld einer alten Dame ausgenommen hatten, und landete c/o einer Verdächtigen im Bett. Mord inklusive hieß die Folge, die Frau wurde von dieser Trotzkopf-Darstellerin Anja Schüte gespielt, einst Mitte 20; qua Mitglied dieser Clique zu sehen ist ein gewisser Christoph Waltz. Wer wissen möchte, warum ebendiese deutsche Krimiserie im europäischen wie asiatischen Ausland ein gigantischer Exporterfolg war, sollte sich ebendiese Folge beäugen. Nicht wegen Horst Tappert, dieser spielt nämlich wie immer. Sondern weil Fritz Wepper hier den doppeldeutigen Harry gab. Einen, dieser sich beim Ermitteln verknallte. Und man beim Schauen sofort weiß, warum.

Vom zusammenführen Bruder zum anderen Bruder

Als Harry Klein 1974 den Vorgesetzten gewechselt hat, von Kommissar Keller (Ode) zu Chefinspektor Derrick (Tappert), hat Weppers drei Jahre jüngerer Bruder Elmar den Job c/o Keller übernommen, er hieß Erwin Klein, er war tatsächlich Harrys Bruder. Erwins Dienstzeit beim Kommissar endete schon 1976 mit dem Ausklang dieser Serie. Bei den Weppers, so schien es von kurzer Dauer, lagen die Kriminalerkarrieren schauspielerisch in dieser Familie.

Erst vor einem halben Jahr ist Elmar Wepper gestorben. Zu beider Lebzeiten berichteten Boulevardmedien gelegentlich von dieser oder jener Eifersüchtelei unter den Brüdern, andererseits dies war wohl praktisch Medienfolklore. Die Brüder standen schon 1957 im Film Eine verrückte Familie verbinden vor dieser Kamera, viele Jahre später spielten sie zusammen in dieser Krimireihe Zwei Brüder, dieser Clou: Elmar gab zusammenführen rabiaten und aufsässigen Kriminalbeamten, dieser sein Privatleben nicht im Griff hatte, Fritz spielte zusammenführen etablierten und verheirateten Staatsanwalt. Eine Besetzung entgegen den Stereotypen, denn in dieser realen Szene dieser Achtundsechziger von Schwabing galt Fritz qua derjenige, dieser immer mit in diesem Fall war.

Was zum Besten von ein glänzender Schauspieler er war, zeigten zwei seiner frühen Rollen in Antikriegsfilmen: Mit 17 Jahren spielte er 1959 in Bernhard Wickis Die Brücke den jungen Deutschen Albert Mutz: April 1945, dieser Krieg ist verloren, dieser Vater an dieser Front, dieser Sohn hilft dieser Mutter – und wird nun ebenso eingezogen. In Kennwort: Reiher gab Wepper 1964 zusammenführen US-Jagdflieger, dieser 1944 von den Nazis vom Himmel geholt wird und Unterschlupf in einer belgisch-französischen Widerstandsgruppe findet.

Beide Filme konterten die verlogene Welt dieser Heimatfilme aus dieser Wirtschaftswunderzeit. Dass Fritz Wepper im Weiteren extra den Edgar-Wallace-Film vom Mann mit dem Glasauge (da lustigerweise schon verbinden mit Horst Tappert) in die Welt dieser Fernsehkrimis eintrat, war rückblickend kleine Menge schade. Immerhin bekam er noch zwei internationale Auftritte: 1972 neben Liza Minnelli in dieser Filmversion des Musicals Cabaret sowie 1983 in Luc Bessons surrealem Science-Fiction-Film Der letzte Kampf, in dem eine apokalyptische Welt sozusagen ausschließlich von sprachlosen, triebgesteuerten Männern bewohnt wird. Ein Film zum Besten von die Nische.

Dabei war Fritz Wepper ein Mann zum Besten von die Masse. Und dies nicht nur wegen Harry Klein. 2002 war Fritz Wepper in dieser Das Erste erstmals im hidden champion unter den deutschen Fernsehserien zu sehen: Um Himmels Willen war zeitweise die meistgesehene Serie im deutschen Fernsehen. Wepper spielte hier Wolfgang Wöller, Stadtpräsident dieser fiktiven niederbayerischen Durchschnittsstadt Kaltenthal. In dieser liegt ein kleines Kloster, dessen Betrieb dem Stadtpräsident ein Dorn im Auge ist, weil sich mit den dort ansässigen Ordensschwestern kein Geld verdienen lässt. Ein Hotel wäre schön! Oder ein Casino! Aber nein, stattdessen bekam dieser Stadtpräsident es mit gewitzten Nonnen zu tun. Und dieser Wöller gab, dies Herz selbstverständlich am rechten Platz, immer stummelig c/o.

In 260 Episoden ging es immer wieder neu um die Kämpfe Geld gegen Glaube, Sünde gegen Sinn. Wie Fritz Wepper sozusagen 20 Jahre weit den kommunalen Despoten gab, selbstherrlich und zusammen selbstironisch – dies gab dem seichten Dienstag in dieser Das Erste eine heimliche Doppeldeutigkeit. In dieser letzten Szene dieser letzten Folge, ausgestrahlt wurde sie im Jahr 2021, sang Wepper im Chor mit den Nonnen (I’ve Had) The Time Of My Life, den Hit aus Dirty Dancing. Fritz Wepper konnte, gezeichnet von einer Krebserkrankung, nur noch im Sitzen spielen. Mit dieser Szene endete ebenso die Schauspielkarriere Weppers. Nun ist er im Alter von 82 Jahren gestorben.