Börsenecke – Open-Blog – Zusätzlich die gefährliche Größe dieser Finanzmärkte und die Bedeutung finanzieller Bildung
E
s wird zu wenig über Wirtschaft gesprochen.
Im Alltag begegnet man zwar einer Fülle an Lebenssachverhalten mit wirtschaftlichen Bezügen, ein sachkundiger Diskurs darüber ist indes nicht alltäglich. An den allgemeinbildenden Schulen etwa fehlt das Fach Wirtschaft im Lehrplan in weiten Teilen Deutschlands gänzlich. Ökonomische Themen mögen den Schülern zwar im Gemeinschaftskundeunterricht integriert begegnen, so es das Fach überhaupt gibt, und womöglich noch zur Veranschaulichung der Prozentrechnung im Mathematikunterricht aufgegriffen werden. Im Großen und Ganzen kommt finanzielle Bildung in den meisten staatlichen Lehreinrichtungen aber eben nur unter ferner liefen vor. Nicht nur im Klassenzimmer sucht man sie vergebens, auch auf dem Schulhof wird man außer reichlich viel Trash(TV)talk allenfalls ein paar ganz wenigen fahlgesichtigen Technerds unter den Pennälern dabei zuhören können, wie sie sich kryptisch über die neuesten Entwicklungen bei Kryptowährungen mit illustren Namen wie Shiba Inu, Mooncoin, Dogecoin und natürlich dem bekannteren Bitcoin austauschen. Die noch pausbäckigen Schüler kennen aber weder Börsen-Baisse noch Bouillabaisse und ein akuter Finanzmarktcrash würde sie wohl weniger interessieren geschweige denn schockieren als eine Hand voll Center Shocker. Alles in allem ist Trendfollowing an deutschen Schulen nicht auf Charttechnik bezogen, sondern vornehmlich auf Mode und Marken, auf von Influencern wie Stars gehypte nicht selten teure Lifestyles, also all das, was gerade so für die Konsumentenseite in ist, egal wie unsinnig und ungesund es auch sein mag.
Finanzielle Mü(n)digkeit – großes Finanzwissensdefizit bei Jung und Alt empirisch nachgewiesen
So muss es denn auch nicht verwundern, dass Untersuchungen, die im Rahmen von PISA durchgeführt wurden, in Sachen Financial Literacy zum Schluss kommen, dass die große Mehrheit der befragten Schüler, namentlich 94 %, ihr monetäres Wissen durch die Eltern bezieht.
Misslich daran ist, neben sozio-ökonomischen Gerechtigkeitsbedenken bei einer familiär-selektiven Weitergabe, bereits der Befund eines spärlichen Finanzwissens in der Bevölkerung insgesamt. Sowohl für jüngere als auch ältere Menschen, welche bei OECD-Studien neueren Datums befragt wurden, ließen sich erhebliche Wissenslücken in Bezug auf ökonomische Sachverhalte, Finanzmärkte als solche, deren Teilnehmer wie auch Institutionen feststellen. Ein einschlägiger Beitrag in der Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen führt dazu aus: “Auch grundlegende ökonomische Begriffe werden von vielen nicht verstanden, und verhältnismäßig einfache Fragen zum Thema Geld können oftmals nicht korrekt beantwortet werden.‘‚ Was einen substanziellen Wissenstransfer angeht, gilt demnach: Wo nichts ist, kann auch nichts weitergegeben werden.
Warum finanzielle Bildung nicht irrelevant ist
Doch wieso muss darin überhaupt ein Malus gesehen werden? Schließlich könnte man auch sagen, es sei trotzdem völlig ausreichend, sich auf humanistische Wissensvermittlung, jedenfalls im bildungsinstitutionellen Kontext, zu beschränken. Die vor Neuroplastizität nur so strotzenden, damit gleichermaßen programmierbaren jungen Hirne blieben so gegenüber einem “neoliberalen Brainwashing“ im Gewand finanzieller Edukation geschützt. Diesen je nach Standpunkt oder zeitgemäßer: persönlichem Polarisierungsgrad womöglich vorschnell bejahten oder als abwegig abgetanen Gedanken mit sachlichem Ernst aufgreifend verweist ein darauf näher eingehender Zeit-Artikel prägnant in Richtung notwendiger Einsicht, dass das Wirtschaftssystem eben “ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft ist – ob man den Kapitalismus nun mag oder nicht“.
