Frankreich: Regisseur Roman Polański in Verleumdungsprozess freigesprochen

Der französisch-polnische Regisseur Roman Polański ist von
einem Pariser Gericht in einem Verleumdungsprozess freigesprochen worden.
Äußerungen Polańskis über die britische Schauspielerin Charlotte Lewis
wurden von der
zuständigen Pressekammer nicht als Diffamierung eingestuft. 

Der
90-Jährige war bei der Urteilsverkündung nicht anwesend. Seine Anwältin sagte, das Gericht habe Polánskis Recht anerkannt, sich gegen Menschen zu wehren, die Vorwürfe gegen ihn erhöben. Lewis kündigte an, in Berufung zu gehen. „Ich bin traurig“, sagte sie. „Für uns ist es nicht vorbei.“

Polański wird von
mehreren Frauen sexuelle Gewalt bis hin
zur Vergewaltigung vorgeworfen. Lewis warf ihm vor, sie im Jahr 1983 während eines Vorsprechens für eine Rolle in seinem Film Piraten auf die „schlimmste erdenkliche Weise“ sexuell missbraucht zu haben. Damals sei sie 16 Jahre als gewesen. Diesen Vorwurf stritt Polański ab. In einem Interview mit dem Magazin Paris Match im Jahr 2019 bezeichnete er die Anschuldigung als „niederträchtige Lüge“. Daraufhin reichte Lewis eine Klage wegen Verleumdung gegen ihn ein.

Lewis: „Ich bin traurig“

Die Vorwürfe der Vergewaltigung mündeten nicht in ein
Gerichtsverfahren, weil Lewis nach eigener Aussage davon ausging,
der Fall
sei verjährt. In der Verhandlung ging es lediglich um die Frage, ob Polańskis Interviewäußerungen als diffamierend einzustufen seien. Die Staatsanwaltschaft hatte bereits vor dem Urteil daran erinnert,
bei dem Gerichtsurteil werde weder über die Wahrheit der behaupteten
Vergewaltigung, noch über die Authentizität von Zitaten, die der
Schauspielerin zugeschrieben werden, entschieden.

Polański sagte 2019, die Schauspielerin hätte sich selbst
in einer Boulevardzeitung damit gerühmt, den Regisseur verführt zu haben. Lewis sagte während des Prozesses aus, falsch zitiert worden zu sein. Ein britischer
Journalist sagte hingegen aus, die Schauspielerin damals für dieses Interview
bezahlt zu haben.

Zivilprozess in den USA

In den USA soll im kommenden Jahr ein Zivilprozess wegen des
Vorwurfs der Vergewaltigung
gegen den Regisseur beginnen. Dabei geht es um eine namentlich nicht genannte
Frau, die ihm vorwirft, ihn vor rund 50 Jahren als Minderjährige vergewaltigt
zu haben.

Der Regisseur ist nach einer Anklage wegen Sex mit einer
Minderjährigen seit 1978 vor den US-Behörden auf der Flucht. Polański hatte
damals unerlaubten Sex mit einer 13-Jährigen zugegeben, eine Vergewaltigung
aber abgestritten. Er verließ das Land, als sich ein Schuldspruch und eine
Haftstrafe abzeichneten. Er ist seitdem nie wieder in die USA gereist.