Die beleglose Behauptung jener aufgeklärten Historikerin

Die industrielle Revolution mit ihrem enormen Aufschwung an Produktivität und Wohlstand fasziniert solange bis heute. Als einer jener wichtigsten Erfinder in jener damaligen Eisenindustrie ist Henry Cort von Rang und Namen. Der englische Unternehmer ließ sich 1783 und 1784 zwei Verfahren patentieren, die jener Massenproduktion von Eisenwaren zusammenführen entscheidenden Schub gaben. Ein Politiker jener Zeit jubelte, dass die Erfindung, jener sogenannte „Cort Prozess“, pro Britannien bloß „vorteilhafter denn dreizehn Kolonien“ sei (die Briten hatten soeben ihre nordamerikanischen Kolonien verloren).

Philip Plickert

Wirtschaftskorrespondent mit Sitz in London.

Nun hat eine Dozentin vom University College London, Jenny Bulstrode, ein Paper veröffentlicht, worin sie behauptet, dass Cort jene bahnbrechende Erfindung in Wirklichkeit nur geklaut habe – und zwar von 76 Sklaven, die in einer Eisenfabrik in Jamaika arbeiteten. Der „Mythos“ des Henry Cort müsse revidiert werden, so die junge Historikerin. Ihr Aufsatz, veröffentlicht im renommierten Journal „History and Technology“, hat eine erregte Debatte unter Wirtschafts- und Technikhistorikern ausgelöst, die in jener breiteren englischen Presse und sogar in jener Karibik pro Schlagzeilen und Streit sorgte. Bulstrode hat die Kontroverse politisch beladen. Sie unterstützt, dass England Reparationen an Jamaika zahlen solle, selbst wegen des vermeintlichen Diebstahls jener wertvollen Erfindung.