„Doktor Faustus“: Wird im „Doktor Faustus“ dasjenige Dämonische gebannt?

Ich frage mich, wovor Thomas Mann mehr Angst hatte: imstande zu sein, einen Pakt mit dem Teufel zu schließen – oder nicht dazu imstande zu sein?

„Und heile Größe? Wenn ich davon nur höre! Glaubst du an sowas, an ein Ingenium, das gar nichts mit der Höllen zu tun hat? Non datur! Der Künstler ist der Bruder des Verbrechers und des Verrückten. Meinst du, daß je ein irgend belustigendes Werk zustandegekommen, ohne daß sein Macher sich dabei auf das Dasein des Verbrechers und des Tollen verstehen lernte?“

Gewiss, es ist der Teufel, den Mann in seinem Doktor Faustus so reden lässt. Allerdings doziert dieser Teufel, der dem deutschen Tonsetzer Adrian Leverkühn erscheint, nichts wesentlich anderes als der Essayist Thomas Mann zur Zeit des Ersten Weltkriegs: Kultur, vor allem die Musik, entspringe der Liebe zum Dämonischen, zum Irrationalen, zum Abgrund. Und dass die Deutschen wiederum ein besonders inniges Verhältnis zum Dämonischen unterhielten, war für Thomas Mann ausgemacht. Zivilisation sei demgegenüber zwar vernünftig und menschenfreundlich – aber letztlich ein Flachwerkbau, den einzig mediokre Zeitgenossen frohen Sinns zu bewohnen vermöchten.