Düngegesetz: Wenn dieser Düngertraktor per GPS verfolgt wird

Eigentlich baut Bernd Bulich im Süden von Köln Mais und Weizen
an. Ein wichtiger Teil seiner Arbeit findet aber am Computer statt. Um zu zeigen,
wie er das Grundwasser schützt, klickt der Landwirt sich durch Grafiken, Laborberichte
und interaktive Karten. Sein Düngertraktor wird
per GPS getrackt. Auf dem Bildschirm erscheint er in Form eines Feldes,
unterteilt in kleine Quadrate. Je dunkler das Quadrat, desto mehr Dünger wurde
ausgebracht. Einige Stellen auf dem Feld sind sehr dunkel eingefärbt, andere
ganz hell. 

Bulich düngt nur noch dort, wo Mais und Weizen gerade Nährstoffe
brauchen. Das ist nicht selbstverständlich. In Deutschland wird großflächig
überdüngt, mit Folgen für Umwelt, Gesundheit und Trinkwasserpreise.

Der Kölner Landwirt arbeitet nicht nur gern am Computer, er geht auch über
das hinaus, was das Gesetz ihm vorschreibt. Zusammen mit über 40 anderen
Landwirten kooperiert Bulich mit dem Wasserversorger RheinEnergie. Gemeinsam verhindern
sie, dass das Grundwasser mit zu viel Nitrat verschmutzt wird. Sie wenden dabei
schon heute Methoden an, die das neue Düngegesetz überall in Deutschland erforderlich
machen würde – wenn nicht der Bundesrat es im Juli abgelehnt hätte. Die Begründung:
Die Landwirte seien bereits jetzt durch „die Bürokratie massiv überlastet“. Ein
Vermittlungsausschuss soll nun eine Lösung bringen.

Für Bulich und RheinEnergie ist jedoch nicht die Bürokratie
an sich das Problem, sondern die falsche Art der Bürokratie.

In roten Gebieten müssen alle Stickstoff einsparen

Seit 2020 gelten strengere Regeln für nitratbelastete
Regionen, und zwar für alle Landwirte dort. Wenn eine Messstelle eines
Grundwasserkörpers Nitratwerte von über 50 Milligramm pro Liter aufweist, wird
die komplette Region als sogenanntes rotes Gebiet ausgewiesen. Ein
Grundwasserkörper ist riesig. Er hat teilweise einen Durchmesser von 20 bis 30
km und umfasst mehrere Ortschaften und Bauernhöfe. Alle Landwirte müssen in
diesem Gebiet 20 Prozent Stickstoff einsparen, egal ob sie selbst bis dahin bedarfsgerecht
gedüngt haben oder nicht.

Links vom Rhein, zwischen Köln und Bonn, befindet sich ein
rotes Gebiet, weil dort intensiv Gemüse angebaut wird. Nur ein Teil des roten
Gebiets liegt innerhalb des Einflussgebiets von RheinEnergie, wo auf ein Liter
Wasser etwa 20 Milligramm Nitrat kommen. Stefan Schiffmann, Abteilungsleiter
Ressourcensicherheit bei RheinEnergie, wünscht sich deshalb, dass die lokalen Kenntnisse
der Wasserversorger stärker berücksichtigt werden.

Das wäre unter dem viel geschmähten Düngegesetz möglich. Landwirte
müssten den Behörden Nährstoffbilanzen übermitteln, also wie viele Nährstoffe sie
dem Boden in Form von Dünger hinzugefügt haben und wie viel die Pflanzen ihm
entziehen. Das hätte Vorteile für einige Landwirte, sagt Falk Hilliges, Düngerexperte
beim Umweltbundesamt. Denn dann könnten „nur Landwirte von den Maßnahmen
betroffen sein, die zu viel beziehungsweise nicht sachbedarfsgerecht düngen“. Das
Prinzip nennt sich verursachergerechte Bewertung. Unter den heutigen Regeln
werden hingegen ganze Regionen abgestraft.  


Düngegesetz: Der Kölner Landwirt Bernd Bulich

Der Kölner Landwirt Bernd Bulich

Bulichs Bauernhof liegt rechts vom Rhein, über einem
anderen Grundwasserkörper. Deshalb ist er von den strengen Düngeregeln nicht
betroffen. Das ist sein Glück. Denn wenn er zu wenig düngt, ziehen die Pflanzen
den Stickstoff, den sie zum Wachsen brauchen, aus dem Humus. Der Humus wird in
Folge abgebaut, was schlecht für die Bodenqualität und das Klima ist, denn
Humus speichert CO₂. Ein weiterer Nachteil: Weizen bildet ohne ausreichend
Dünger nicht genügend Eiweiß aus und erreicht damit nicht die notwendige
Qualität, um als Mehl zum Brotbacken verwendet zu werden.
Landwirte können den Weizen nur noch als Tierfutter verkaufen, was weniger
Geld einbringt.