Dem ist durchaus beizupflichten: Ein cancel cultureartiger Umgang gegenüber der Wirtschaftslehre per se wäre, egal wie en vogue es auch sein mag, nichts Anderes als ein besser(nichts)wisserischer Affront wider die Realität und gegen eine mit intellektuellem Anspruch geführte Argumentationskultur, die einer Demokratie wirklich würdig wäre. Denn wer den Gegenstand der Kritik durchdringt, vermag diesem in konstruktiv-profunder Weise etwas entgegenzusetzen, bessere Alternativen aufzuzeigen und damit Konsens zu stiften anstatt peinlich empört zu unterdrücken und vogelstraußartig Probleme schlicht auszublenden. Ökonomische Allgemeinbildung, die nicht (in)doktrinär, sondern interdisziplinär vermittelt wird, ist geradewegs prädestiniert dazu, als ein Kritik unterfütterndes Instrument gegen eine zu weit gehende Ökonomisierung aller Lebensbereiche nutzbar gemacht zu werden. Sie ist kein trojanisches Pferd derselbigen, sondern ein Augenöffner für die Begründetheit kassandrischer Mahnungen.
Weshalb Finanzmärkte so bedeutsam sind
Anknüpfen können letztere etwa an ganz konkretes und im Wesentlichen unstrittiges Wirtschaftswissen zu Finanzmärkten, wonach diese mittlerweile eine gigantische Größe aufweisen und sich gegenüber der Realwirtschaft ernsthaft zu entkoppeln drohen. Dies lässt sich daran skizzieren, dass der europäische Finanzsektor in Relation zur Wirtschaftsleistung heutzutage doppelt so groß ist wie noch vor 20 Jahren. Weltweit sind die Finanzmärkte seit den 1970er Jahren in einem rasanten Tempo gewachsen. Zurückzuführen ist die exzessive Dynamik einerseits auf die ungebändigte Geldmengensteigerung, die unter US-Präsident Richard Nixon durch die Abschaffung des Bretton Woods-Systems und damit der vormals goldgedeckten Währungsarchitektur, losgetreten wurde. Dieser grundlegende Schritt ermöglichte es sogleich mehr Schulden im Wege des Tausches von US Treasury Bonds gegen money “out of thin air“ aufzunehmen, um damit militärische Abenteuer wie den Vietnamkrieg und einen beispiellosen Rüstungswettlauf während des Kalten Krieges zu finanzieren. Zum anderen trug die wirtschaftliche Ideologie der Chicagoer Schule und mit ihr einhergehend die Deregulierung der Kapitalmärkte maßgeblich dazu bei, dass die Finanzmärkte, die eigentlich komplementär zur Realwirtschaft wirken sollten, nunmehr knapp viermal so groß wie diese sind. Phänomene wie Meme-Stocks, bei denen fulminante Wertpapierkursentwicklungen weitgehend losgelöst von der operativen Geschäftsentwicklung des Underlyings zu beobachten sind oder ein in Sekundenbruchteilen stattfindender automatisierter Algorithmushandel, welcher mehr auf Chartmustern und spezifischen Verhaltensinformationen über Marktakteure beruht als auf den Fundamentaldaten von Unternehmen, exemplifizieren die These, dass sich die Finanzmärkte verselbständigt haben. Auch das umstrittene Private Equity-Geschäftsmodell, bei dem oftmals Zielunternehmen einer Übernahme die Kosten für diese per Kredit, also Fremdkapital, aufoktroyiert werden oder die Equityquote direkt über Eigenkapital- und Gewinnabführungsklauseln Funktion als Finanzierungsmärkte für die Realwirtschaft in nicht unerheblichem Umfang verloren haben. Bemerkenswert ist außerdem, dass die Durchschnittsrendite bei der Finanzwirtschaft über der der Realwirtschaft liegt, obwohl letztere für 95 % der Wertschöpfung verantwortlich zeichnet, was sich eben durch die größeren Kapitalzuströme erklären lässt und (in einem reflexiven Prozess) diese noch weiter nährt.
