Frankreich: TGV-Sabotage! Und dann kommt gleichwohl noch Javier Milei in den Élysée
Es hätte so schön werden können. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron setzte auf die von ihm dekretierte „Gefechtspause“ während der Olympischen Spiele, um in der von ihm produzierten politischen Dauerkrise selbst aus der Schusslinie zu kommen – und sich der Welt als Sonnenkönig des 21. Jahrhunderts zu präsentieren. Aber statt Sonne gab es an diesem Freitagmorgen Nieselregen, und eine dichte Wolkendecke verspricht mehr: Andauernde Regenfälle „werden gegen Ende des Nachmittags wieder einsetzen“, sagt der französische Wetterdienst voraus. zur Eröffnungsfeier der Superlative auf der Seine am Freitagabend wurden 360.000 Menschen erwartet.
Flixbus freut sich: Buchungen nach Bordeaux und in die Bretagne
Gravierender sind die Brandanschläge auf drei Trassen des Schnellzugs TGV in der Nacht auf Freitag. 800.000 Reisende seien schon jetzt betroffen, heißt es, viele warteten stundenlang auf eine Verbindung. Die Flixbus-Buchungen in Richtung Bordeaux oder Bretagne hätten heute um 15 bis 20 Prozent zugenommen, vermeldet Le Monde. Das Wochenende auf den französischen Bahnhöfen verspricht turbulent zu werden. Zwar hat der Transportminister gerade Entwarnung gegeben, jeder dritte Zug sollte bis zum Abend wieder fahren. Ein Vorgeschmack auf die kommenden Tage?
Eher die potenzierte Fortsetzung des alltäglichen Dramas, das jetzt schon Monate andauert. Immer wieder wurde die Geduld von Millionen Pendler:innen aus Groß-Paris auf eine harte Probe gestellt: Die Staus auf Dutzenden Zubringerautobahnen waren unerträglicher denn je, S- und U-Bahnstrecken wurden bis zuletzt renoviert, Regionalzüge fielen ständig aus. Dafür gab es jetzt eine 20-prozentige Fahrpreiserhöhung für alle bis zum Ende der Paralympics im September. Charmant!
Anne Hidalgo und die Seine
Auch als Fußgänger hat man es nicht leicht in Paris. Die Seineufer sind abgeriegelt, nur Bürgermeisterin Anne Hidalgo zeigte neulich ihre Schwimmkünste. Der Fluss ist sauber, so die bemühte Botschaft des sozialdemokratischen Stadtoberhaupts.
44.000 Sperrgitter sollten bis heute Abend für Sicherheit sorgen, neben Zehntausenden Uniformierten aus aller Welt. Ständig beschwören die Medien die Gefahr von Terroranschlägen.
Javier Milei aus Argentinien zu Gast im Élysée
Georges Duchemin
Foto: Gerhard Dilger
„Ich wohne hier im 15. Bezirk“, sagt der 50-jährige Pariser Georges Duchemin in der Nähe des Eiffelturms. „Vor Tagen war ich auf dem Rathaus, und bis heute habe ich den berühmten QR-Code zum Einlass immer noch nicht.“ Die gute Laune lässt sich der Kahlkopf aber nicht nehmen. „Morgen schaffe ich es hoffentlich an die Seine, und dann nichts wie weg!“
Viele Pariser und Bewohner der Banlieues halten es genauso. Wenn überhaupt, sehen sie sich die Eröffnungsfeier im Fernsehen an, bezahlbare Tickets für die Veranstaltungen sind Mangelware. „Die Stadt hat sich in ein großes Theater verwandelt, aber sie haben vergessen, die Bürger einzuladen“, meint die Wahlpariserin Andrea Marcolongo. Die italienische Autorin kommt sich vor, „als wäre eine Produktion vom Mond gekommen“.
Die durchwegs freundlichen Polizist:innen und Touristik-Angestellten räumen ein, dass viele sauer sind, nicht nur Einheimische, sondern auch Besucher aus aller Welt. Einer hingegen darf sehr zufrieden sein – der argentinische Ultra Javier Milei, Argentiniens Staatsoberhaupt. An diesem Freitag hat ihn Präsident Macron im Élysée-Palast empfangen.