Im Jubel der türkischen Spieler und Anhänger im Hamburger Stadion ging die Szene ein wenig unter. Eine tragische Rolle beim umkämpften 2:1 (0:0) der Türken gegen Tschechien bei der Europameisterschaft spielte Jindrich Stanek. Der tschechische Torwart wurde Sekunden vor dem türkischen Führungstor Opfer seiner eigenen Parade.
In der 52. Minute dribbelte Baris Yilmaz den Ball über die rechte Seite und legte den Ball flach in den Strafraum zurück. Den Schuss von Kenan Yildiz aus dem Rückraum konnte Stanek, der bis dahin in der Partie bereits zweimal stark pariert hatte, noch überragend abwehren. Doch bei der Parade von Yildiz‘ Schuss verletzte sich der tschechische Torwart an der Schulter. Stanek blieb kurz liegen, rappelte sich im Eifer des Gefechts dann aber doch auf; dabei fasst er sich an seine rechte Schulter, die ein wenig hinunterhing. Offenbar war die Schulter ausgekugelt. Kurz hob Stanek auch reklamierend die andere Hand – ohne Erfolg.
Schiedsrichter Istvan Kovacs, der in der hitzigen Partie insgesamt keine gute Figur machte, ließ den Angriff laufen, die Türken spielten weiter. Nach einem missglückten Abwehrversuch der Tschechen landete der Ball Momente später bei Hakan Calhanoglu. Der türkische Kapitän drosch den Ball daraufhin von der linken Seite ins lange Eck. Der verletzte Stanek konnte nicht mehr richtig reagieren und sackte nach dem Gegentor mit schmerzverzerrtem Gesicht zusammen. Sofort eilten Mitspieler und Team-Ärzte zum Torwart, der sich vor Schmerzen auf dem Boden wand.
Nach längerer Behandlung trottete Stanek in Richtung Katakomben. Für ihn kam Tschechiens Ersatzkeeper Matej Kovar in die Partie. Der Treffer der Türken zählte derweil.
Die Frage ist, ob der Schiedsrichter das Spiel unterbrochen oder das Tor zurückgenommen hätte, wenn Stanek nach der ersten Parade liegen geblieben wäre. Im Regelwerk des europäischen Fußballverbands Uefa heißt es unter dem Punkt „Verletzungen“: „Wenn ein Spieler verletzt ist, sollte der Schiedsrichter das Spiel unterbrechen, wenn die Verletzung schwerwiegend ist oder zu sein scheint. Wenn ein Spieler nur leicht verletzt ist oder zu sein scheint, lässt der Schiedsrichter das Spiel weiterlaufen.“
Es lag also im Ermessensspielraum des Unparteiischen, die Partie zu unterbrechen. Da Stanek sich trotz lädierter Schulter aufrappelte, ging der Schiedsrichter wohl von einer leichteren Verletzung aus. Der schmerzhafte Einsatz des tschechischen Torwarts wurde schließlich nicht belohnt.
Source: welt.de