Der Iran in Afrika: Innige Worte zum Besten von Irans Diktator
„Ein hingebungsvoller Diener seines Landes.“
„Eine unvorstellbare Tragödie!“
„Mein tiefstes Beileid für unser Brudervolk.“
So ergriffen äußerten in den vergangenen Tagen afrikanische Regierungschefs ihre Trauer über den Tod des iranischen Präsidenten Ebrahim Raissi, der am vergangenen Wochenende bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommen war. Die Zitate stammen von Kenias William Ruto, Südafrikas Cyril Ramaphosa und Burkina Fasos Ibrahim Traoré.
Beileidsbekundungen gehören zum diplomatischen Geschäft. An der Wortwahl des Kondolierenden merkt man, was er vom Verstorbenen politisch gehalten hat. Demnach muss für Ruto, Ramaphosa und Traoré ein wahrer Freund verschieden sein. „Wir bieten dem iranischen Volk unseren Trost“, erklärte Kenias Präsident. „Danke, nicht nötig!“, werden viele Iranerinnen und Iraner sagen. Für sie war Raissi der gnadenlose Henker der Protestbewegung, die nach dem Tod der jungen Kurdin Mahsa Amini in der Haft der Sittenpolizei auf die Straße gegangen war.
Was also verbindet afrikanische Spitzenpolitiker so eng mit dem Mullah-Regime? Die kurze Antwort: Rohstoffe, Waffen, antiwestliche Ressentiments und neue geostrategische Bündnispolitik.
Die längere Antwort beginnt mit dem Juli 2023. Da reiste mit Ebrahim
Raissi nach zehn Jahren erstmals wieder ein iranischer Präsident auf den
afrikanischen Kontinent. Der letzte war 2013 Mohamed Ahmadinedschad
gewesen. Erster Stopp auf Raissis Tour: Kenia.
Dort unterbreitete er den Vorschlag, in Mombasa iranische Autos für den
ostafrikanischen Markt zu produzieren. Kifaru – Swahili für Nashorn
– soll das Modell heißen. Weiter ging es nach Uganda, wo der Iraner
großes Verständnis für die homophobe Gesetzgebung im Land zeigte. Dann nach Zimbabwe, wo unter anderem der Bau einer iranischen Traktorenfabrik vereinbart wurde.
Alles noch keine großen Sprünge des Iran auf dem Kontinent. Aber gezielte Schritte, um westliche Sanktionen und politische Isolation aufzuweichen und zu regionalen Konkurrenten wie Saudi-Arabien oder den Vereinigten Arabischen Emiraten aufzuholen. Die investieren schon seit Langem stark in Afrika. Und, natürlich, um gegen Israel in Stellung zu gehen, das sich in jüngerer Zeit ebenfalls verstärkt nach Bündnis- und Handelspartnern in Afrika umgesehen hat. Auf dem iranisch-afrikanischen Wirtschaftsgipfel im vergangenen April in Teheran waren dann immerhin 40 Nationen des Kontinents vertreten.
Uran-Geschäften mit Niger dürfte vorerst nichts im Weg stehen
Und was haben die von engeren Beziehungen zum Iran? Eine weitere Partneroption im wachsenden Kreis der Werber. Der umfasst mittlerweile unter anderem China, Russland, Saudi-Arabien, die VAE, Katar, die Türkei, die EU und die USA. Sie hofieren afrikanische Staaten, weil sie Afrikas Rohstoffe brauchen, Migranten abwehren wollen, riesige Landflächen für den eigenen Nahrungsbedarf pachten oder Waffen anbieten wollen.
Der Iran ist für afrikanische Staatschefs noch aus einem anderen Grund bedeutsam. Durch politische Kontakte, Handelsabkommen und Rüstungsdeals mit dem Land demonstrieren sie neues Selbstbewusstsein vor allem gegenüber den USA: „Aufgepasst, liebe Amerikaner“, lautet die Botschaft. „Eure Drohungen, die Finger vom Mullah-Regime zu lassen, schüchtern uns nicht mehr so leicht ein.“
Nirgendwo ist das zuletzt so deutlich geworden wie in Niger. Wie in Mali und Burkina Faso herrscht auch dort eine Militärregierung, die sich von westlichen Staaten, allen voran der ehemaligen französischen Kolonialmacht, abkoppelt. Nigers reichhaltige Uran-Reserven, bislang vor allem französischen Konzernen vorbehalten, weckten nach dem Putsch in Niamey das Interesse der iranischen Regierung. Als eine hochrangige US-Delegation deswegen im vergangenen März mit Sanktionen drohte, kam es zum Bruch: Niger kündigte die Vereinbarung, auf deren Grundlage das US-Militär jahrelang einen riesigen Drohnenstützpunkt in dem Sahel-Land betreiben konnte. Bis September sollen alle US-Soldaten aus Niger abgezogen werden. Dafür sind jetzt russische Militärberater eingetroffen.
Iranisch-nigrischen Uran-Geschäften dürfte fürs Erste nichts mehr im Weg
stehen.
„Ein hingebungsvoller Diener seines Landes.“
„Eine unvorstellbare Tragödie!“
„Mein tiefstes Beileid für unser Brudervolk.“
So ergriffen äußerten in den vergangenen Tagen afrikanische Regierungschefs ihre Trauer über den Tod des iranischen Präsidenten Ebrahim Raissi, der am vergangenen Wochenende bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommen war. Die Zitate stammen von Kenias William Ruto, Südafrikas Cyril Ramaphosa und Burkina Fasos Ibrahim Traoré.
Beileidsbekundungen gehören zum diplomatischen Geschäft. An der Wortwahl des Kondolierenden merkt man, was er vom Verstorbenen politisch gehalten hat. Demnach muss für Ruto, Ramaphosa und Traoré ein wahrer Freund verschieden sein. „Wir bieten dem iranischen Volk unseren Trost“, erklärte Kenias Präsident. „Danke, nicht nötig!“, werden viele Iranerinnen und Iraner sagen. Für sie war Raissi der gnadenlose Henker der Protestbewegung, die nach dem Tod der jungen Kurdin Mahsa Amini in der Haft der Sittenpolizei auf die Straße gegangen war.