Julia Klöckner: Sind Sie parteilos genug, Frau Klöckner?
DIE ZEIT: Frau Bundestagspräsidentin, Sie hatten gerade wieder Stress mit der Kirche, diesmal mit der katholischen, der Sie selber angehören. In einem Interview bedauerte Bischof Bätzing, Chef der Deutschen Bischofskonferenz, dass Sie die Regenbogenflagge auf dem Bundestag nicht gehisst haben. Haben Sie da einen Fehler gemacht?
Julia Klöckner: Wahr ist, ich habe regelmäßig mit der Kirche zu tun, da ich Kirchensteuer zahle und auch zum Gottesdienst gehe. Unwahr ist, dass ich die Regenbogenflagge nicht gehisst hätte. Bischof Bätzing beklagt, dass sie am Christopher Street Day (CSD) auf dem Bundestag nicht wehte. Er hatte wohl nicht auf dem Schirm, dass ich sie bereits Wochen vorher bewusst hissen ließ, nämlich am 17. Mai, dem internationalen Tag gegen Homophobie. Ich vermute, Bischof Bätzing weiß nicht, dass es einen Flaggenerlass noch von Nancy Faeser gibt, damals Bundesinnenministerin der SPD, der besagt, dass die Regenbogenflagge nur einmal im Jahr gesetzt werden darf. Grundsätzlich weht bei uns Schwarz-Rot-Gold: Diese Flagge repräsentiert alles, was in unserem Grundgesetz steht. Auch Freiheit und das Recht auf Individualität. Das Bedauern des Bischofs ist erstaunlich selektiv. Hat der Vatikan oder haben alle Bischofshäuser am CSD eine Regenbogenflagge gehisst?