Ferat Koçak: „Gratulation Habibi, von Herzen!“

Der König von Neukölln trägt Glatze, Vollbart und um den Hals ein Tuch seiner kurdischen Großmutter. Am Tag nach der Bundestagswahl steht der Linkenpolitiker Ferat Koçak vor seinem Wahlkreisbüro im Neuköllner Norden und hält Hof. Das heißt, er nimmt alle paar Minuten Glückwünsche entgegen, ob er nun will oder nicht.

„Sie haben gewonnen, Ferat Bey“, jubelt ein Mann um die 60 auf Türkisch, und der mit der Höflichkeitsform „Bey“ Geehrte bedankt sich freundlich. Man könne ihn aber doch bitte auch einfach duzen, setzt er nach. „Dann vergiss jetzt nicht, dich um die Mieten zu kümmern“, sagt der Gratulant und zieht fröhlich weiter über die rumpeligen Pflastersteine der Schierker Straße. Schön, dann könnte man jetzt ja eine Runde drehen, aber nein, davor muss – „Herzlichen Glückwunsch!“ – noch eine sonnig strahlende junge Frau gratulieren und – Oha, ist er das wirklich? – ein Junge mit Basecap von seinem Smartphone aufblicken. „Ich wähl die Linke!“, ruft der vielleicht Zwölfjährige und grinst. „Danke dir, Bruder“, antwortet Koçak.