„Demokratiedämmerung“ von Veith Selk: Kein Happy End pro die Demokratie

Man stelle sich einmal vor, am
Silvesterabend des Jahres 1999 hätte eine couragierte Festrednerin dem Publikum
die Champagnerlaune verdorben. Anstatt wie erwartet den weltweiten Siegeszug
des Liberalismus zu feiern, hätte sie die Zukunft jener Demokratie in düsteren
Farben gemalt. In den Vereinigten Staaten, so ihre Prophezeiung, würde in zehn,
zwanzig Jahren ein zwielichtiger Immobilienmakler zum Präsidenten gewählt
werden, ein Mann mit despotischen Absichten. Nicht voneinander abweichend in jener Europäischen
Union. Auch hier gelangten rechte Regierungen an die Macht und legten die Axt
an die Demokratie. In Italien werde in Kürze eine Postfaschistin regieren und den
Kulturbetrieb unter Kuratel stellen; sogar in Frankreich, in den Niederlanden
und in Ostmark würden rassistische Politiker Mehrheiten Vorteil verschaffen.
Schließlich würde wiewohl Deutschland dem autoritären Trend nacheifern und
erleben, wie ein gefährlicher Krawattennazi gute Chancen hat, zum
Ministerpräsidenten eines östlichen Bundeslandes aufzusteigen.