Audi kommt nicht zur Ruhe: Wechsel im Management steht ehe

Die Geschäfte des Autokonzerns Audi laufen alles andere als rund. Vorstandschef Gernot Döllner, seit knapp einem Jahr im Amt, muss eine Modelloffensive steuern, mit der die Marke an alte Erfolge anknüpfen will. Die schwache Nachfrage in Europa verschärft Auslastungsprobleme in den Werken, die Fabrik in Brüssel wird höchstwahrscheinlich schließen. Gleichzeitig folgt im Management ein Wechsel auf den nächsten, jetzt auch auf einer weiteren Spitzenposition im Vorstand.

Nicht nur atmosphärische Probleme

Wie am Stammsitz in Ingolstadt zu hören ist, wird Vertriebschefin Hildegard Wortmann das Unternehmen verlassen. Über die Zukunft der 57 Jahre alten Managerin war schon spekuliert worden. Intern gilt sie als umstritten, viele empfinden sie als schwierig im Umgang. Atmosphärische Probleme sollen indes nicht den allerletzten Ausschlag gegeben haben, für Druck sorgten vielmehr die Zahlen. Als Vertriebschefin ist Wortmanns Anteil an der Misere mit einem Absatzminus von 8 Prozent im ersten Halbjahr nicht gerade gering. Betont wird nun, dass sie auf „eigenes Betreiben“ hin ausscheidet, keinesfalls soll der Eindruck eines Rauswurfs entstehen.

Zuerst hatte das „Manager Magazin“ über Wortmanns Abgang berichtet. Demnach soll sie zum 1. September durch den 50 Jahre alten Marco Schubert ersetzt werden. Er arbeitet derzeit für den Sportwagenhersteller Porsche , der wie Audi zum Volkswagen -Konzern gehört. Der Audi-Aufsichtsrat hatte das Thema für seine Sitzung am Freitag auf die Tagesordnung gesetzt, zum Redaktionsschluss dieser Ausgabe lag noch keine Mitteilung vor.

Schon vor Wochen hatten sich Signale verstärkt, dass etwas in Bewegung gekommen ist. Martin Sander, zuletzt Leiter der Ford-Werke in Köln, ist in den VW-Konzern zurückgekehrt und dort Vertriebschef der Wolfsburger Stammmarke geworden. Das ist insofern bemerkenswert, als er den Konzern erst vor drei Jahren verlassen hatte – auch weil es mit Wortmann geknirscht haben soll. Auch ihr designierter Nachfolge Schubert soll einst Audi in Richtung Porsche verlassen haben, nachdem es Streit mit ihr gegeben hatte. Wortmann hat das bestritten.

Im VW-Konzern gehörte sie zu einer Gruppe von Managern, die der einstige Vorstandsvorsitzende Herbert Diess von seinem früheren Arbeitgeber BMW abgeworben hatte. Auch Markus Duesmann gehörte dazu, einst BMW-Einkaufsvorstand, dann Vorstandschef von Audi. Diess wollte so einen Kreis von Vertrauten aufbauen, die ihm helfen, VW und Audi zu erneuern. Doch die Harmonie war brüchig und die Probleme spitzten sich zu. Diess wurde vor zwei Jahren durch den neuen Konzernchef Oliver Blume ersetzt, auch Duesmann musste gehen. Jetzt ist für Wortmann die Zeit gekommen.