Börsenwoche: Ja, wo laufen sie denn? Wo laufen sie denn hin?

Die ganze Sache wirkt jetzt vielleicht ein bisschen abwegig, aber eigentlich müsste die Commerzbank Andrea Orcel dankbar sein. Das Gefühl teilen jetzt vielleicht nicht alle im gelben Turm, aber die Aktionäre sehen den Kurs ihrer Aktien seit Wochen in unerreichbar geglaubten Höhen. Das Börsen-Trauerspiel um diese vom Mittelstand angeblich so geschätzte Bank fand im Mai 2020 bei 3,24 Euro einen Tiefpunkt. Das war der Beginn der Corona-Pandemie, da kämpften sich die einen früher und die anderen erst später wieder heraus.

Die Commerzbank hatte sehr große Mühe, weil die Probleme nicht nur virusbelastet, sondern auch hausgemacht waren. Als Manfred Knof die Führung der Bank Anfang 2021 übernahm, stand der Aktienkurs bei gut 5,22 Euro. In seiner Amtszeit hat er ihn mehr als verdoppelt. Kurz bevor bekannt wurde, dass Unicredit sich ein 4,5-Prozent-Paket des Bundes gesichert und weitere 4,5 Prozent der Aktien über den Markt dazugekauft hat, notierten die Commerzbank-Papiere bei gut 12 Euro. Inzwischen stehen sie bei rund 16,80 Euro. Sind sie damit heiß gelaufen? Wenn man das so genau wüsste.

Die neue Vorstandsvorsitzende Bettina Orlopp macht inzwischen im Gespräch mit dem „Handelsblatt“ deutlich, dass die Commerzbank weiterhin eine Allein-Strategie verfolge, und beschwor die Bindung. „Unsere Kunden wissen, was sie an einer stark im heimischen Markt verankerten, eigenständigen Commerzbank haben“, sagte sie. Cornelius Riese, der Vorstandsvorsitzende einer anderen deutschen, also heimischen Bank, der DZ Bank , dürfte schon die ersten Willkommenspakete schnüren. „Es gibt auch noch viele nationale Firmenkundenbanken, die auch sehr leistungsfähig sind“, sagte er in Frankfurt. Die Commerzbank-Aktionäre dürften zunächst weiter Freude an dem Übernahmekampf haben – vor allem die, die zu gut 3 Euro eingestiegen sind. Börse kann sehr viel Spaß machen, wenn man auf der richtigen Seite steht.

Das wusste man als Deutsche-Bank-Aktionär ja lange Zeit auch nicht, ob man noch auf der richtigen Seite ist. Derzeit gibt es immer wieder Spekulationen, dass Deutsche Bank doch noch als weißer Ritter Commerzbank übernehmen könnte. Eine Investmentbank sei inzwischen mandatiert, die Optionen zu prüfen.

Vielen fehlt es allerdings an der Phantasie, welchen Mehrwert diese Fusion mit sich bringen würde. Die Integration dürfte Jahre dauern. Die europäische Konkurrenz wie Frankreichs BNP Paribas , Italiens Unicredit, Santander aus Spanien oder auch ING aus den Niederlanden dürfte sich derweil freuen. Die Deutsche-Bank-Aktie gewann in der zurückliegenden Woche rund 3 Prozent hinzu. Die Gerüchte haben den Kurs offensichtlich weder besonders beflügelt noch geschadet. Offensichtlich wird ihnen nicht allzu viel Bedeutung beigemessen.

Und sonst? In den kommenden Tagen dürfte Tesla einen Blick wert sein. Wie erwartet, zeigte Elon Musk Teslas erstes Robotaxi, also ein selbstfahrendes Auto. Es heißt „Cybercab“ und hat weder Lenkrad noch Pedale. Es ist mit Flügeltüren ausgestattet und sieht aus wie eine kleinere und etwas abgerundete Variante von Teslas Pick-up-Transporter Cybertruck. Musk sagte, es solle weniger als 30.000 Dollar kosten, was billiger wäre als alle bisherigen Tesla-Modelle.

Ob das Auto je in Serie geht, ist unklar. Musk hat die Automobilindustrie revolutioniert, aber nicht alle seiner Ankündigungen sind immer Erfolgsgeschichten. Die Tesla-Aktie allerdings könnte durchaus mal wieder den einen oder anderen Impuls gebrauchen. Noch vor einer Woche notierte die Tesla-Aktie an der amerikanischen Technologiebörse Nasdaq bei 250 Dollar. Inzwischen ist das Papier bei 234 Dollar angekommen.

Für Beachtung sorgte die Tatsache, dass die Investorenlegende Warren Buffett seinen Anteil an Bank of America reduziert hat. Er hält noch knapp 10 Prozent an dem Institut und liegt nun unterhalb einer Meldeschwelle. Erklärungen für den Verkauf gab es keine. Kürzlich hatte der als „Orakel von Omaha“ bekannte Anleger auch Apple im großen Stil verkauft.