Was die Bedeutsamkeit von Finanzmärkten für den Einzelnen bedeutet
Inwiefern die Dominanz der Finanzmärkte für den Einzelnen relevant ist, kann in vielfacher Hinsicht veranschaulicht werden. In negativer Dimension gilt zunächst zu konstatieren, dass es einen spätestens dann betrifft, wenn es einen trifft. So lässt sich die Disparität in den Renditen zwischen den Märkten als Risikoprämienunterschied auffassen. Demnach ist das Marktrisiko der Finanzmärkte angesichts des so verstandenen Risikoaufschlags höher, insbesondere durch die Sonderheit, dass sie Gewinne nicht nur mit Geld, sondern aus Geld selbst machen. Das Versiegen von stetig benötigten Geldströmen kann deshalb etwaige Spekulationsblasen zum Platzen bringen und damit noch weitere Liquiditätsengpässe auslösen. An dieser Stelle muss, um dem Leser eine grobe Vorstellung über den potenziellen Impact einer größeren Finanzmarktkrise zu ermöglichen, abseits relativer Zahlen auch auf absolute eingegangen werden. Insofern ist zu erwähnen, dass der globale Aktienbestand eine Marktkapitalisierung in Höhe von 101,4 Billionen US$ umfasst. Der weltweite Derivatemarkt allerdings übertrifft diesen gigantischen Betrag sogar noch um ein Vielfaches – je nach Schätzung liegt dieser bei unglaublichen 600 – 1000 Billionen US$. Eine finanzielle Kernschmelze, wie sie 2008 infolge eines Dominoeffektes nach der Pleite der Investmentbank Lehman Brothers drohte, kann also beträchtliche Folgen allein mit Blick auf das Kapitalvermögen an den Finanzmärkten haben. Da die Märkte jedoch interdependent sind, kann es weitergehend zu einem Spillover, also einem Durchschlagen auf die Realmärkte kommen, sodass eine konjunkturelle Rezession mit erheblichen Kaufkraft- und Arbeitsplatzverlusten zu befürchten ist. Für die Finanzkrise von 2008 als prominentes Beispiel wird davon ausgegangen, dass infolge ihrer Auswirkungen 20 Millionen Menschen weltweit ihren Job verloren haben. All dies zeigt, dass Finanzmärkte in Krisenzeiten grundsätzlich für jeden von Belang sind.
Ferner kommt es aber auch in Boomphasen vor, dass sich Entwicklungen an den Börsen über die Finanzmarktteilnehmer hinaus auf die Gesellschaft und den Einzelnen niederschlagen. Genannt werden können hier musterbeispielhaft der im 19. Jahrhundert durch die Kapitalaufnahme an den Finanzhandelsplätzen ermöglichte Ausbau der Petroleumindustrie und Elektrizitätsinfrastruktur, der nichts weniger als mehr Licht in die Dunkelheit brachte und immerhin die Wale vor dem Aussterben infolge eines existenzbedrohenden Fangs für mit Tran gespeiste Öllampen rettete, aber auch den CO²-Gehalt in der Atmosphäre in die Höhe trieb. Zudem wirkte die Börse bei der Erschließung des von Andrew Carnegie vorangetriebenen Eisenbahnnetzes in den USA während der Epoche des Gilded Age ebenso wesentlich als finanzieller Katalysator. In jüngerer Zeit lässt sich nach dem disruptiven Aufkommen des Smartphones als weitere große technische Revolution die Elektromobilität anführen. So ist es dem E-Auto-Pionier Tesla dank einer ihresgleichen suchenden Hausse der gleichnamigen Aktie nicht nur gelungen, Elon Musks spektakuläre wie kostspielige Visionen durch den Bau modernster E-Vehikel in die Realität umzusetzen, sondern auch einen Kampf David gegen Goliath erfolgreich zu führen, d.h. die beharrlich auf fossile Treibstoffe setzenden klassischen Fahrzeugkonzerne derart in Zugzwang zu versetzen, dass sie sich dem zuvor allzu häufig noch als nicht umsetzbar verleugneten Trend urplötzlich anschließen mussten. Die Umstellung der Modellpalette in Richtung elektrifizierter Antriebstechnologie hat nicht nur Implikationen bezüglich der Klimabilanz; ein weiterer Aspekt ist, dass sie den Weg zum autonomen Fahren ebnet. Führt man sich vor Augen, dass jedes Jahr weltweit mehr als 1,3 Mio. (!) Menschen bei Verkehrsunfällen sterben, kommt der börslichen Finanzierung derartiger Technologie auch insoweit eine elementare Bedeutung zu.
