„Peer Gynt“: Unter rein Körpersäften blubbert nur die Leere

Am Ende steht er nackt auf dem
Berg. Okay, ein Hügel ist es eher, aber dafür ein steil aufragender. Man soll
bei diesem Bild ruhig an die Berge Norwegens denken, die steinern die Fjorde
umklammern. Auf dem Kamm oben steht er, strohblond wie Michel aus Lönneberga:
Peer Gynt, der Lügner, der Fantast, der Egozentriker – eben der Protagonist des
gleichnamigen, 1875 entstandenen Werks von Henrik Ibsen. Vor dem Gipfelsturm hatte Peer in dieser Inszenierung nun eine
platinblonde Schaufensterpuppe geräusch- und variantenreich gevögelt, jetzt
schubst er diese hangabwärts und singt von „Morast und Scham“. Eine zerdehnte
Viertelstunde lang echot das Wortpaar im Raum, untermalt von treibenden Beats.
Eine fast beschauliche Szene ist das im Vergleich zum bisherigen
Bühnengeschehen, bei dem sich Stimmen, Geräusche und Sounds, Filme, Videos und
Performance schrill und ständig überlagerten. Nun lang wähnt man sich fast bei
einem soft ausgepegelten Kraftwerk-Konzert oder bei sachter Spoken-Word-Poetry.
Tatsächlich befindet man sich – und zwar seit acht gnadenlos obsessiven Stunden – bei Peer Gynt in der Volksbühne Berlin.