Pager-Explosionen: Im Libanon stillstehen die Zeichen nun uff Krieg

Als ob das Verhältnis zwischen Israel und der Hisbollah nicht schon zum Bersten gespannt wäre. Als ob man nicht jederzeit den großen Schlagabtausch befürchten müsste. Nun also noch diese Aktion, die offenbar der israelische Geheimdienst Mossad zu verantworten hat. Pager werden manipuliert, um Hisbollah-Kombattanten, iranische Diplomaten, aber ebenso Unbeteiligte zu verletzen oder umzubringen. Es gab neun Tote und rund 3.000 Verletzte.

Diese verdeckte Operation ist eine weitere Machtdemonstration Israels und seines ergiebigen Angriffsarsenals, das stets für Akte ungezügelter Aggressivität gut ist. Die Botschaft lautet: Wir können euch auf jede Weise treffen und demütigen, ohne dass ihr etwas dagegen tun könnt. Schon das tödliche Attentat auf Fuad Shukr, einen maßgebenden Militärstrategen der Hisbollah, Ende Juli in Beirut hatte einen solchen Hintergrund.

Es wird Vorsorge getroffen, dass erklärte Feinde Israels Todfeinde sind und bleiben

Anschläge wie diese werden verübt, um die vorrangig vom Iran intendierte „Achse des Widerstandes“ vorzuführen und herauszufordern. Mit dem Recht auf Selbstverteidigung hat dies nicht das Geringste zu tun. Vielmehr wird Vorsorge getroffen, dass erklärte Feinde Israels Todfeinde sind und bleiben. Dass dabei auch die Souveränität des libanesischen Staates wie ein absolut zu vernachlässigendes Übel behandelt wird, unterstreicht, wie selbstherrlich die derzeitige israelische Regierung vorgeht und nicht annehmen muss, damit bei seinen Gönnern wie den USA und Deutschland Anstoß zu erregen.

Genau genommen werden durch Israel permanent Kriegserklärungen abgegeben. Die dadurch ausgelöste Gefahr eines regionalen Flächenbrandes steigt weiter, sie stetig zu befeuern, ist wodurch zu rechtfertigen? Soll kompensiert werden, dass die israelische Armee ihre Ziele im Gazastreifen offensichtlich nicht erreicht hat, im Norden die Hamas wieder erstarkt, Positionen hält und weiterhin so gut wie keine Geiseln befreit oder durch eine Waffenruhe gerettet worden sind?

Die Frage wird sein, ob die von der Hisbollah angedrohte Vergeltung wirklich stattfindet und mit welcher Intensität das geschieht. In den vergangenen Wochen gab es derartige Ankündigungen immer wieder, doch waren die militärischen Konsequenzen so dosiert, dass ein offener Krieg vermieden wurde. Unter den gegebenen Umständen mit einer kalkulierten Eskalation zu rechnen, wirkt fast schon verwegen, wenn nicht allzu zweckoptimistisch. Bleibt zu hoffen, dass die regierenden US-Demokraten im Wahlkampf keinen Nahostkrieg gebrauchen können.