Last but not least sei zur Verdeutlichung auch der gegenwärtige Börsen-Hype um Künstliche Intelligenz erwähnt. Die Finanzmärkte als monetärer Treibsatz technischer Entwicklungen haben auch hier einen erheblichen, nachgerade existenziellen Einfluss. Vor dem Hintergrund, dass Stephen Hawking fortentwickelte KI als ein mögliches Untergangsszenario der menschlichen Zivilisation benannt hat, aber auch im Hinblick darauf, dass einer höheren Intelligenz ab dem Zeitpunkt der Entwicklung eines eigenen Bewusstseins m.E. menschenrechtsgleiche Rechte eingeräumt werden müssten, kann dieses wichtige Thema v.a. das Tempo seines weiteren Fortschreitens betreffend nicht allein den Finanzmärkten überlassen werden. Es braucht kritische Spekulation und Reflexion hierzu aus Wissenschaft, Gesellschaft und Politik. Zumal bislang kritische Stimmen zu wenig berücksichtigt wurden oder öffentlich mahnende Forscher mit genauerem Einblick in die in Rede stehende Risikotechnologie von Unternehmen, die sich insbesondere als Aktienunternehmen vorrangig dem kommerziellen Shareholder Value-Interesse verpflichtet fühlen, einfach vor die Tür gesetzt wurden.
Finanzielle Mündigkeit lohnt sich
Wenn die Auswirkungen der Finanzmärkte auf die Geschicke der Menschheit, auf deren Leben und Überleben nicht zu unterschätzen sind, dann sollte der Bürger sich in aufgeklärter Weise mit ihnen auseinandersetzen. Gerade anlässlich des 300. Geburtstags Kants erscheint es nicht verkehrt, daran zu appellieren, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen, wofür in dem dargelegten Problemkreis finanzielle Mündigkeit die Grundlage bildet. Denn Demokratie bedeutet, wie es Art. 20 II 1 des Grundgesetzes klarstellt, dass alle Staatsgewalt vom Volk ausgeht. Da Wissen nach dem englischen Philosophen Francis Bacon schlicht Macht ist, kann sie idealerweise der Allmacht der Finanzmärkte entgegengesetzt werden. Wer als Liberaler oder Konservativer also nicht will, dass die Verfassung in der Lebenswirklichkeit einer Marktverfasstheit entspricht, die eine christdemokratische Kanzlerin als „marktkonforme Demokratie“ begrüßte; wer als politisch links Verorteter es nicht hinnimmt, dass ein Genosse der Bosse im Zuge eines marktsozialistischen durch New Labour inspirierten Neue-Mitte-Paktes Reformen vornahm, wie die Einführung eines prekären Lohnsektors und dann auch noch die Besteuerung des Verkaufs von Unternehmensanteilen bei Kapitalgesellschaften unter Applaus der Börsen abschaffte, der muss sich eben einzufordern. Eine Politik, bei der die Demokratie im Mittelpunkt steht und Werte nicht der Verwertung weichen sollen, erfordert jedenfalls das aktivere Engagement des Einzelnen.
Das gilt auch für die Geltung des Rechts. So bemängelte die kürzlich von ihrem Amt zurückgetretene Cum-Ex-Chefermittlerin Anne Brorhilkers die mangelnde Waffengleicheit zwischen dem Staat und vermögenden Wirtschaftskriminellen. Sie sagte in diesem Zusammenhang, sie sei “überhaupt nicht zufrieden damit, wie in Deutschland Finanzkriminalität verfolgt wird“. Strafverfolgungsbehörden seien zu schwach aufgestellt und Beschuldigte könnten sich regelrecht freikaufen, wovon Verfahren, die gegen Geldauflage eingestellt werden, zeugen. An dem daraus resultierenden Befund, “Die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen“, könne sie als einzelne Staatsanwältin wenig ändern. Folgerichtig erscheint ihr geäußerter Entschluss, zukünftig als Geschäftsführerin der Bürgerbewegung Finanzwende tätig zu werden. Hierbei handelt es sich um eine NGO, die nach eigenen Angaben “als Gegengewicht zur Finanzlobby“ wirken will und sich “für faire, stabile und nachhaltige Finanzmärkte“ einsetzt, die “wieder den Menschen dienen“. Ein entscheidendes Mittel dazu ist die Aufklärung der Bürger über die Finanzmärkte.
