Endlich hat Deutschland LNG-Terminals – und schon fängt wieder das Genörgel an
In der Bundesregierung gibt es eine neue Terminreihe: LNG-Terminals einweihen. Wetterfest verpackt reisen der Kanzler oder der Bundeswirtschaftsminister oder auch mal alle beide an Orte wie Wilhelmshaven, Lubmin und Brunsbüttel, um den flüssigen Erfolg ihrer Energiekrisenpolitik zu feiern.
Tatsächlich sind die LNG-Terminals derzeit der einzige Part der scholzschen Zeitenwende, der funktioniert. Unbürokratisch, schnell und pragmatisch – auf für Deutschland ganz untypische Weise ist binnen weniger Monate aus einer Ankündigung Wirklichkeit geworden. Zugleich hat mit der Einrichtung der Terminals endlich wieder etwas Realitätssinn Einzug in die ideologisch durchtränkte deutsche Energiewendepolitik gehalten. Not macht eben nicht nur erfinderisch, sondern sie macht auch vernünftig.
Doch Deutschland wäre nicht Deutschland, wenn Erfolge nicht umgehend kleingenörgelt werden. Zu überdimensioniert seien die LNG-Terminals, sie würden weitaus mehr Gas liefern als nötig sei, um den russischen Ausfall zu kompensieren, ist vonseiten der Klimaschützer zu hören.
Angesichts des hierzulande stockenden Ausbaus der Windkraft und dem Ende der Atomkraft ist ein mögliches „Zu viel“ beim Gas gar keine so schlechte Nachricht. Und: Gas gilt als nachhaltig, so hat es die EU im vergangenen Jahr entschieden.
In den Merkel-Jahren hat sich Deutschland mit billigem russischem Gas seine Energiewende erkauft, die Folgen sind bekannt. Dass jetzt eine SPD-Politikerin wie Manuela Schwesig – Nord-Stream-2-Anhängerin und Gazprom-Kollaborateurin – an der Seite von Olaf Scholz fröhlich lächelnd ein LNG-Terminal einweiht, ist dreist. Wenn man ihrer Präsenz überhaupt etwas abgewinnen will, dann wohl das: Schwesigs Anwesenheit mahnt an die jahrelange Verlogenheit der deutschen Energiepolitik – und das Desaster, in das sie geführt hat.
Source: welt.de