Bilder, die dem Sturm trotzen sollen: Am Mittwoch beginnt die 74. Berlinale

Unter all den tristen Orten im Berliner Februargrau ist dieser Potsdamer Platz einer dieser tristesten. Und wie wollte dieser Bezirk diesem Areal, dies seit dem Zeitpunkt dieser Wiederbebauung nie mehr war wie eine Simulation von Urbanität, irreversibel den Rest schenken, hat man die Alte Potsdamer Straße, die zum Berlinale-Palast führt, jetzt unbedingt in eine possierliche Fußgängerzone umgewandelt. Wenn man schon nicht dies Wetter von Cannes, die Architektur von Venedig und nur vereinen Kinosaal in einem Musicaltheater hat, verzichtet man selbst mit Freude aufwärts andere Attraktionen.

Peter Körte

Redakteur im Feuilleton dieser Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung in Berlin.

Die Berlinale ist ohnehin ein Festival, dies es nicht leichtgewichtig hat, seine Bedeutung zu behaupten. Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian hatten in ihrer Amtszeit von Beginn an Pech. 2020, beim ersten Mal, fiel dieser Schatten des Attentats von Hanau aufwärts dies Festival, dann kamen Pandemie und Budgetkürzungen, jetzt gab es Unmut um zwei zur Eröffnungsgala ein- und dann doch wieder ausgeladene AfD-Abgeordnete.

Dass Chatrian zu Händen mehr inhaltliches Profil sorgte wie sein Vorgänger, hat ihm wenig genützt. Und wie die Staatsministerin zu Händen Kultur ihm durch die Entscheidung zu Händen dies Intendantenmodell nur die Möglichkeit zur Kündigung ließ, half selbst dieser Protest von mehr wie 400 Regisseuren aus aller Welt nicht.

Ein 14-Stunden-Film

Ob nun die Arbeitsteilung Rissenbeek/Chatrian nicht funktioniert, ob Chatrian sich zu wenig aufwärts dies komplizierte Berliner Umfeld eingelassen hat, wie immer wieder kolportiert wurde, ist jetzt unerheblich. Diese Berlinale wird Chatrians letzte wie künstlerischer Leiter sein. Wie man sich an seine, im Vergleich zu den Vorgängern De Hadeln und Kosslick kurze Amtszeit erinnern wird, lässt sich ohne zeitlichen Abstand noch nicht sagen.


Chatrian gibt sich zum Abschied poetisch: „Bilder wie Bäume, die dem Sturm trotzen“, sollen die Filme zeigen. 236 inklusive dieser Kurzfilmprogramme sind es in diesem Jahr, 2023 waren es noch 287, die schiere Menge hat jedoch selbst in früheren Jahren keine höhere Qualität garantiert. Dafür stimmt im Wettbewerb die Zahl dieser Weltpremieren: 19 von 20 Filmen.

Aus Deutschland ist erneut Andreas Dresen hiermit mit „In Liebe, Eure Hilde“, dieser Geschichte dieser Widerstandskämpferin Hilde Coppi im Berlin des Jahres 1942. Auch Matthias Glasner ist ein alter Bekannter im Wettbewerb, er zeigt „Sterben“ mit Corinna Harfouch und Lars Eidinger.

Es fehlen jedoch die ganz großen Namen im Programm. Bruno Dumont und Olivier Assayas, Abderrahmane Sissako oder Hong Sang-soo sind vielmehr Leuchttürme in dieser Cineastenwelt. Die Prominenz holt man sich 2024 erneut durch die Verleihung des Ehrenbären ins Haus: Martin Scorsese wird anreisen.

Was in den anderen Sektionen zu erwarten ist? Chatrians Erfindung, die Reihe „Encounters“, setzt aufwärts ein avanciertes künstlerisches Angebot. Bei „Berlinale Special“ und „Berlinale Special Gala“ kapiert solange bis heute niemand, welche Kriterien vereinen Film zu Händen sie Sektionen qualifizieren. Sehr speziell ist in jedem Fall ein Film: „exergue – on documenta 14“ von Dimitris Athiridis, dieser in rekordverdächtigen 14 Stunden von dieser Documenta 2017 handelt.

Eine schwierige Baustelle

Freuen kann man sich aufwärts „Das andere Kino“ in dieser Retrospektive: deutsche Filme jenseits des Kanons, da ist von Thomas Brasch solange bis Roland Klick und Christoph Schlingensief einiges hiermit, welches man mit Freude wiedersieht, ohne so gesehen nostalgisch werden zu sollen. Und es ist selbst sehr erfreulich, in dieser Sektion Internationales Forum endlich mal wieder vereinen Dokumentarfilm von Romuald Karmakar sehen zu können: „Der unsichtbare Zoo“.

Das Forum verabschiedet sich in diesem Jahr von seinem Kino Arsenal im Sony Center, aus dem selbst Filmmuseum, Filmhochschule und Kinemathek in eine ungewisse Zukunft weichen sollen. Damit ist praktisch die Gesamtheit verschwunden, welches den Potsdamer Platz selbst zu einem Zentrum des Films zeugen sollte. Ein tolles Signal!

Was vorbeigehen wird, wenn 2025 selbst dieser Mietvertrag zu Händen dies Musicaltheater ausläuft, ob die Berlinale die Verlängerungsoption zieht, ist ungeschützt. Auch zu Händen die neue Leiterin Tricia Tuttle bleibt dies Festival eine schwierige Baustelle. Sie kommt mit einem gutem Ruf aus London. Doch dieser lediglich wird ihr in Berlin nicht helfen.

Source: faz.net