Finanzieller Bildung bedarf es allerdings nicht nur gegen bedenkliche Tendenzen, sondern auch für den materiellen Wohlstand des Individuums. Sie hilft in ökonomischer Perspektive, “das eigene Leben selbstbestimmt zu gestalten und zu bewältigen.“ Was durch wissenschaftliche Studien bestätigt wird. Darüber hinaus ist sie spezifisch für die Interaktion der Einzelnen auf der Marktebene wichtig. So hat der Ehemann der aktuellen Finanzministerin Janet Yellen, der Nobelpreisträger George Akerlof in seinem Market for Lemons-Modell dargetan, dass Informationsasymmetrien der Marktfunktionalität schaden. Das Vorliegen von Finanzkenntnissen im Sinne von weniger ungleich verteiltem Wissen hingegen kann Spekulationsblasen vorbeugend entgegenwirken und ein Mehr an Marktstabilität hervorbringen, was letztlich allen Marktbeteiligten zugutekommt. Womit zugleich die conditio sine qua non dahingehend bezeichnet ist, dass dienigen, die nicht am Finanzmarkt teilnehmen, auch nicht an einer sich daraus ergebenden Wohlstandsmehrung teilhaben können. Sie riskieren vielmehr Opportunitätskosten. Unter dem Gesichtspunkt der hohen Inflation seit 2022 kann es passieren, dass sogar trotz Sparbuchzinses unter dem Strich ein negativer Realzins das Vermögen in seinem Wert dennoch verringert. In der Nullzins-Ära davor wiederum konnte man sich das Sparen erst recht sparen. Demgegenüber ließen sich über einen langen Zeitraum betrachtet 5-7 % jährliche Rendite erzielen etwa über die simple Anlage in breitgestreute ETFs wie den MSCI World, sodass auch nach Abzug der Inflation ein solider Gewinn verblieb. Das Problem dabei: Deutschland ist nicht nur als das Land der Dichter und Denker bekannt, sondern auch als das der Sparer und Urlauber. Laut Statistik sind nur 6,7 % der Bevölkerung über 14 Jahren Aktionäre, 82,4 % der Deutschen ab 14 Jahren haben überhaupt keine Wertpapiere. Hiermit korrespondiert der Befund, dass Deutschland bezogen auf das Medianvermögen der Haushalte in Europa (mangels Immobilien- und Wertpapiervermögens in der Breite der Bevölkerung) auf einem der letzten Plätze steht. Überdies sind viele Menschen aufgrund geringer staatlicher Renten von Altersarmut bedroht, weshalb der Aspekt der privaten Vorsorge in öffentlichen Debatten immer wieder auftaucht, ohne jedoch einen statistisch signifikanten Effekt im Anlageverhalten der Deutschen zu entfalten. In den USA, die im Durchschnitts- und Medianvermögen der Haushalte weit über den Ziffern hierzulande liegen, haben indes mehr als die Hälfte der Bevölkerung Wertpapiere. Interessant ist, dass wiederum die reichsten 10 % der Amerikaner 89 % aller US-Aktien halten. Aus diesen Daten lässt sich ableiten, dass Wertpapiere eine erhebliche Rolle beim Vermögensaufbau spielen.
Bill Clintons entlarvendes Diktum, “it´s the economy, stupid“ stimmt somit fatalerweise in vielfacher Weise. Besonders das Wort “stupid“!
Kurzum: Die geistige Auseinandersetzung mit dem Finanzmarkt lohnt sich. Sie gehört in die Schule. Und sie gehört in die Community des Freitag.