Armenien: Tausende Demonstranten fordern Rücktritt jener armenischen Regierung

Bei einem Großprotest haben Tausende Menschen in Armenien den Rücktritt von Ministerpräsident Nikol Paschinjan gefordert. Unter der Führung des Erzbischofs von Tawusch, Bagrat Galstanjan, versammelten sich die Demonstranten auf einem Platz in der Hauptstadt Eriwan. Zuvor hatten sie eine Strecke von 160 Kilometern durch Dörfer nahe der Grenze zu Aserbaidschan zurückgelegt.

Galstanjan sprach ein Gebet und forderte Paschinjan zunächst zum Rücktritt innerhalb von einer Stunde auf. Paschinjan sei für den Verlust armenischer
Gebiete verantwortlich. Galstanjan forderte die
Demonstranten auf, friedlichen Ungehorsam zu leisten, falls Paschinjan
nicht auf ihre Forderungen eingehe. Videoaufnahmen in den sozialen Medien zeigten zahlreiche Menschen mit der
armenischen Flagge. 

Bischof kündigt friedlichen Ungehorsam an

Als das Ultimatum unbeantwortet blieb, kündigte Galstajan an, Demonstranten wollten die Nacht auf dem zentral gelegenen Platz der Republik in Eriwan verbringen. Mit drei Fraktionen im Parlament werde über ein Misstrauensvotum gegen Paschinjan verhandelt, sagte der Erzbischof zudem. Allerdings ist unklar, wie viele Mitglieder der Regierungspartei „Zivilvertrag“ gegen Paschinjan stimmen werden. Zivilvertrag stellt die absolute Mehrheit im Parlament.

Anlass der Demonstration war eine Entscheidung der Regierung über weitere territoriale Zugeständnisse an das Nachbarland Aserbaidschan nach dem bereits verlorenen Krieg um die umstrittene Region Berg-Karabach. Paschinjan hatte im Rahmen seiner Bemühungen um einen Friedensvertrag
zuletzt Entgegenkommen in dem Anliegen signalisiert und Aserbaidschan die Kontrolle über Grenzdörfer zugesprochen. Im eigenen Land
stößt das Zugeständnis auf großen Widerstand.

Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion führten Armenien und Aserbaidschan zwei Kriege gegeneinander. Aserbaidschan hatte 2023 in einer Blitzoffensive die Region Berg-Karabach erobert. Diese war zuvor etwa drei Jahrzehnte lang von armenischen Separatisten regiert worden. Die Besetzung hatte die Flucht fast der gesamten ethnisch-armenischen Bevölkerung von 120.000 Menschen zur Folge.

 Aserbaidschan, das in dem Konflikt von der Türkei unterstützt wird, erhebt in den Grenzstreitigkeiten weitere Gebietsforderungen an das wirtschaftlich und militärisch schwächere Armenien.