Autohersteller Stellantis schockt die Umschlagplatz
Nicht nur Volkswagen leidet unter dem wachsenden Wettbewerbsdruck auf dem globalen Automarkt. Mit Stellantis hat am Montag auch Europas zweitgrößter Volumenhersteller mit Marken wie Peugeot, Opel und Fiat einen Warnschuss abgegeben und seine Finanzziele nach unten korrigiert. Statt mindestens zehn Prozent sei im laufenden Geschäftsjahr nur noch eine um Sondereffekte bereinigte Gewinnmarge von 5,5 bis sieben Prozent zu erwarten, teilte der Konzern am Montagmorgen mit.
Das wäre glatt eine Halbierung gegenüber 2023. Damals hatte Stellantis noch mit einer Marge von 12,8 Prozent geglänzt – eine Größenordnung, die für gewöhnlich nur Premiumherstellern wie Mercedes oder BMW vorbehalten ist. Die nach unten korrigierte Zielmarge hat auch Folgen für den freien Cashflow im Industriegeschäft. Er dürfte mit minus 5 bis 10 Milliarden Euro negativ werden statt, wie bislang erwartet, positiv zu bleiben.
Die Börsenreaktion fiel deutlich aus. Zum Handelsauftakt fiel der Kurs der Stellantis-Aktie um mehr als elf Prozent. Dabei hatten sich Anleger schon seit Monaten auf eine sinkende Profitabilität eingestellt: Bis März noch bejubelt, hat der Kurs seit seinem Allzeithoch im März fast die Hälfte an Wert eingebüßt. Der Börsenwert notiert mit knapp 38 Milliarden Euro wieder deutlich unter dem von Volkswagen.
Hohe Lagerbestände
Schon im ersten Halbjahr war die Marge von Stellantis auf zehn Prozent und der Reingewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 48 Prozent auf knapp 5,6 Milliarden Euro gefallen. Sorgen bereitet dem Konzern nicht nur die Lage auf dem europäischen Automarkt, sondern auch das Nordamerikageschäft. Dort haben seine US-Marken wie Jeep, Chrysler und Dodge zuletzt Marktanteile verloren und es steht die Wirtschaftlichkeit mehrerer Fabriken auf dem Prüfstand.
Letzteres ist nach Darstellung der Geschäftsführung auch der Hauptgrund für die nun angekündigte Zielkorrektur. Etwa zwei Drittel der geringeren Marge seien „auf Korrekturmaßnahmen in Nordamerika zurückzuführen“, erklärte sie am Montag weiter. Stellantis sitzt dort auf hohen Lagerbeständen. Statt um 100.000 dürften die Auslieferungen in Nordamerika im laufenden zweiten Halbjahr um mehr als 200.000 Fahrzeuge zurückgehen, verglichen mit dem Vorjahreszeitraum.
Sorgen in Nordamerika – Tavares verkürzt Urlaub
Reagieren will Stellantis nun unter anderem mit „Initiativen zur Produktivitätssteigerung, die sowohl Kosten- als auch Kapazitätsanpassungen umfassen“. Die Probleme in Nordamerika treiben die Geschäftsführung schon länger um. Der französischen Zeitung „Les Echos“ zufolge hat Vorstandschef Carlos Tavares im August seinen Sommerurlaub verkürzt, um in Detroit Gespräche zu führen.
Der Portugiese, seit der Entstehung des Multimarkenkonzerns Anfang 2021 an der Spitze von Stellantis, sitzt seit dem jüngsten Abwärtstrend nicht mehr so sicher in seinem Sessel wie bislang. Einem Bericht des Finanzdiensts „Bloomberg“ zufolge ist Verwaltungsratschef John Elkann unzufrieden mit der Lage in Nordamerika und hat die Nachfolgesuche für die Zeit nach Tavares begonnen. Dessen Vertrag endet Anfang 2026. Tavares wurde im August 66 Jahre alt und hatte sich schon zuvor als Chef der französischen PSA-Gruppe als „Kostenkiller“ einen Namen gemacht.